Anwohner des Neulandwegs in Fredenbeck weisen auf eine gefährliche Sicherheitslücke hin
Schilder-Wirrwarr sorgt für Ärger
sb. Fredenbeck. Innerhalb geschlossener Ortschaften gilt in Deutschland Tempo 50 - das haben wir alle in der Fahrschule gelernt. Was passiert also, wenn ein Ortsschild vom alten Standort einige Hundert Meter weiter Richtung Ortsmitte versetzt wird? Dann liegen die Wohnhäuser, die sich jetzt hinter dem Schild befinden, verkehrsrechtlich außerhalb der Ortschaft. Damit Autofahrer dort nicht aufs Gaspedal drücken, sondern weiter gemäßigt fahren, müssen dann Tempo-50-Schilder den Verkehr regeln. So geschehen im Neulandweg in Fredenbeck. Die Anwohner ärgert das - vor allem, weil durch eine Lücke zwischen dem Ortsschild und dem Tempo-50-Schild ein Bereich entstanden ist, in dem trotz Wohnbebauung 100 Stundenkilometer gefahren werden darf. Das WOCHENBLATT hat nachgehakt.
Die neue Regelung war bereits am 18. März Thema auf der Sitzung des Bau- und Wegeausschusses der Samtgemeinde Fredenbeck. Ein Anwohner wies im Rahmen der Einwohnerfragestunde auf die Situation hin. Die Verwaltung erklärte dazu, dass das Versetzen der Schilder nach einer Verkehrsschau auf Anordnung der Verkehrsbehörde erfolgt sei. Damit nicht zufrieden, wandten sich einige Anwohner an den Grünen-Ratsherrn Wolfgang Weh und dieser an das WOCHENBLATT. Für Weh ist die Situation eine Posse. Auch Samtgemeinde-Bürgermeister Ralf Handelsmann ist nicht zufrieden. "Die neue Beschilderung hat die Situation nicht verbessert", sagt er.
Missverständnis um das Ortsschild
Licht ins Dunkel bringt schließlich der Landkreis auf WOCHENBLATT-Nachfrage. "Im Vorgespräch zur Verkehrsschau wurde die Kommission von den Vertretern aus der Fredenbecker Verwaltung auf den Neulandweg aufmerksam gemacht", sagt Landkreissprecher Christian Schmidt. Anwohner hätten darauf hingewiesen, dass in der Siedlung Neulandweg mit der Querstraße "An den Teichen" keine geschwindigkeitsbegrenzende Beschilderung vorhanden sei. Zudem fehle am Neulandweg an der Reithalle das Ortsschild. Daraufhin wurde ohne Ortsbesichtigung einvernehmlich festgelegt, dass von der Samtgemeinde an den äußeren Grenzen der Siedlung im Kreuzungsbereich Neulandweg und "An den Teichen" Tempo-50-Schilder sowie an der Reithalle ein Ortsschild aufzustellen seien.
Worauf die Kommission nicht aufmerksam gemacht wurde: Es existierte am Neulandweg sehr wohl ein Ortsschild - allerdings nicht an der Reithalle, sondern weiter außerhalb hinter der Kreuzung "An den Teichen". Es wurde also kein neues Ortsschild installiert, sondern vom Bauhof der Samtgemeinde Fredenbeck das vorhandene versetzt. Dabei entstand zwischen dem versetzten Ortsschild und einem der neuen Tempo-50-Schildern eine Lücke von rund hundert Metern, in der man theoretisch 100 Stundenkilometer hätte fahren dürfen. "Der Leiter des Verkehrsamts, Gerhard Timm, wird deshalb bei der Samtgemeinde Fredenbeck anregen, dass das Tempo-50-Schild in Höhe des Ortsschilds positioniert wird, um eine lückenlose Geschwindigkeitsbegrenzung im Neulandweg zu gewährleisten," sagt Christian Schmidt. "Aus Sicht der Verkehrsbehörde ist die Geschwindigkeit im gesamten Bereich dann im Sinne der Anwohner geregelt."
Tempo-30-Schild wurde schon versetzt
Beim Ortstermin mit Wolfgang Weh, Anwohner Joachim Magiera und dem WOCHENBLATT am Freitagvormittag war das Tempo-50-Schild bereits versetzt und die Sicherheitslücke damit geschlossen. Joachim Magiera ist trotzdem nicht ganz zufrieden. Er hätte statt der neuen Tempo-50-Schilder lieber an allen Enden der Siedlung Ortstafeln gehabt. "Was das Tempolimit angeht, wäre das verkehrsrechtlich zwar das gleiche. Das Ende einer Ortschaft verleitet Autofahrer jedoch immer zum Gasgeben - egal ob ein Tempolimit vorherrscht oder nicht." Wolfgang Weh plädiert sogar dafür, den Neulandweg zur Tempo-30-Zone zu machen. "In unmittelbarer Nähe entstehen demnächst eine Seniorenwohnanlage und ein Neubaugebiet. Zudem sind die Straßen schmal und die Siedlungsumgebung ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Spaziergänger und Radfahrer." Der Grünen-Ratsherr plant deshalb einen dementsprechenden Antrag auf Verkehrsberuhigung nach der Wahl im September.
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