Fehlen Harsefeld bald die Hausärzte?
jd. Harsefeld. In Harsefeld schließen im Sommer gleich zwei Praxen / Politiker und Mediziner wollen Unterversorgung abwenden. Der Ärztemangel in ländlichen Regionen nimmt weiter zu. Viele Mediziner, die in den Ruhestand gehen, finden keinen Nachfolger. Denn junge Ärzte verspüren immer weniger Lust, sich die wirtschaftlichen Risiken einer Praxisübernahme oder -gründung aufzubürden. Betroffen sind aber nicht nur kleine Dörfer, sondern auch prosperierende Kommunen, die ansonsten eine gute Infrastruktur besitzen - wie etwa Harsefeld: Der zentrale Ort der Stader Geest ist bisher gut mit Hausärzten versorgt. Doch das kann sich rasch ändern: Im Sommer schließen zwei Ärzte mangels Nachfolger ihre Praxen. Verwaltung und Politiker berieten jetzt mit Medizinern und Vertretern der kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) Maßnahmen, um eine drohende Unterversorgung abzuwenden.
Bislang steht die Samtgemeinde Harsefeld aus medizinischer Sicht recht ordentlich da: Auf die rund 20.000 Einwohner kommen zwölf Hausärzte. Nach den Richtwerten der KVN ist das eine Versorgung von 105 Prozent. Wenn nun zwei Mediziner gehen, rutscht die Quote auf 82 Prozent. Bei weniger als 75 Prozent spricht man von einer Unterversorgung. Wann diese eintritt, dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Denn fast die Hälfte der Hausärzte in der Samtgemeinde ist älter als 60 Jahre.
Um künftigen Engpässen vorzubeugen, habe er gemeinsam mit der Gemeinde das Gespräch mit den niedergelassenen Hausärzten gesucht, erklärt KVN-Bezirksgeschäftsführer Michael Schmitz. Es seien Möglichkeiten ausgelotet worden, wie junge Ärzte in den Ort geholt werden können. Schmitz hält es beispielsweise für denkbar, Gemeinschaftspraxen einzurichten, in denen Nachwuchsmediziner als Angestellte arbeiten. Drei Ärzte im Ort hätten ihr Interesse bekundet, als Praxiseigentümer unternehmerisch tätig zu werden und junge Berufskollegen als eigene Mitarbeiter einzustellen. "Das bisherige Modell, bei dem Praxen eins zu eins an Nachfolger übergeben werden, wird auf Dauer nicht mehr funktionieren", meint Schmitz.
Entschließe sich ein Hausarzt, in seiner Praxis Arbeitsplätze für junge Mediziner zu schaffen, sei das natürlich mit erheblichen Investitionen verbunden, meint der KVN-Geschäftsführer: "Unsere Vereinigung hat aber mit dem Land und den Krankenkassen erneut ein Förderprogramm in Höhe von einer Million Euro aufgelegt, aus dem ein Arzt mit bis zu 50.000 Euro bezuschusst wird." Dieses Programm laufe in Regionen, in denen man mittelfristig eine Unterversorgung befürchte, weil das Durchschnittsalter der jetzigen Praxisinhaber sehr hoch sei.
Ob es auch Geld für Harsefeld gebe, stehe allerdings noch nicht ganz fest.
Auf WOCHENBLATT-Anfrage erklärte Samtgemeinde-Bürgermeister Rainer Schlichtmann, dass er das Thema sehr hoch hänge: "Die Sicherstellung der Ärzteversorgung vor Ort wird einer meiner persönlichen Schwerpunkte in der kommenden Zeit sein." Eine ausreichende Zahl an Hausärtzen sei ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Infrastruktur in einer "Wohngemeinde" wie Harsefeld.
• Patienten der beiden Praxen, deren Schließung bevorsteht, müssen sich nach Auskunft von Schlichtmann keine Sorgen machen, anderswo nicht behandelt zu werden. Beim Runden Tisch sei mit den verbleibenden Ärzten vereinbart worden, dass diese bis auf Weiteres neue Patienten aufnehmen.
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