Hasen zählen und den Hund ausbilden

Teckel Zeus ist fühlt sich schon als "Großer", wenn er mit Birgit (li).  und Lydia Dammann-Tamke sein Revier erkundet  Fotos: jd
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Auch während der Schonzeit gibt es für Jäger genug zu tun / Raubwild-Fallen werden täglich kontrolliert

jd. Ohrensen. Rehe können in diesen Tagen unbehelligt durch die Wälder ziehen: Die Jäger haben sie derzeit nicht im Visier. Für meisten Wildtiere hat die Schonzeit begonnen. Dennoch kommt bei den Jagdpächtern keine Langeweile auf. Sie haben genug zu tun, um ihr Revier "in Schuss" zu halten. "Außerdem ist jetzt die passende Zeit, um den Bürokram zu erledigen", sagt Birgit Dammann-Tamke. Die passionierte Jägerin leitet seit rund zehn Jahren den Hegering Ohrensen, der 15 Reviere mit rund 150 Jägern umfasst.

In diesem Frühjahr ist es allerdings das letzte Mal, dass sich Birgit Dammann-Tamke an den Schreibtisch setzen muss, um aus den Abschussmeldungen die Statistik für den alljährlichen Streckenbericht zu erstellen. In der kommenden Woche gibt sie ihr Amt als Hegeringleiterin ab. Die Aufgaben im eigenen Revier bleiben natürlich. Für Birgit Dammann-Tamke passt es daher recht gut, dass sie Hilfe von Tochter Lydia erhält. Die 22-Jährige überbrückt zu Hause gerade die Wartezeit zwischen zwei Studienabschnitten.

Lydia hat wie ihre beiden Brüder den "Jagdinstinkt" von den Eltern geerbt. Vater Helmut ist Präsident der Landesjägerschaft und das Thema Jagd gehört in der Familie Dammann-Tamke fast zum Alltag. Lydia ist seit knapp vier Jahren Jägerin - und seit ein paar Monaten auch stolze Hundebesitzerin. Teckel Zeus ist Jagdhund Nummer vier im Haus Dammann-Tamke. Er soll einmal den Job von Terrierdame Berta übernehmen und Füchse aus ihrem Bau treiben. Bevor es so weit ist, muss der acht Monate alte Teckel noch einige Prüfungen absolvieren. "Die Schonzeit wird eben auch für die Hundeausbildung genutzt", sagt Lydia.

Ab und zu wird auch jetzt noch die Flinte aus dem Schrank geholt: Wegen der Schweinepest dürfen die Jäger bei den Wildschweinen auch Alttiere aufs Korn nehmen - mit Ausnahme der Bachen, die gerade säugen. Bejagt werden dürfen auch weiterhin die Jungtiere beim "Raubwild" wie Fuchs, Marder oder Iltis oder nicht-heimischen Eindringlingen wie Waschbär oder Marderhund. "Dafür verwenden wir Lebendfallen", berichtet Lydia.

Die tägliche Kontrolle dieser 14 rund um Ohrensen aufgestellten Lebendfallen gehört ebenfalls zu den Tätigkeiten, die auch nach Beginn der Hauptschonzeit fortgeführt werden. Daran beteiligen sich mehrere Jäger, sodass Lydia einmal in der Woche an der Reihe ist. Beim letzten Rundgang fand sie einen Steinmarder in der Falle. "Die Bejagung dieser Räuber ist ein wichtiger Bestandteil der Niederwild-Hege", sagt die junge Jägerin. Wenn Fuchs und Co. sich zu sehr vermehren, könne das beispielsweise die Hasenpopulation gefährden.

Beim Stichwort Hase ist Birgit Dammann-Tamke ganz Ohr: "Wir müssen dringend mit den Hasenzählungen beginnen, bevor die Vegetation wieder wächst und nichts mehr zu sehen ist." Dreimal geht es im Frühjahr mit einem Handscheinwerfer auf große Hasen-Pirsch. Per Strichliste werden die Langohren, die nach Anbruch der Dunkelheit am Feldrain entlanghoppeln, im Rahmen einer landesweiten Wildtiererfassung registriert.

Um Meister Lampe geht es auch, als das Telefon klingelt: Ein überfahrener Hase liegt mitten auf der Fahrbahn. Auf den Straßen gibt es eben keine Schonzeit für das Wild. Birgit Dammann-Tamke macht sich auf den Weg. Vom Hasen ist nicht mehr viel übrig. Die Überreste wirft die Jägerin auf das benachbarte Feld und meint: "Den Rest erledigt die Natur. Morgen ist der Hase verschwunden." Wenig später haben sich bereits drei Bussarde um den Kadaver versammelt, danach machen sich die Krähen darüber her.

Fallen kontrollieren, Ansitze instandhalten und zu Wildunfällen rausfahren: Neben solchen Routinetätigkeiten findet sich während der Schonzeit aber auch die Gelegenheit, sich bestimmten Projekten zu widmen. So ist Birgit Dammann-Tamke im Moment im Gespräch mit Landwirten, damit diese im Frühling entlang ihrer Ackerflächen sogenannte Blühstreifen anlegen. Finanziert wird die Aktion von Einnahmen aus der Jagdsteuer. "Das ist gut angelegtes Geld", meint die scheidende Hegeringleiterin.

Gerade solche Maßnahmen können zu einem positiven Image der Jägerschaft in der Öffentlichkeit beitragen. Tochter Lydia hat in dieser Hinsicht bereits die jüngeren Leute als Zielgruppe auserkoren: Sie ist mit einem eigenen Jagd-Blog auf Instagram unterwegs. Das scheint bei jungen Jägern gerade "in" zu sein. Ihre Mutter zeigt dafür wenig Interesse: "Das ist nicht meine Welt. Ich halte es eher mit der Tradition."

Teckel Zeus ist fühlt sich schon als "Großer", wenn er mit Birgit (li).  und Lydia Dammann-Tamke sein Revier erkundet  Fotos: jd
Auch das gehört zur Jägerei: Birgit Dammann-Tamke birgt einen überfahrenen Hasen
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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