Äpfel haben eine gute Qualität
Offizieller Start der Apfelernte im Landkreis Stade
Auf dem Hof von Obstbauer Knut Schliecker in Drochtersen-Hüll wurde jetzt die Apfelsaison 2024 feierlich eröffnet. Die Fachgruppe Obstbau beim niedersächsischen Landvolk gab damit den Startschuss für die diesjährige Ernte. Claus Schliecker, der Vorsitzende der Fachgruppe, nutzte die Gelegenheit, um deutliche Worte an die Politik und den Lebensmitteleinzelhandel zu richten. Landrat Kai Seefried betonte die enge Verbindung der Region zum Obstbau.
Die Obstbauern in Niedersachsen blicken voller Erwartungen auf die kommende Erntezeit. „Die frischen Äpfel haben eine richtig schöne Qualität“, sagte Claus Schliecker. In den kommenden sechs Wochen werde die harte Arbeit des vergangenen Jahres sichtbar, erklärte Gastgeber Knut Schliecker. Für ihn sei der Start der Ernte jedes Jahr ein besonderes Ereignis. Auch wenn die neue Ernte qualitativ hochwertig ist: Wegen des kühlen Frühlings rechnen die Obstbauern mit Ernteeinbußen von bis zu 20 Prozent im Vergleich zu 2023. Allerdings sind die Ernteverluste längst nicht so hoch wie in den anderen deutschen Obstbauregionen - wie etwa in Thüringen und Sachsen.
Herausforderungen und Erfolge im Obstbau
Der Obstbau an der Niederelbe stehe für eine hohe Qualität und eine exzellente Ausbildung, betonte Claus Schliecker. Rund 500 Familienbetriebe seien Garanten für die hohe Qualität. „Wir arbeiten in und mit der Natur – das ist jedes Jahr spannend“, betonte Schliecker. In diesem Jahr beginnt die Ernte so früh wie nie zuvor. Auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar. Dank Frostschutzberegnung und ausreichend Wasser konnten die Obstbauern in Kehdingen und dem Alten Land dennoch erfolgreich wirtschaften. „Die neuen Äpfel schmecken hervorragend“, erklärte der Sprecher der Landvolk-Fachgruppe. „Wir tun alles, was Politik und Gesellschaft von uns verlangen“, sagte Claus Schliecker mit Blick auf die hohen Umweltstandards in Deutschland.
Forderung nach fairen Erzeugerpreisen
Damit der Obstbau weiterhin erfolgreich bleibt, forderte Schliecker angemessene Erzeugerpreise: Die Obstbauern müssen von ihrer Arbeit leben können. Die Weigerung einiger Lebensmittelkonzerne, nicht einmal Gespräche zu führen, sei für die Obstbauern nicht akzeptabel. Daher plant die Fachgruppe eine erneute Einladung für November. Schliecker kritisierte auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wegen seiner Einmischung in die Verhandlungen der Mindestlohnkommission. So stelle Weil die Tarifautonomie infrage.
Die Obstbauern seien aber auf politische Unterstützung angewiesen. „Wir setzen auf Dialog statt auf Blockaden“, so Schliecker. Die Proteste der Bauern im Winter brachten laut Schliecker kaum Verbesserungen für den Obstbau. Ein klares Bekenntnis zur Landwirtschaft und zum Obstbau sehe anders aus, meinte er enttäuscht.
Unterstützung von Landrat Seefried
Landrat Kai Seefried bezeichnete den Obstbau als wichtigen Werbeträger für die Region. „Wir sind so stolz darauf, dass wir als Landkreis Stade mit dem Alten Land und Kehdingen das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas haben“, sagte Seefried. Der Obstbau sei sowohl für die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises als auch für den Tourismus von großer Bedeutung. Er dankte Claus Schliecker für dessen offene Worte und die friedlichen Proteste im Winter. Die damals geführten Gespräche hätten etwas bewirkt.
Appell an die Politik: Fachwissen einbeziehen
Seefried richtete sich auch an die anwesenden Politiker aus Landes- und Bundesebene: „Vor wichtigen Entscheidungen sollte man immer das Gespräch mit den Fachleuten suchen.“ Die Region stehe geschlossen hinter dem Obstbau. Ein Leuchtturm sei das Obstbau-Kompetenzzentrum Esteburg. Ohne die Arbeit der Obstbauern wäre der Landkreis Stade nicht derselbe. Niemand mache sich mehr für den Umweltschutz stark als die heimische Landwirtschaft mit dem Obstbau: „Das ist Biodiversität pur, das ist Artenschutz pur.“ Regionales Obst zu kaufen, sei gelebter Klimaschutz.
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