Kein Plan B für den Hort: Wo sollen Harsefelder Schulkinder nachmittags betreut werden?
jd. Harsefeld. Harsefelds Rathauschef Rainer Schlichtmann will den "Unsinn", wie er es nennt, jetzt schwarz auf weiß bestätigt bekommen. Bereits im November hatte er im WOCHENBLATT heftig kritisiert, dass in Klassenräumen nachmittags keine Hortbetreuung erlaubt ist: "Wir sind gesetzlich gezwungen, unsere Grundschulen nachmittags leerstehen zu lassen." Nun hat Schlichtmann das DRK - die Hilfsorganisation ist Träger fast aller Kitas in Harsefeld - gebeten, beim Land eine Betriebserlaubnis für den Hortbetrieb in den Räumen der Feldbusch-Grundschule zu beantragen.
Er rechne mit einer Ablehnung, doch er sei gespannt auf die Begründung, so Schlichtmann: "Die in Hannover sollen mir und auch dem Steuerzahler mal erläutern, warum nachmittags keine Klassenräume für Hortzwecke genutzt werden dürfen." Ihm habe bislang noch niemand plausibel darlegen können, warum es die überzogene Vorschrift im Kindertagesstätten-Gesetz gebe, meint Schlichtmann: "Die bisherigen Erklärungen habe ich jedenfalls nicht begriffen." Rückendeckung erhält Schlichtmann bei seinem Vorstoß von betroffenen Eltern. Sie haben jetzt eine Unterschriftenliste an die Gemeinde übergeben, um auf die Situation in Harsefeld aufmerksam zu machen.
Derzeit findet eine Hortgruppe in der Feldbusch-Grundschule Unterschlupf, weil dort ein Raum nicht genutzt wird. Das ändert sich aber mit dem neuen Schuljahr. Ab August benötigt die Schule selbst das Klassenzimmer. Hinzu kommt, dass eine zweite Hortgruppe eingerichtet werden müsste: Laut der Elternvertreter Stefan Hentschel und Thomas Felske wird es zum Sommer lediglich fünf freie Plätze in der bis zu 20 Kinder fassenden Hortgruppe geben. Bei einer Abfrage unter den Eltern hätten aber 19 Familien Bedarf ab August angemeldet. Hentschel und Felske gehen davon aus, dass es noch weitere Anmeldungen geben wird: Erfahrungsgemäß würden sich viele Eltern erst ab April um die Kinderbetreuung kümmern, weil bisher immer alles glatt gelaufen sei. Es laufe daher alles auf eine zweite Hortgruppe hinaus.
Doch im neuen Schuljahr kann es ganz anders kommen: "Ich habe definitiv keine Räume, um zwei Hortgruppen unterzubringen", sagt Schlichtmann: Im Moment gebe es keinen "Plan B", falls eine Absage aus Hannover komme. "Wir müssen gemeinsam mit den Eltern Druck machen, um die unsinnige Vorschrift zu kippen."
Dieser Druck soll auch - allerdings in moderater Weise - auf die Grundschulen ausgeübt werden: "Hätten wir in Harsefeld eine Ganztagsgrundschule, würde es das Hort-Problem nicht geben", sagt Bürgermeister Michael Ospalski, der gemeinsam mit Schlichtmann die 92 Unterschriften der Eltern entgegennahm.
Das Geld für die Ganztagsschule sei vorhanden. Die Politik habe das Thema schon vor zwei Jahren angeschoben, so Ospalski: "Doch wenn die Schulleitungen und die Lehrerkollegien nicht mitziehen, kann die Gemeinde nichts ausrichten." Allerdings gebe es einen Hoffnungsschimmer: An der Feldbusch-Schule steht ein Schulleiter-Wechsel an. Sollte sich die neue Schulleitung für den Ganztags-Schulbetrieb aussprechen, könnte man eventuell zum Schuljahr 2019/20 damit starten.
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