Schwingestraße in Fredenbeck
Landkreis Stade bezeichnet Verkehrsdemo in Fredenbeck "Viel Lärm um Nichts"
Zu einer Demonstration für mehr Verkehrssicherheit in der Fredenbecker Schwingestraße hatte die Gemeinderatsfraktion der Grünen am gestrigen Freitag aufgerufen. Die Partei fordert in dem Bereich des kürzlich eröffneten Seniorenheims, der geplanten Kita und des Neubaugebiets Sonnenkamp West eine Ampel, Querungsmarkierungen zwischen den Bushaltestellen und Tempo 30. In diesem Zusammenhang wird der Vorwurf geäußert, der für die Kreisstraße zuständige Landkreis wolle vor Fertigstellung der Kita keine Maßnahmen zur Verkehrssicherheit in Angriff nehmen, da keine Zahlen der Überquerungen vorlägen.
"Viel Lärm um nichts" lautet dazu der erste Kommentar von Landkreis-Sprecher Daniel Beneke. "Die Themen werden schon längst bearbeitet." Selbstverständlich unterstütze die Straßenverkehrsbehörde, angesiedelt beim Landkreis, die Gemeinde und die Samtgemeinde Fredenbeck bei der Umsetzung von Verkehrssicherheitsmaßnahmen. Das sei Wolfgang Weh als Initiator der Protestaktion auch bereits mitgeteilt worden. "Wenn er, der als erfahrener Kommunalpolitiker die Zuständigkeiten kennen dürfte, sich vorher bei uns über die Sachlage informiert hätte, wäre die Protestaktion wohl hinfällig geworden", sagt Beneke.
Tempo-30-Schilder hängen bereits
Der Landkreis-Sprecher berichtet, dass "Tempo 30" schon längst auf den Weg gebracht wurde: Weil das Seniorenheim an der Schwingestraße schräg gegenüber des Grundstücks der ehemaligen Niedersachsenschänke kürzlich den Betrieb aufgenommen hat, habe die beim Landkreis angesiedelte Straßenverkehrsbehörde ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde für diesen Bereich angeordnet. Die Straßenmeisterei sei bereits mit der Aufstellung der Schilder beauftragt worden, sagt Beneke.
Beneke widerspricht indes der Darstellung, dass seitens des Landkreises die Position vertreten worden wäre, dass erst die Kindertagesstätte errichtet sein müsse, ehe im Bereich der Schwingestraße weitere Maßnahmen zur Verkehrssicherheit geplant werden können. "Bereits im Rahmen der Verkehrsschau im März 2023 haben Vertreter von Gemeinde, Polizei und Landkreis über diverse konkrete Maßnahmen gesprochen", sagt Beneke. Ob Schaffung einer Querungshilfe, Verlängerung eines Fußweges oder Verlegung einer Bushaltestelle: Die Straßenverkehrsbehörde sei hier bereit, gebotene Maßnahmen zur Verkehrssicherheit durch entsprechende verkehrsbehördliche Anordnungen zu unterstützen. „Es herrscht von Anfang an Einigkeit zwischen Polizei, Gemeinde und Landkreis darüber, dass hier mit Blick auf die geplante Kindertagesstätte ein Handlungsbedarf besteht“, sagt Beneke. Jetzt werde ausgelotet, welche Maßnahme auch wirklich sinnvoll ist.
Die nächsten Schritte seien klar skizziert, sagt der Landkreis-Sprecher. Weil zwar die Verkehrsbelastung jederzeit festgestellt werden kann, mögliche Querungszahlen von Fußgängern jedoch zurzeit nur prognostiziert werden können, sei hier der Träger des Kindergartens gefragt, Besucherzahlen hochzurechnen. Sobald diese Zahlen auf dem Tisch liegen, könne über geeignete Maßnahmen gesprochen werden, sagt Beneke. Dann könne auch im Detail etwas darüber gesagt werden, welche der erwogenen Maßnahmen die beste sei. Die Prognose zu den potenziellen Nutzern der Querung, die sich etwa aus der Kapazität der Kindertagesstätte und den Anwohnerzahlen der umliegenden Wohngebiete ergibt, sei für konkrete Entscheidungen von elementarer Bedeutung. Hier sei die Kommune gefordert, die Daten zu liefern, unterstreicht Beneke mit Verweis auf die vor fast eineinhalb Jahren getroffenen Vereinbarungen.
Erste Pläne liegen bereits vor
Bereits 2023 gingen die Überlegungen sehr weit: Die Teilnehmer der Verkehrsschau wiesen darauf hin, dass der günstigste Platz für einen Überweg auf dem geraden Stück zwischen den Kurven mit einer Bushaltestelle bereits belegt. Daher könne etwa darüber nachgedacht werden, ob die Bushaltestelle gegebenenfalls verlegt oder baulich umgestaltet werden müsse, um Platz für eine Überquerungsmöglichkeit zu schaffen, da diese nicht im direkten Bereich der Haltestelle oder in einer Kurve angelegt werden kann. „Ferner sollten die zurückzulegenden Wege der Fußgänger betrachtet werden, da lediglich eine Überquerung am zukünftigen Kindergarten nicht ausreicht, wenn bedacht wird, dass die Kinder aus dem Baugebiet „Sonnenkamp" zunächst auch die Kreisstraße überqueren müssen, um überhaupt auf den Gehweg auf der gegenüberliegenden Seite zu kommen", heißt es im Protokoll der Sitzung. „Hier wäre vielleicht der Bau eines Gehweges von der Einmündung „Sonnenkamp" bis zum Kindergarten (weniger als 200 Meter) entlang der Kreisstraße auf der westlichen Straßenseite zu überlegen, damit die Kreisstraße nicht zweimal überquert werden muss." Klar sei schon jetzt: Wenn sich diese Maßnahme am Ende der Beratungen als geeignet herausstelle und die Gemeinde sie umsetzen wolle, dann werde sich der Landkreis dem nicht verschließen, sagt Beneke.
Das sagt die Samtgemeinde
Auf WOCHENBLATT-Nachfrage teilt der Fredenbecker Samtgemeinde-Bürgermeister Matthias Hartlef mit, dass mit dem Bau der neuen Kita "Kleine Heimat" an der Schwingestraße wahrscheinlich erst im zweiten Quartal 2025 begonnen wird. Der Bauantrag wurde gestellt, bis zur Baugenehmigung dauere es erfahrungsgemäß 24 Wochen.
"Dem Landkreis ist bekannt, dass wir eine dreizügige Kita mit einer Erweiterungsmöglichkeit für eine vierte Gruppe errichten wollen", teilt Hartlef mit. Bei dreizügigem Betrieb werden von Montag bis Freitag täglich insgesamt 55 Kinder gebracht bzw. abgeholt. Es ist davon auszugehen, dass jedes Kind von einem Erziehungsberechtigten und eventuell von einem Geschwisterkind begleitet wird. Hinzu kommen zehn Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter, das Team wird eventuell durch Praktikanten ergänzt. Allerdings kommen und gehen nicht alle gleichzeitig: Die Kernbetreuungszeit liegt zwischen 8 und 14 Uhr, es gibt jedoch einen Frühdienst ab 7 Uhr und einen Spätdienst bis 15 Uhr.
Hinzu kommt eine einmal wöchentlich stattfindende Kooperation mit der auf der anderen Straßenseite befindlichen Seniorenresidenz "Heidtmanns Hof". Geplant sind zudem u.a. Turnhallenbesuche, Ausflüge und Spaziergänge, Spielplatzbesuche und Aktionstage. Zudem werden pro Jahr sechs Elternabende, ein Sommerfest, ein Oma-und-Opa-Nachmittag und Elternsprechtage veranstaltet. Und: "Der Spielplatz der Kindertagesstätte ist am Nachmittag, nach der Betreuungszeit der Einrichtung, als öffentlicher Spielplatz zugänglich. Auch hier werden Eltern und Kinder die Straße queren müssen, um den Spielplatz zu erreichen", sagt der Samtgemeinde-Bürgermeister. Im Neubaugebiet Sonnenkamp West an der Schwingestraße sind derzeit 74 Personen gemeldet.
Termin für eine weitere Vekehrsschau
Zum weiteren Vorgehen in Sachen Verkehrssicherheit sagt Matthias Hartlef: "Ich werde zeitnah einen weiteren Termin für eine weitere Verkehrsschau erbitten, um vorrangig über die Anlage eines kombinierten Geh- und Radweges zu sprechen." Die grundsätzliche Zuständigkeit für die Errichtung eines gemeinsamen Geh- und Radweges liege bei dem jeweiligen Straßenbaulastträger, also in diesem Falle dem Landkreis Stade. "Allerdings hat der Landkreis Stade hierzu natürlich keine Pflicht und könnte eine Zustimmung zur Herstellung durch die Gemeinde Fredenbeck geben. Hier wären dann auch Fragen zur Erhebung von Straßenausbaubeiträgen zu beantworten, da die Gemeinde Fredenbeck als einzige Gemeinde in der Samtgemeinde Fredenbeck eine Straßenausbaubeitragssatzung hat." Die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Stade bezeichnet der Fredenbecker Samtgemeinde-Bürgermeister als gut und sehr kooperativ, "auch wenn ich mir manchmal wünschen würde, dass Angelegenheiten schneller bearbeitet werden. Verzögerungen liegen teilweise an sehr vielen unbesetzten Stellen. Da mache ich dem Landkreis keine Vorwürfe, weil ich selber weiß, wie schwierig Personal zu bekommen ist."
Zur Demonstration am Freitag sagt Matthias Hartlef: "Demonstrationen sind ein wesentlicher Bestandteil einer Demokratie. Sie ermöglichen es den Bürgern, ihre Meinungen und Anliegen öffentlich zu äußern und somit aktiv an der politischen Meinungsbildung teilzunehmen. Und: Demonstrationen können politischen Druck ausüben. Nach der Ankündigung der Demonstration von B90/Die Grünen kam die verkehrsbehördliche Anordnung für die Tempobegrenzung 30 km/h für den Bereich des neuen Pflegeheimes."
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