So wird man in Archiven fündig
Heimatforscherin aus Kutenholz gibt Recherche-Tipps
Sie ist engagierte Heimatforscherin: Debbie Bülau befasst sich seit Jahren mit den Opfern der Nazi-Diktatur in der Region. Der gelernten Erzieherin und ihren Mitstreitern ist es zu verdanken, dass Gedenkstelen und Informationstafeln auf den Friedhöfen in der Samtgemeinde Fredenbeck aufgestellt wurden. Auch eine Ausstellung zu den Schicksalen der Opfer hat sie mit ihrem Team auf den Weg gebracht. Zuletzt erforschte sie ein besonderes Kapitel aus der Geschichte ihrer Heimat. Mit geradezu wissenschaftlicher Akribie begab sie sich auf Spurensuche. Es ging um das Schicksal einer fünfköpfigen britischen Panzerbesatzung, die in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 bei Kutenholz ums Leben kam. Mit Unterstützung des Kreisarchäologen Daniel Nösler spürten Bülau und ihre Mitstreiter Relikte des Panzers auf (siehe Kasten). Das WOCHENBLATT fragte sie nach Tipps, den sie anderen Heimatforschern geben kann, wie man erfolgreich in Archiven recherchiert und historische Quellen auswertet.
Viele Informationen sind online abrufbar
"Meine wichtigste Quelle sind die Arolsen Archives", sagt die Heimatforscherin. In Bad Arolsen in Hessen befindet sich das weltweit größte Archiv über Opfer und Überlebende des NS-Regimes. Dieses Archiv ist als UNESCO-Welterbe eingetragen. Unzählige Dokumente sind digitalisiert und online abrufbar (www.arolsen-archives.org).
Über einen großen Bestand an Unterlagen verfügt auch das Bundesarchiv (www.bundesarchiv.de). "Dort habe ich Informationen über einige unserer Opfer gefunden, aber auch erfahren, wann mein Schwiegervater in Kriegsgefangenschaft geraten ist und wo er wann in welchem Gefangenenlager in England war", berichtet Bülau. Auf der Internetseite des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (www.volksbund.de) lassen sich Daten von Kriegsgräberstätten in aller Welt abrufen. Für Informationen zu sowjetischen Opfern lohne sich eine Kontaktaufnahme mit dem Verein Memorial Deutschland (www.memorial.de).
Inzwischen gehört Bülau einem weltweiten Netzwerk an, das sich bei Recherchen gegenseitig unterstützt. Internationale Medien haben über sie berichtet, auch eine Grußadresse des britischen Königshauses ging bei der Heimatforscherin ein. Dass ihre Familie amerikanische Wurzeln hat und sie fließend Englisch spricht, kommt ihr dabei zugute.
Recherche in den örtlichen Archiven
Denjenigen Heimatforschern, die sich auf rein lokale und regionale Themen konzentrieren wollen, empfiehlt Bülau einen Besuch der örtlichen Archive. In Stade sind das beispielsweise das Landesarchiv und das Stadtarchiv. Ein Blick in Ortschroniken, Ortssippenbücher oder der Kontakt zu den Heimatvereinen mit ihren oft umfangreichen Sammlungen könne ebenfalls hilfreich sein. Der Kontakt zu Gedenkstätten wie der Stiftung Lager Sandbostel lohne sich ebenfalls. Dort lagern u.a. Listen von Inhaftierten oder Verstorbenen. Biografische Informationen gibt es auch in den Kirchenbüchern, beim Standesamt oder beim Einwohnermeldeamt.
Panzer-Überreste tief im Boden
Erst am Dienstag haben sich Debbie Bülau und ihr Team gemeinsam mit der Kreisarchäologie erneut auf Spurensuche begeben: Mit einem speziellen Geomagnetik-Messgerät wurden auf einer Wiese bei Kutenholz tief im Boden Signale geortet, bei denen davon auszugehen ist, dass es sich um weitere Überreste des britischen Panzers handelt.
• Mehr über diese Aktion lesen Sie in der kommenden Mittwochs-Ausgabe des WOCHENBLATT.
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