40 Jahre für das Gemeinwohl
Horst Barfknecht engagierte sich vier Jahrzehnte im Samtgemeinderat Hollenstedt
mi. Hollenstedt. „Von dem Sitzungsgeld, das du heute kassierst, schmeißt du aber eine Runde, Horst“. Der Satz ist Horst Barfknecht (79) in Erinnerung geblieben. Denn die halb ernst gemeinte Aufforderung eines Ratsherren leitete seine Zeit als Kommunalpolitiker ein - eine lange Zeit. Vierzig Jahre engagierte sich der gelernte Elektroinstallateur-Meister in der Kommunalpolitik, erst im Rat seiner Heimatgemeinde Moisburg und dann auch im Samtgemeinderat Hollenstedt. Er hat viel (mit)bewegt, manches auch auf den Weg gebracht, viel gestritten und noch mehr diskutiert. Jetzt hat er sich aus der aktiven Ratsarbeit verabschiedet.
„Früher war die Streitkultur eine andere, es war direkter, lockerer und öfter auch mal lauter, aber wenn man dann nach der Sitzung beim Bier zusammengesessen hat, war alles wieder vergessen“, erinnert sich Horst Barfknecht. Heute dagegen sei alles viel formaler und unpersönlicher. Eines habe sich für ihn aber nie geändert: „Mir hat mal jemand gesagt: ‚Eigentlich wollen wir ja alle das gleiche Ziel erreichen, Streit gibt es nur über den Weg dorthin‘, der Satz ist bei mir hängen geblieben“, erzählt Barfknecht.
Aufgewachsen ist Horst Barfknecht in Mecklenburg-Vorpommern. Die Familie musste aus Pommern fliehen, erlebte eine entbehrungsreiche Odyssee durch Vorpommern, ließ sich später in Güstrow nieder. Hier wächst Horst Barfknecht heran, lernt Elektroinstallateur. Mit zwanzig nutzt er einen Besuch in Westdeutschland, um aus der DDR „auszureisen“. „Ich bin einfach nicht zurück“. Es verschlägt ihn nach Hamburg und 1970 dann nach Moisburg. Hier fasst er Fuß, baut ein Haus, gründet eine Familie. 1972 kandiert er für den Gemeinderat. Zur Kommunalpolitik sei er aus reinem Interesse an der Sache gekommen. „Zu meckern hatte ich nichts. Im Gegenteil, bei meiner Geschichte, was sollte ich da auch meckern“, sagt Horst Barfknecht.
Unzählige Stunden Ratsarbeit liegen seitdem hinter dem engagierten Lokalpolitiker. Dazu kommt der Einsatz als Schöffe am Amtsgericht in Tostedt und später die Arbeit als ehrenamtlicher Richter am Oberverwaltungsgericht in Lüneburg.
In der Samtgemeinde engagiert er sich besonders in der Sozialpolitik. Ein Projekt, das bis heute bestand hat, ist die Gründung einer gemeinsamen Diakonie-Station mit der Nachbargemeinde Neu Wulmstorf. Die Samtgemeinde-Bücherei in Hollenstedt und Moisburg habe er auch mit auf den Weg gebracht. „Ich hoffe, dass sie uns erhalten bleibt“, sagt der Politiker. Wie berichtet, brechen der Zweigstelle in Moisburg die Besucherzahlen weg. Auch an diversen Kindergartengründungen wirkte Horst Barfknecht mit. „Unser erster Kindergarten war ein zweckentfremdeter Klassenraum, den wir der Schule wegnehmen mussten“, blickt er zurück. Pragmatisch: So sei die Ratsarbeit jahrelang gewesen. „Bauvorschriften, Umweltauflagen, Ausgleichsflächen - das haben wir in der Form wie heute damals nicht gehabt“, so Horst Barfknecht.
Ein großes Ziel habe er aber auch in vierzig Jahren nicht erreichen können. Horst Barfknecht: „Ich dachte, ich gehe mal als Ratsherr der Einheitsgemeinde Hollenstedt in den politischen Ruhestand, aber dieses wichtige Projekt müssen nun andere in der Samtgemeinde weiter vorantreiben.“
Dankbar ist er seinem damaligen Arbeitgeber, der nie ein Problem aus seinem ehrenamtlichen politischen Engagement gemacht hat und vor allem seiner Frau Rosemarie. „Ohne sie hätte ich das alles gar nicht machen können“, so Horst Barfknecht
Für seinen Einsatz für das Gemeinwohl wurde Horst Barfknecht jetzt vom Niedersächsischen Städte und Gemeindebund mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.
Redakteur:Mitja Schrader |
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