Ende eines Traditionsbetriebes
Egestorfer Landschlachterei Ewald Albers schließt nach 94 Jahren

Stehen für eine Landschlachterei mit Herz (v. li.): Dorothee Albers, Mutter Petra und Bruder Ewald junior | Foto: ce
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  • Stehen für eine Landschlachterei mit Herz (v. li.): Dorothee Albers, Mutter Petra und Bruder Ewald junior
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"Hier läuft die Ware nicht vom Band, hier schafft man noch mit Herz und Hand": Dafür steht die Landschlachterei Ewald Albers in Egestorf, die seit 1929 als Familienbetrieb besteht - und nach fast 94 Jahren am Freitag, 31. März, schweren Herzens ihre Türen schließen muss.

Die Inhaber und Geschäftsführer Dorothee Albers (37) und Bruder Ewald junior (34) sind sehr traurig über die Geschäftsaufgabe. "Wir haben bis zum Schluss gehofft, das Aus abwenden zu können, aber die Umstände zwingen uns dazu", bedauern die Fleischermeisterin und der Fleischergeselle beim Besuch des WOCHENBLATT-Reporters die jüngste Entwicklung. Und reden Klartext: "Immer mehr Auflagen und Bürokratie, die steigenden Energiekosten und nicht zuletzt die Konkurrenz der Supermärkte machen den Schlussstrich leider unumgänglich. Viele Menschen sind bereit, für ein neues Smartphone jeden Preis zu zahlen, wollen jedoch für Lebensmittel möglichst wenig Geld ausgeben."

"Wir hatten viele Stammkunden aus Egestorf und Umgebung, denen wir für ihre Treue herzlich danken. Aber wir profitierten auch von den Touristen, die bei uns einkauften und sich gerne ein Fleisch- oder Wurst-Souvenir mit nach Hause nahmen", erklären Seniorenchefin Petra Albers (63) und Ehemann Ewald (72), dessen Großvater das Unternehmen einst gründete. Zahlreiche Prominente wussten die Qualitätsprodukte der Familie ebenfalls zu schätzen. Filmstar Heinz Rühmann gehörte ebenso dazu wie die als Oberschwester Hildegard aus der TV-#+"Schwarzwaldklinik" bekannte Eva-Maria Bauer oder Opern- und Operettensängerin Anneliese Rothenberger. Und auch die Starköche Frank Rosin und Tim Mälzer genossen die Leckerbissen aus der Heide.

Turbulente Zeiten erlebte die Familie Albers immer, wenn Um- oder Ausbauarbeiten in ihrer Schlachterei anstanden. "Wir wollten und mussten bei der Produktion, Wurstherstellung und Fleischverarbeitung technisch immer auf dem neuesten Stand sein, um erstklassige Ware bieten zu können", blickt Petra Albers zurück. Aufsehen erregten die eingefleischten überzeugten Fleischer ab den 1960er Jahren, als sie das deutschlandweit erste Kühlschaufenster präsentierten und auch damit den Geschmacksnerv der Kunden trafen.

Bevor die Schlachterei am 31. März ihre Türen schließt, gibt es noch einige besondere Leckereien - solange der Vorrat reicht. Danach will Petra Albers in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Für Tochter Dorothee, die auch Obermeisterin der Fleischerinnung Landkreis Harburg ist, steht noch nicht hundertprozentig fest, ob sie weiter in der Branche arbeiten möchte. Ihr Bruder Ewald möchte gerne dem Fleischerhandwerk treu bleiben und hat womöglich eine Anstellung bei einem Schlachterkollegen in Aussicht. "Wir sind alle sehr gespannt, was uns die Zukunft bringt."

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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