Kritische Ansiedlung
SPD und Grüne wollen Umzug des Reit- und Fahrvereins Nordheide von Jesteburg nach Asendorf kippen.
mum. Asendorf/Jesteburg. Ob sich daran die Ratsherren in Jesteburg und Asendorf erinnern? 2009 wollte die Gemeinde Jesteburg Ersatz für den Sportplatz gegenüber dem Campingplatz am Kleckerwaldweg schaffen. Das Areal gab Jesteburg damals für Wohnbebauung frei. Der neue Sportplatz sollte nahe der bereits bestehenden Fußballplätze "Am alten Moor" entstehen. Doch der Fachbereich Naturschutz des Landkreises und das beauftragte Planungsbüro kamen zu dem Schluss, dass die Fläche unter anderem aufgrund der Nähe zum angrenzenden FFH-Gebiet (das sind spezielle europäische Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden), nicht in Frage kommt. Stattdessen entschied man sich wegen "eines damit verbundenen geringeren Eingriffs", den Sportplatz südlich von dem bereits bestehenden dritten Platz anzulegen.
Wichtig zu wissen ist dabei, dass die betreffenden Grundstücke der Gemeinde Jesteburg gehören, sie aber in der Gemarkung Asendorf liegen. Damit hat Asendorf beziehungsweise die Samtgemeinde Hanstedt das letzte Wort.
"Ich verstehe vor diesem Hintergrund einfach nicht, warum das Areal neun Jahre später geeignet ist, um dort einen Reitverein anzusiedeln", sagt Pierre Lösch von den Grünen. Gemeinsam mit Manfred Lohr (SPD) hofft er nun, die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans auf Samtgemeinde-Ebene stoppen zu können. "Die Chancen stehen nicht gut", so Lohr. Im zuständigen Fachausschuss in Asendorf hat sich die Wählergemeinschaft (WG) Asendorf gegen die Gruppe SPD/Grüne durchgesetzt. "Die WG hat kein Problem mit der geplanten Ansiedlung", sagt Lösch. Theoretisch könnte noch die für den F-Plan zuständige Samtgemeinde ein Veto einreichen. "Doch auch von dort ist kaum mit Gegenwehr zu rechnen", so Lösch. "Man möchte der Gemeinde nicht dazwischenfunken." Für die beiden Männer steht außer Frage, dass es sich bei der Fläche um ein besonders schützenswertes Stück Natur handelt.
Von den aktuellen Plänen profitiert Jesteburg. Die Gemeinde erwarb das derzeit vom Reit- und Fahrverein Nordheide genutzte Areal nahe des alten Festhallen-Grundstücks. Konkrete Pläne für Nachnutzung der Fläche gibt es nicht. Im Gespräch ist ein Mix aus Gewerbe und Wohnen. Auch als Erweiterungsfläche für die Grund- und Oberschule kommt das Grundstück in Frage. Zudem entsteht nahe des Schulzentrums ein kleiner Sport- und Freizeitcampus (Freibad, Schützenhalle, Fußball- und Tennisplätze).
Insgesamt sollen laut Lösch für den Reitverein etwa 10.000 Quadratmeter versiegelt werden. "Der Flächenbedarf für die Reitsportanlage umfasst etwa drei Hektar. Hinzu kommen noch etwa drei Hektar, die als Weideflächen benötigt werden." Die Pläne sehen einen Gebäudekomplex mit Reithalle, Tribüne, Stallanlage mit etwa 40 Boxen, Aufenthaltsraum, Sanitäranlagen sowie zwei Wohnungen für Aufsichts und Bereitschaftspersonen vor. Im südlichen Teil sollen für den Reitsportbetrieb außerdem eine Zuschauertribüne am Turnierplatz, eine Remise und eine überdachte Führanlage benötigt werden.
Kritisch sehen Lösch und Lohr auch die Anbindung der geplanten Reitsportanlage. Sie erfolgt ausschließlich über den schmalen Sandweg, der entlang der Sportplätze führt. "Kaum vorstellbar, dass dort große Geländewagen mit Pferdeanhängern entlangfahren, ohne dass es Probleme gibt", so Lohr. "Und dann sind nur 20 Parkplätze vorgesehen." Die beiden Männer zweifeln zudem, dass der Reitverein das Millionenprojekt überhaupt stemmen kann. "Es heißt, es gäbe Sponsoren. Aber wenn das Geld am Ende nicht reicht, werden wir nicht verhindern können, dass aus dem Vereinsbetrieb ein professioneller Reitstall wird - mit dem entsprechenden Verkehrsaufkommen", so Lohr. Die Gegner haben nun das niedersächsische Umweltministerium eingeschaltet und hoffen, dass es noch nicht zu spät für ein Umdenken ist. "Unter dem Strich siedelt Jesteburg einen Verein auf Kosten der Gemeinde Asendorf aus, um das freiwerdende Grundstück besser für sich verwerten zu können", so Lohr. "So geht man nicht miteinander um."
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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