Geldklau mit dem Kuhfuß: Automatenknacker machen der EVB das Leben schwer

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(jd). Apensen, Ruschwedel, Harsefeld... - Die Tatorte reihen sich wie Perlen an einer Schnur: Die Schnur ist die EVB-Strecke von Buxtehude nach Bremerhaven. Entlang der Bahnlinie sind in den vergangenen Wochen sechs von 17 Fahrkartenautomaten Ziel von Automatenknackern geworden. Alle Geräte wurden so stark demoliert, dass sie nur noch Schrottwert haben. Für die EVB gehen die nächtlichen Umtriebe richtig ins Geld: Ein neuer Automat kostet rund 30.000 Euro. "Dieser Schaden dürfte um Vielfaches höher sein als die Beute", erklärt EVB-Pressesprecherin Andrea Stein auf WOCHENBLATT-Nachfrage.

Die jüngste Tat ereignete sich in der Nacht zu Dienstag in Harsefeld: Dort wurde der Ticket-Automat, der sich auf der Rückseite des EVB-Reisebüros befindet, gesprengt. Die Täter schnappten sich die Kassette mit dem Geld und verschwanden in der Dunkelheit. Der Harsefelder Fall fällt aus dem Rahmen: Bislang gingen die Ganoven mit brachialer Gewalt vor und hebelten die Automaten mit einer speziellen Brechstange, einem sogenannten Kuhfuß, auf. Der Einsatz explosiver Mittel verlange hingegen Fachkenntnis, so Polizeisprecher Andre Janz: "Das ist ein ganz anderes Kaliber." Er gehe daher von einer anderen Tätergruppe aus.

Allein im Landkreis Stade musste die EVB bisher vier zerstörte Automaten abmontieren. Außer Harsefeld sind die Haltepunkte in Kutenholz, Ruschwedel und Apensen betroffen. "Ersatz ist bereits bestellt", so Stein. Über die Motivation der Täter kann man nur spekulieren: In den meisten Automaten stecken nur ein paar Euro Bargeld. Ein Großteil der Fahrgäste sind Berufspendler oder Schüler und verfügen daher über eine Monatskarte.

Wer jetzt mangels Automat ohne Ticket mit den Zügen der EVB fährt, wird nicht als Schwarzfahrer belangt. In Harsefeld werden die Reisenden gebeten, ihren Fahrschein im EVB-Reisebüro zu kaufen. An den übrigen Stationen hat die EVB ein Hinweisschild angebracht, dass man ohne Fahrkarte in den Zug steigen darf. Diese Fahrgäste sollten sich umgehend ans Zugpersonal wenden. Ist kein Schaffner anwesend, gibt es die Fahrt für lau. "Wir werden in dieser Hinsicht kulant sein", sagt Stein.

Nicht nur entlang der EVB-Bahnlinien waren die Automaten-Knacker aktiv, auch andere Strecken sind betroffen (siehe unten). In Lübberstedt (Kreis Cuxhaven) war ihnen die Polizei in der vergangenen Woche so dicht auf den Fersen, dass sie ihr Tatwerkzeug zurückließen: Der Kuhfuß klemmte noch im Automaten. Nach Angeben des Sprechers der Bundespolizei in Bremen, Holger Jureczko, geschahen alle Taten zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens, der Großteil davon zwischen ein und drei Uhr. Er bittet die Anwohner, verdächtige Personen zu melden: "Zu diesen Zeiten hält sich kein normaler Fahrgast auf einem Bahnhof auf und wartet, bis morgens der erste Zug fährt."

Zwölf Fälle in der Region

Seit Dezember häufen sich die Automatenaufbrüche an den Bahnstrecken. Zwölf Fälle gab es in den vergangen Wochen im Elbe-Weser-Gebiet. Neben der EVB sind auch die Regio-S-Bahn zwischen Bremen und Bremerhaven (vier Fälle) sowie der Metronom (zwei Fälle) betroffen. Die EVB denkt darüber nach, Kameras zu installieren, wobei diese Maßnahme im Harsefelder Fall nichts genützt hat. Die Täter drehten die Kamera einfach zur Seite. Die Deutsche Bahn sichert ihre Geldkassetten in den Automaten mittlerweile mit Farbpatronen und die Nordwest-Bahn hat ihre Geräte auf bargeldloses Bezahlen umgerüstet.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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