Marxen
Umstrittener Standort für geplanten Tante-Enso-Laden

- Christian Brandt und Lebensgefährtin Elke Ebert fürchten um den Fortbestand der einzigen großen Grünfläche im Ort bei Ansiedlung eines "Tante Enso"-Ladens
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Seit in Marxen vor zehn Jahren der letzte Edeka-Markt schloss, haben die Menschen in dem 1.500-Einwohner-Dorf außer einem kleinen Bio-Markt keine Einkaufsmöglichkeiten mehr. Gemeindeverwaltung und -rat haben sich daher für die Ansiedlung eines genossenschaftlichen "Tante Enso"-Ladens entschieden, worüber die Marxener grundsätzlich erfreut sind. Auf heftigen Widerstand bei einigen von ihnen stößt jedoch der voraussichtliche Standort an der Straße "Moorburg": Die Heidjer fürchten um die einzige große Grünfläche im Ort mit altem Baumbestand.
Marxener fürchten um einzige große Grünfläche im Ort
"Tante Enso“ ist ein speziell auf kleine Dörfer unter 5.000 Einwohner zugeschnittenes Nahversorgungs-KonzeptNahversorgung. Das Besondere: Die Einwohner sind selbst finanziell an dem Geschäft beteiligt. Für die Realisierung mussten mindestens 300 Marxener einen Anteil über 100 Euro in einer Einkaufsgenossenschaft zeichnen, also Teilhaber des Ladens werden. Diese Quote wurde erreicht. Die vielerorts in Deutschland bestehenden stationären Mini-Supermärkte bieten auf 200 bis 250 Quadratmetern ein Sortiment von bis zu 3.500 Artikeln. Was nicht vorhanden ist, kann online (über "myEnso") bestellt und später abgeholt werden. Im Online-Supermarkt sind rund 15.000 Artikel verfügbar. Der Markt ist zu bestimmten Tageszeiten mit Personal besetzt, aber rund um die Uhr zugänglich.
"Es wäre ein Jammer, wenn der 'Tante Enso'-Laden auf das 'Moorburg'-Gelände käme. Zusätzlich zu den alten Bäumen wurden hier vor zwei Jahren noch ein paar neue gepflanzt. Die können doch nicht alle abgeholzt werden", machen Anliegerin Elke Ebert (61) und Lebensgefährte Christian Brandt (62) ihrem Unmut und dem weiterer Nachbarn gegenüber dem WOCHENBLATT Luft. "Hier gibt es unter anderem auch ein Freiluft-Schachspiel und eine Boulebahn. Die müssten dann schlimmstenfalls wohl auch dem Laden weichen."
Wurden Bürger zu spät über Ansiedlungspläne informiert?
Die Straße - so Christian Brandt - tragen ihren Namen "Moorburg" nicht von ungefähr. Bei Starkregen stehe das Wasser oft auf der Grünfläche und auf der Fahrbahn. "Wenn für den Ladenbau alles versiegelt würde, könnte das Wasser gar nicht mehr versickern und würde zu verstärkten Keller- und Straßenüberschwemmungen führen", gibt Brandt zu bedenken. Die Anwohner würden daher einen "Tante Enso"-Laden lieber an anderer Stelle im Ort sehen: "Er könnte doch auch im Gewerbegebiet aufmachen."
"Eine frühzeitige Mitteilung an die Einwohner über die Planung gab es nicht. Im vergangenen Hochsommer wurde jedoch im Ort schon ein Werbefilm über das Vorhaben gedreht", bemängeln Christian Brandt und Elke Ebert.
DAS SAGT BÜRGERMEISTER CHRISTIAN MEYER
"Über einen potenziellen Standort 'Moorburg' wurde bereits sehr früh - nämlich bei der ersten Bürgerinfoveranstaltung am 12. Oktober 2023 - gesprochen", erklärt Marxens Bürgermeister Christian Meyer auf WOCHENBLATT-Anfrage. Die Gemeinde habe auch nach Vorschlägen von Einwohnern 25 mögliche, über ganz Marxen verteilte Ansiedlungsorte für den "Tante Enso"-Laden geprüft. "Eine zentrale Lage und die Erreichbarkeit von weniger mobilen Bürgerinnen und Bürgern ist - neben der Verfügbarkeit - für den Standort elementar wichtig", begründet Meyer, weshalb die Kommune die "Moorburg" favorisiere.
"Es würde keine Gesamtversiegelung der Fläche geben. Das Regenrückhaltebecken, welches inzwischen als Biotop wahrgenommen wird, würde zum Beispiel nicht angetastet werden", versucht Meyer, Bedenken der Anwohner zu zerstreuen. "Ebenso möchte auch die Gemeinde den Baumbestand, der das Areal einbettet, möglichst erhalten."


Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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