Kitzrettung im Morgengrauen
Mulsumer Verein startet jeden Morgen seine Drohne

Foto: Ole Christiansen
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Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Wenn bei den Mitgliedern und Helfern des Vereins "Wildtierrettung und Artenschutz Mulsum und Umgebung" morgens um drei der Wecker klingelt, treibt sie nur ein Ziel aus den Federn. Gemeinsam wollen sie Rehkitze davor bewahren, unter den Mähdrescher zu geraten. Hierfür hat der Verein im vergangenen Jahr mit Hilfe von Spenden und Fördergeld eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft. Seit Anfang Mai ist diese fast jeden Morgen im Einsatz. Die Erfolgsbilanz lässt sich sehen: Bis zu acht Kitze können pro Tag gerettet werden.

"Die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Landwirten klappt sehr gut", freut sich Ole Christiansen, der gemeinsam mit seiner Jagdkollegin Marieke Ebert Initiator des Vereins ist. "Wir bekommen einen Tag vorher mitgeteilt, welche Flächen gemäht werden sollen. Diese suchen wir dann im Morgengrauen nach den Rehkitzen ab." Notwendig ist das, weil die Muttertiere ihren Nachwuchs nach der Geburt im Mai und im Juni bevorzugt auf Wiesen und Äckern mit hohem Bewuchs ablegen. Dort ducken sich die Jungtiere an den Boden und verharren in den ersten Wochen nach der Geburt auch, wenn Gefahr droht. Die frühe Suche im Morgengrauen hat ihren Grund, auch wenn die Wiese erst am Nachmittag gemäht wird. Denn die Wärmebildkamera reagiert empfindlich. Wenn die Sonne schon höher am Himmel steht, kann es passieren, dass sie auch großblättrige Pflanzen oder Maulwurfshaufen anzeigt, die sich durch das absorbierte Sonnenlicht aufgeheizt haben. "Dann laufen unsere Retter vergeblich durchs Feld und wir verlieren wertvolle Zeit", erklärt Christiansen.

Zeit ist ohnehin bei der Kitzrettung ein wichtiger Faktor. So gibt es Drohnenmodelle, die nach jedem Wärmefund über diesem verharren, bis dieser vom Boden aus kontrolliert wird. Die Drohne des Vereins aus Mulsum ist cleverer. "Wir verwenden eine spezielle Software eines Start-up-Unternehmens aus Stralsund", sagt Christiansen. "Mit ihr fliegt unsere Drohne eine zuvor programmierte Strecke ab und speichert alle zwei Sekunden ein Wärmebild." Potenzielle Wärmequellen werden mit ihren GPS-Daten gespeichert und mit einer Smartphone-App an die Suchenden am Boden weitergegeben. So können die Kitze gefunden und gerettet werden, auch wenn die Drohne bereits an anderer Stelle ist und Bilder macht. "Diese Methode ist sehr effizient", freut sich Christiansen.

Wenn ein Kitz entdeckt wird, wird es von den Helfern in einen mit Gras ausgepolsterten Wäschekorb gesetzt. Dabei werden stets Handschuhe getragen, damit das Tier nicht den Geruch des Menschen annimmt. Der Wäschekorb wird mit einem Deckel versehen und das Kitz in dem Behälter an den Rand des Feldes getragen. Ist der Landwirt mit dem Mähen fertig, werden die Körbe wieder geöffnet und die Tiere freigelassen. "Jedes Kitz findet innerhalb kürzester Zeit wieder zu seiner Mutter", hat Christiansen beobachtet. "Häufig warten die Ricken – angelockt durch das Fiepen ihrer Kitze – bereits in unmittelbarer Nähe auf ihren Nachwuchs."

Noch bis Anfang Juli werden die Kitzretter mit ihrer Drohne in Mulsum und Umgebung unterwegs sein. Dann sind die jungen Rehe groß genug, um bei Gefahr flüchten zu können.

In ihre technische Ausrüstung haben die Vereinsmitglieder bereits mehr als 11.000 Euro investiert. Dabei schlug der Kauf der Drohne und Akkus mit rund 3.600 Euro zu Buche, hinzu kamen Software, ein Laptop zum Auslesen der Bilder und mehrere Versicherungen. "Möglich war das nur durch Spenden. Wir sind allen Geldgebern, darunter dem Windpark Mulsum als Hauptsponsor, sehr dankbar", sagt Christiansen. Für die Arbeit wird jedoch weiterhin Geld benötigt. Wer den Verein unterstützen möchte, schreibt eine E-Mail an: ole.christiansen@maschinenring-stade.de.

Foto: Ole Christiansen
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Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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