Pokal-Krimi in Kehdingen: Drochtersen zog Bayern München beinahe die Lederhosen aus
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- Null Respekt: Florian Nagel von D/A im Zweikampf mit Franck Ribéry
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jd. Drochtersen. Die Provinz-Kicker aus Drochtersen schafften beinahe die Sensation gegen die Profis von Bayern München. Die Spitzen-Fußballer retteten sich mit einem denkbar knappen 1:0 gegen das Amateur-Team vor einer Blamage. Vor allem in der ersten Halbzeit waren die Gastgeber dem amtierenden Deutschen Meister durchaus ebenbürtig.
Die Küsten-Kicker von Gastgeber Spielvereinigung Drochtersen/Assel (SV D/A) zeigten in ihrem „Jahrhundertspiel“ norddeutschen Kampfgeist und boten der erfolgsverwöhnten Kovac-Truppe fast bis zum Spielende Paroli. Im Verlauf der zweiten Spielhälfte machten die Bayern mehr Druck. Doch die Verteidigung von D/A hielt dem Ansturm der Gäste stand wie ein Deich in der Brandung. Erst in der 82. Minute brach der "Deich", als es Lewandowski gelang, den Ball im Kasten von D/A-Torhüter Patrick Siefkes zu versenken. Siefkes gehörte mit seinen Klasse-Paraden zu den Helden des Tages.
Die Begegnung entwickelte sich in weiten Phasen geradezu zu einem "Pokal-Krimi". Einmal hingen die Lorbeeren für die Kehdinger zum Greifen nahe: D/A-Spieler Florian Nagel hatte in der 33. Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, doch Manuel Neuer parierte die bis dahin größte Torchance des Spiels. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", feuerten die Kehdinger Fans die Heim-Mannschaft an. Fast wäre das gelungen.
Die Fußballer aus Drochtersen um Kapitän Sören Behrmann gingen hochmotiviert ins Spiel und zeigten keinen Respekt vor großen Namen wie Neuer, Boateng, Müller, Robben oder Ribery. Die Teilzeit-Kicker wollten beweisen, dass sie zwar drei Spielklassen von den Fußball-Millionären aus München trennen, aber keine fußballerischen Welten zwischen beiden Teams liegen. Tatsächlich war es eine Begegnung auf Aufgenhöhe und viele Zuschauer im Stadion fragten sich: "Können oder wollen die Bayern nicht mehr zeigen?" Schließlich waren die Gäste aus München in ihrer ersten Garnitur angereist statt wie sonst oft in solchen Begegnungen mit einem B-Team aufzulaufen.
Die Viertligisten aus Kehdingen war mit der Ansage ins Spiel gegangen, sich weniger Gegentore einzuhandeln als vor ein paar Tagen der Zweitligist HSV beim 1:4 im Freundschaftsspiel gegen die Bayern. Dieser Plan ging auf. DIe Bayern mussten sich zum Sieg zittern. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung bei den D/A-Fans. Sie bejubelten jede Szene, in der ihre Jungs einen Zweikampf gewannen und sich das runde Leder schnappten. Stadionsprecher Dirk Ludewig feuerte die Anhänger von D/A immer wieder an, ihrer Mannschaft zuzujubeln. Mehrfach ließ Ludewig die La-Ola-Welle durchs Stadion schwappen.
Bereits vor dem Spiel herrschte im sonst so beschaulichen Drochtersen Ausnahmezustand. Das Stadion bot - trotz Erweiterung durch zwei mobile Tribünen – zwar nur Platz für 7.800 Zuschauer, doch gefühlt waren im Ort Menschenmassen unterwegs, die locker für eine Zuschauerkulisse bei einem hochkarätigen Bundesliga-Spiel gereicht hätten.
Überlegungen, aufgrund der großen Kartennachfrage etwa ins Hamburger Millerntor-Stadium umzuziehen, hatte D/A-Präsident Rigo Gooßen bekanntlich rechtzeitig eine Absage erteilt: Er wollte den Bayern-Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Drochtersener machen. Das ist ihm gelungen. Die Menschen werden lange über denkwürdige Pokalspiel reden - und wahrscheinlich auch über das heillose Verkehrschaos, das bei der Abreise herrschte.
Auch das Medieninteresse war ungleich größer als vor zwei Jahren, als das D/A-Team mit Mönchengladbach schon mal einen Bundesligisten zu Besuch hatte. Bereits Tage vorher und dann noch einmal geballt beim Spiel tummelten sich Journalisten aus der gesamten Republik in Drochtersen. Die großen Agenturen und viele Zeitungen von Rang und Namen hatten eigene Reporter vor Ort.
Ganz Deutschland kennt jetzt den kleinen Ort an der Unterelbe, in dessen Stadion die Stars von der Isar von einer Amateurtruppe vorgeführt wurden.
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Weitere Fotos werden im Laufe des Wochenendes online gestellt.
Redakteur:Jörg Dammann aus Stade |
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