Sonne ahoi! Wenn Freizeitkapitäne auf Fahrt gehen
Sommerlicher Bootstörn auf der Elbe: Traditionelles "Anschippern" des Motor- und Yachtclubs Stade
jd. Stade. Die Sonne scheint, eine leichte Brise und auf dem Wasser kaum Wellengang: Einen schöneren Tag hätten sich die Mitglieder des Motor- und Yachtclubs (MYC) Stade nicht aussuchen können, um mit ihren Booten in See zu stechen. Am vergangenen Samstag fand das traditionelle "Anschippern" statt, ein gemeinsamer Kurztörn, mit dem die Saison eingeläutet wird.
Diesmal geht es auf einen Rundkurs um die Elbinseln Bishorster Sand und Drommel. Dann soll wieder "Heimathafen" an der Schwinge angesteuert werden: Der Club verfügt am Butendiek über ein großes Vereinsgelände - getrennt durch die Eisenbahnbrücke, über die die Güterzüge zum Industriegebiet rollen, in einen Ober- und Unterhafen.
An den Stegen liegen Boote jeder Größe - vom kleinen Motorsportflitzer bis hin zur stattlichen Yacht. Segelboote sind nur vereinzelt zu sehen. Aber das besagt auch schon der Vereinsname: Man ist eben keine Seglervereinigung.
Für den Kurz-Ausflug haben sich rund 50 von 180 Vereinsmitgliedern angemeldet. Darunter einige Club-Veteranen, die kein eigenes Boot mehr besitzen. Aber das ist kein Problem für Martina und Dierk Fassauer, die die Tour geplant haben. Das Ehepaar, das den Festausschuss des Vereins bildet, hat vorab "Fahrgemeinschaften" organisiert.
Schnell sind die "Kreuzfahrer" auf die Boote verteilt. Dann heißt es "Leinen los". Angeführt wird das kleine Geschwader von der "Charlie". Dass sein Boot das langsamste ist und daher das Tempo vorgeben soll, stört Siegfried Stender nicht. Der Rentner und seine Frau Margarete sind stolz auf ihre "Charlie", mit der sie seit 25 Jahren auf Fahrt gehen.
Wesentlich jünger, moderner und größer ist die Motoryacht des Clubvorsitzenden Bernhard Hinck. Nach dem Motto "Man gönnt sich ja sonst nichts" hat er sich mit seiner Frau Irmgard eine "Sealine 472", eine 14-Meter-Yacht der deutlich gehobenen Preisklasse, angeschafft. Das Unternehmer-Ehepaar im Ruhestand schippert seit 40 Jahren über die Meere. "Unser Lieblingsrevier ist die Nordsee mit den Inseln", berichten die beiden. "Wir haben ganz klein angefangen mit einem dreieinhalb Meter langen Boot."
Mit der Zeit seien die Boote größer geworden, so die Hincks. Das sei eben anders als bei einer Wohnung, wo man sich im fortschreitender Alter verkleinere. "Je älter wir werden, umso komfortabler möchten wir es auch an Bord haben." Das Paar besitzt auch noch ein Wohnmobil. "Aber damit sind wir kaum unterwegs", sagt Bernhard Hinck: "Wir ziehen die Yacht meist vor." Ein Urlaub auf See sei ein ganz anderes Erlebnis als auf der Straße.
Nach dem Passieren des Unterfeuers Stadersand wird Kurs auf die Südspitze von Pagensand genommen. Die Boote nehmen Fahrt auf, Hinck erhöht das Tempo von zweieinhalb auf mehr als sieben Knoten, was etwa 13 Stundenkilometern entspricht. Da im Konvoi gefahren wird, kann Hinck aber längst nicht zeigen, was in den beiden 480-PS-Motoren steckt.
Die kleine Armada steuert auf das andere Elbufer zu. Dort wird die Fahrt wieder gemächlicher. Die Elbe zeigt sich an dieser Stelle von einer ganz anderen Seite: Schilfgürtel dominieren die Ufer und alles wirkt ein wenig wie eine grüne, verwunschene Auenlandschaft. Das Sonar zeigt nur noch eine Wassertiefe von einem Meter an. In der Hauptfahrrinne sind es mehr als 18 Meter.
Nach zwei Stunden sind die Boote wieder am Anleger fest vertäut. Hincks Gäste gehen zufrieden von Bord: "Das war eine nette Tour", freuen die Vereins-Urgesteine Gerd Renders, Heinz Eben und Dieter Seufert, der mit seinen 86 Jahren als einziges der Gründungsmitglieder noch nimmer im Verein aktiv ist.
Seeluft macht hungrig: Auf die Freizeitkapitäne und ihre Mannschaften erwartet im Clubheim ein leckeres Buffet. Erst schippern, dann schlemmen - so macht die Seefahrt Spaß.
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