Absperrungen werden umfahren
K26 bei Harsefeld: Autofahrer ignorieren Baustellen-Vollsperrung

Die K26-Baustelle kurz vor Harsefeld. Trotz Vollsperrung versuchen Autofahrer immer wieder, verbotenerweise durch die Baustelle zu fahren. Einige mussten hier umdrehen, weil Baufahrzeuge die Durchfahrt versperrten. Pech gehabt. | Foto: jd
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Seit Montag ist die Hauptverbindungsstrecke von Harsefeld nach Buxtehude bzw. Apensen, die Kreisstraße 26, zwischen dem Kreisel am Harsefelder Ortsausgang und Rutenbeck wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Auf beiden Seiten signalisieren die weißen Schilder mit rotem Rand und zusätzliche Absperrungen für jeden unübersehbar: Hier ist die Durchfahrt verboten. Offenbar meinen aber manche Autofahrer, sich nicht an Regeln halten zu müssen und durchfahren den knapp zwei Kilometer langen Baustellenbereich. Dadurch kam es bereits zu brenzligen Situationen, Bauarbeiter wurden durch die Verkehrsrowdys gefährdet. Das hat Harsefelds Vize-Rathauschef Bernd Meinke dazu veranlasst, die Autofahrer zur Besonnenheit aufzurufen. Das WOCHENBLATT schaute sich die Situation vor Ort an.

K26 von Harsefeld nach Hohebrügge vier Wochen gesperrt

Absperrgitter landen im Graben

Sie nennen ihn auf der Baustelle nur Holger. Seinen vollen Namen möchte er auch nicht preisgeben. Holger ist seit einem Vierteljahrhundert im Straßenbau tätig - für eine Firma, die den alten Asphalt von maroden Straßen fräst, bevor diese einen neuen Belag erhalten. Holger ist eine herzensgute Seele. Aber nach diesem Arbeitstag auf der K26 war er wieder mächtig auf Zinne. "Als ich heute morgen zur Baustelle kam, lagen die rot-weißen Absperrgitter im Graben." Es sei jeden Tag das gleiche Spiel. Zum Feierabend mache er beide Fahrbahnen mit den Gittern komplett dicht, morgens seien die Gitter weg. Immerhin: Wer nachts durch die Baustelle fährt, bringt wenigstens ihn und seine Kollegen nicht in Gefahr.

Doch tagsüber stehen die Gitter nur auf der rechten Fahrbahn, damit die Baustellenfahrzeuge die Absperrung passieren können. Das animiert einige Autofahrer dazu, verbotenerweise die Baustelle zu durchfahren, statt die Umleitung zu nehmen. Dabei wäre der Umweg für Autofahrer, die aus Richtung Buxtehude kommen, nur knapp vier Kilometer länger, wenn sie über die B73 fahren und in Horneburg auf die L123 abbiegen. "Morgens und nachmittags zum Berufsverkehr ist es besonders schlimm", berichtet Holger. "Wir müssen dann mit unseren Baufahrzeugen höllisch aufpassen, dass wir nicht die Autos dieser Verbotsschild-Ignoranten ankratzen." Auf anderen Baustellen habe es deswegen schon Ärger gegeben. 

Wieder hat ein Autofahrer die Absperrung in Rutenbeck umfahren. Er traut sich aber wahrscheinlich wegen der Kamera nicht, weiterzufahren (Bild 1). Der Autofahrer setzt zum Wenden an. Ein zweiter Wagen folgt (Bild 2). Auch dem Fahrer des zweiten Pkw ist die Situation nicht geheuer (Bild 3). Er wendet ebenfalls (Bild 4).  | Foto: jd
  • Wieder hat ein Autofahrer die Absperrung in Rutenbeck umfahren. Er traut sich aber wahrscheinlich wegen der Kamera nicht, weiterzufahren (Bild 1). Der Autofahrer setzt zum Wenden an. Ein zweiter Wagen folgt (Bild 2). Auch dem Fahrer des zweiten Pkw ist die Situation nicht geheuer (Bild 3). Er wendet ebenfalls (Bild 4).
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Autofahrerin wird hysterisch und braust los

Auch als der WOCHENBLATT-Reporter vor Ort ist, versuchen einige dreiste Zeitgenossen, sich durch die Baustelle zu mogeln. Doch sie hatten in diesem Moment Pech: Nach dem Motto "Versuch macht klug" mussten sie am anderen Ende der Baustelle - kurz vor Harsefeld - wieder umkehren. Dort blockierten zwei Baufahrzeuge die Fahrbahn. Vier verbotene Kilometer umsonst gefahren. Eine Autofahrerin bekam sogar vor den Augen des Reporters einen hysterischen Anfall. Sie wollte mit ihrem putzmunter auf dem Beifahrsitz hockenden Hund partout auf direktem Weg zu einem Harsefelder Tierarzt. Sie schrie nur noch "Schei..., ich muss da jetzt durch" - und gab Gas.

Holger kann über solche Vorkommnisse nur noch müde lächeln. Er könnte unzählige Geschichten erzählen, wie sich Autofahrer auf Baustellen daneben benehmen, pöbeln, beleidigen und sogar handgreiflich werden. Morgens sei schon die Polizei vor Ort gewesen. "Aber die haben auch nur den mahnenden Zeigefinger erhoben." Holger findet es nicht richtig, es nur bei einer Ermahnung zu belassen: Wer trotz Vollsperrung einfach durch eine Baustelle brettert, sollte ein saftiges Bußgeld und Punkte in Flensburg aufgebrummt bekommen. 

Zum Feierabend gegen 18.30 Uhr werden wieder beide Fahrbahnseiten abgesperrt. Morgens ist die Absperrung meist von irgendwelchen Autofahrern beiseite geräumt | Foto: jd
  • Zum Feierabend gegen 18.30 Uhr werden wieder beide Fahrbahnseiten abgesperrt. Morgens ist die Absperrung meist von irgendwelchen Autofahrern beiseite geräumt
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Appell an die Vernunft

Damit es gar nicht erst dazu kommt, appelliert Bernd Meinke aus dem Harsefelder Rathaus an die Vernunft: Er habe zwar Verständnis dafür, dass die derzeit hohe Zahl an Baustellen ein Ärgernis sei, doch bewusste Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung seien keine Lösung. Der Landkreis, dem die Straße gehört, wird noch deutlicher:  Baustellen trotz eindeutiger Verbotsschilder zu durchfahren und Absperrungen beiseite zu räumen, sei ein absolutes Fehlverhalten. "Ein solches Verhalten können wir nicht hinnehmen", erklärt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke. 

Bauarbeiten zwecks Straßensanierungen seien schließlich kein Selbstzweck, sondern dienten der Verkehrssicherheit, so Beneke. Der Landkreis Stade sei sich seiner Verantwortung in der Unterhaltung seiner Straßen bewusst. Bei einem so umfangreichen Netz an Kreisstraßen komme es deshalb laufend zu Bauarbeiten, die natürlich Verkehrsbehinderungen nach sich zögen. Der Landkreis informiere über alle Projekte und auch über die Umleitungen umfassend im Internet und über lokale Medien. Alle Umleitungen seinen zudem ausgeschildert, so Beneke. "Es gibt überhaupt keinen Grund, Absperrungen zu ignorieren oder gar beiseite zu schieben und die Bauarbeiter zu gefährden."

K39-Sanierung geht weiter
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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