Wie in alten Zeiten
Ein Besuch der Helmster Heimatstube ist wie eine kleine Zeitreise
Aus der Musikbox ertönen Hits aus den 1950er Jahren. Die liebevoll gedeckten Tische in der Gaststätte erinnern an den Kaffeenachmittag bei Oma. Und in dem alten und detailgetreu eingerichteten Geschäft möchte man am liebsten sofort "Kaufmannsladen" spielen. All das und noch viel mehr ist zu finden in der Heimatstube in Helmste. "Wir wollen kein Museum sein", sagt Reiner Klintworth, einer der vielen Initiatoren. "Im Idealfall etabliert sich dieser Ort als Dorftreff, wo man am Sonntagvormittag auf einen Klönschnack einkehrt und die Atmosphäre aus alten Zeiten genießt."
Die "Heimatstube" befindet sich im Dachgeschoss des Helmster Dörpshus (Schulstraße 5). Als das Dorfgemeinschaftshaus im Rahmen der Dorferneuerung umfassend saniert und ausgebaut wurde, hatte keine ortsansässige Institution Interesse an der Nutzung des Dachgeschosses. "Also habe ich damals vorgeschlagen, dort eine Heimatstube einzurichten", sagt Reiner Klintworth. Er ist seit 2003 Vorsitzender des Helmster Heimatvereins. Dieser hatte sich 2001 gegründet und u.a. zum Ziel gesetzt, alte Dinge aus dem Dorf zu sammeln und zu erhalten. "Seitdem haben wir aus vielen Haushaltsauflösungen schöne Dinge aus alten Zeiten gesammelt", erzählt Klintworth.
Dazu gehören neben Möbeln und Haushaltswaren auch besondere Fundstücke wie eine homöopathische Hausapotheke. "Der Urgroßvater meines Mannes hat damit Ende des 19. Jahrhunderts seine Tiere behandelt", sagt Christine Klintworth. Alle Fundstücke wurden zunächst vom Verein im ehemaligen Helmster Kartoffel-keimhaus aufbewahrt und ausgestellt. Dort war es jedoch im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß und generell zu feucht, was den Exponaten auf Dauer schadete.
Seit vergangenem Sommer war die Einrichtung der Heimatstube eines der Hauptprojekte vieler Heimatvereins-Mitglieder. Entstanden ist Erstaunliches: Im vorderen Bereich befindet sich eine historische Gaststätte mit Tresen und Leuchtreklame, Kneipentischen und -stühlen und einer einwandfrei funktionierenden Musikbox Baujahr 1964 der Marke Rock-Ola. "Die haben wir von einem Fredenbecker Sammler", sagt Reiner Klintworth, der früher selbst in einer Band Bass spielte.
Neben der Gaststätte wurden eine "gute Stube" und eine Küche eingerichtet. Auch hier lassen sich viele Besonderheiten entdecken. Dazu gehört z.B. ein historischer Eisschrank, der vor mehr als hundert Jahren ohne Strom funktionierte. Die Kühlung erfolgte durch Eisblöcke. "So etwas gab es damals nicht in Privathaushalten, sondern nur in der Gastronomie oder in Fachgeschäften wie Fleischereien", sagt Klintworth. Nächste Station des Rundgangs ist das alte Schulzimmer. Schiefertafel und Schulbank stammen aus der ehemaligen Helmster Dorfschule.
Den krönenden Abschluss bildet der alte Laden. Hier hat Reiner Klintworth, der über Jahrzehnte die Lebensmittelabteilung des Stader Kaufhauses Karstadt, später Hertie, leitete, sein ganzes Herzblut hineingesteckt. Regale und Tresen stammen aus den ehemaligen Feinkostläden Wolters und Doberitz in Stade sowie dem Sparladen Wendt und dem Edekamarkt Klintworth in Helmste. Die dort angebotene Ware ist größtenteils aus der Privatsammlung von Reiner Klintworth. Den Laden präsentierte er kürzlich zwei Stifterinnen des Interieurs: Therese Doberitz (103) und Helga Wolters (78). Beide erkannten viele Stücke aus ihren alten Geschäften sofort wieder. Helga Wolters bewunderte u.a. die schöne alte Kasse und entdeckte u.a. eine Dose von "Schütz-Kaffee", den sie einst im Sortiment hatte.
• Die Heimatstube ist erstmals am Sonntag, 4. Juni, anlässlich des Helmster Dorfflohmarkts geöffnet.
Verein macht Verjüngungskur
Der Heimatverein Helmste erfährt zurzeit eine Verjüngungskur. "Es wird Zeit, die Vorstandsarbeit in jüngere Hände zu legen", sagt Reiner Klintworth (72). Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung wurde deshalb das Amt seines Stellvertreters von seiner Namensvetterin Christine Klintworth (64) übernommen. Neue Kassenführerin ist Sophie Nössler, bereits seit 2022 liegt die Jugendarbeit in den Händen von Melanie Bardenhagen. Auch Reiner Klintworth selbst möchte den Vereinsvorsitz zeitnah an die nächste Generation abgeben. "Wir haben den Verein gut aufgestellt und viel erreicht. Jetzt sollen die Jüngeren weitermachen."
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