Moisburg
Im Dienst für Menschen - Bundesverdienstkreuz für Hans-Jürgen Steffens
Er leitete 15 Jahre lang als ehrenamtlicher Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Moisburg und brachte viele wichtige Entscheidungen mit auf den Weg. Auch engagierte er sich u.a. jahrzehntelang in der örtlichen Evangelischen Kirchengemeinde und in der Diakonie: Hans-Jürgen Steffens erhielt jetzt aus Händen von Landrat Rainer Rempe im Beisein zahlreicher Weggefährten im Amtshaus Moisburg das Bundesverdienstkreuz. Mit dieser hohen Auszeichnung wird Steffens' gesellschaftliches Engagements und sein großartiger Einsatz zum Wohle anderer gewürdigt. "Sie haben sich in Ihren Ämtern, aber vor allem auch als Mensch für Ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger eingesetzt, haben mitgestaltet und Verantwortung übernommen", hob Rempe in seiner Laudatio das herausragende Wirken des Geehrten hervor.
Auf das Wirken und die
Verdienste zurückgeblickt
Der Landrat nutzte die Gelegenheit, auf das ehrenamtliche Wirken und die Verdienste von Hans-Jürgen Steffens zurückzublicken. An den Beginn stellte der Landrat ein Zitat von Marion Gräfin Dönhoff, das auf Steffens zutreffe:: „Verantwortung zu tragen, das wurde uns nicht gepredigt, das ergab sich einfach so aus der Gemeinschaft.“ So sei es auch bei dem früheren Moisburger Bürgermeister gewesen.
Hans-Jürgen Steffens wurde 1950 in Regesbostel geboren – nur wenige Kilometer von seinem jetzigen Zuhause entfernt. "Sie scherzen gern, dass Sie beinahe hinter dem Tresen der dortigen Gastwirtschaft zur Welt gekommen wären, wo Ihre Mutter bis zum Tag Ihrer Geburt aushalf", so Rempe. Mit seinen beiden Geschwistern habe Steffens eine schöne Kindheit auf dem Dorf verbracht. Seinen 1949 aus der Kriegsgefangenschaft gekommenen Vater, einen Autoschlosser, habe er als sehr hilfsbereiten und fleißigen Mann erlebt, der immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde. Ihre Heimat in Moisburg fand die Familie, als seine Mutter dort ein Grundstück erbte.
Nach Grund- und Realschule
wurde er Fernmeldetechniker
Hans-Jürgen Steffens besuchte zunächst die Grundschule in Hollenstedt und später die Realschule in Buxtehude, um im Anschluss eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker bei der Deutschen Bundespost zu absolvieren. Dort bot man ihm die Chance, ein Studium im Bereich Nachrichtentechnik anzuschließen, das er 1969 in Berlin aufnahm. "Ende der 1960er Jahre in Berlin – wie wir uns alle vorstellen können, sicher
eine spannende Zeit. Das galt für Studierende im Ingenieursbereich umso mehr, denn hier wurde 1969 als Reaktion auf den Senatsentwurf für ein neues Fachhochschulgesetz das Sommersemester bestreikt und Sie
erlebten hautnah, wie es ist, sich gemeinsam für seine Interessen stark zu machen", meinte Rempe.
Nach dem Abschluss zog es Hans-Jürgen Steffens 1972 wieder Richtung Heimat. Er begann, bei der Bundespost in Harburg zu arbeiten, wo er sukzessive beruflich aufstieg und später als Planer auch für
überregionale Verbindungen tätig war. Unter anderem war er an den Planungen und dem Bau des ersten Glasfaserkabels zwischen Hamburg und Hannover beteiligt. "Hätte ich das früher gewusst, hätten wir Sie glatt noch für das Thema Breitband im Landkreis Harburg ins Boot geholt!", scherzte Rempe mit Blick auf den schleppenden Breitbandausbau im Landkreis Harburg.
Grundstein für ehrenamtliches
Engagement in Konfirmandenzeit
Der Grundstein für Steffens ehrenamtliches Engagement sei bereits in seiner Konfirmandenzeit gelegt worden. "Dort, wo viele Kinder und Jugendliche nur ein paar Kirchenlieder und Psalmen auswendig lernen und vor allem einen guten Eindruck machen möchten, wollten Sie die christliche Botschaft ernst nehmen. Und die besagt, seinem Nächsten zu helfen. In diesem Fall betraf das Ihren Pastor, der eine starke Sehbehinderung hatte und deshalb Unterstützung benötigte. Das betraf nicht nur die Durchführung von Gottesdiensten, Sie brachten sich auch stark in die Jugendarbeit ein und organisierten gemeinsam mit den Kindern des Pastors Veranstaltungen und Ausflüge. Auch als Betreuer bei Konfirmandenfreizeiten waren Sie eine große Hilfe", lobte der Landrat.
In dieser Zeit lernte der Geehrte auch seine spätere Frau Margarethe kennen. "Nicht nur der Kontakt zu Ihrer späteren Frau, sondern auch der Kontakt zu Pastor Keding, den Sie als freundlichen und sehr beliebten Mann mit großer Überzeugungskraft und einem einnehmenden Wesen beschreiben, blieb während Ihrer Zeit in Berlin bestehen. Und gleichermaßen hatte Ihr ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeinde Moisburg Bestand, wo man Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre Hilfe beim Aufbau einer Diakoniestation brauchte. Sie, Herr Steffens, haben diesen Prozess von Beginn an mit begleitet, haben an Arbeitskreisen teilgenommen und waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Diakoniestation schließlich ihren Dienst aufnahm konnte – mit Ihnen als ehrenamtlicher Leiter", fuhr Rempe fort. Älteren oder kranken Menschen und ihren Familien beizustehen und eine angemessene Pflege sicherzustellen sei etwas, das Hans-Jürgen Steffens damals wichtig war und heute noch wichtig ist. Auch sei es ihm gemeinsam mit seinen damaligen Mitstreiterinnen und Mitstreitern hoch anzurechnen, dass sie mit der Gründung der „Diakoniestation Hollenstedt/Neu Wulmstorf“ den Grundstein für diakonisches Handeln im Kirchenkreis legten, das noch heute in den sozialen Diensten des Diakonisches Werkes, insbesondere des Pflegedienstes, fortgesetzt werde.
Ehrenamtlicher Leiter
der Diakoniestation
Als ehrenamtlicher Leiter der Diakoniestation habe er die Verantwortung getragen für Organisation und Verwaltung - oft genug auch zu Lasten der Familie. "Man wusste auch damals schon, dass man immer auf Ihre zupackende Art zählen konnte", so Rempe. Später wurde die Leitung der Diakoniestation auf hauptamtliche Füße gestellt.
Seit 1982 ist Hans-Jürgen Steffens auch im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Moisburg aktiv. Von 1994 bis 2021, also 27 Jahre lang, war er sogar Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Gremiums. Außerdem gehört er seit 1988 der Kirchenkreissynode an und war von 1989 bis 2000 Mitglied des Finanzausschusses, dem er zudem ab 1994 für sechs Jahre vorstand. Vielen Gemeindemitgliedern sei Steffens zudem als ehrenamtlicher Lektor in Gottesdiensten bekannt. Rempe: "Wenn man Sie von Ihrer Kirchengemeinde sprechen hört, dann spürt man schnell, wie verwurzelt Sie dort sind und wie lebendig und bereichernd diese Gemeinschaft für Sie ist. Sie lassen sich gerne von anderen anstecken, schätzen den Austausch und das Miteinander in der Gemeinde. Oder um es mit Ihren eigenen Worten zu sagen: Die Menschen dort sind einfach eine 'ganz tolle Truppe'."
Seit Mitte der 1980er Jahre
auch politisch aktiv
Mitte der 1980er Jahre wurde Steffens auch auf politischer Ebene Teil einer sehr aktiven und engagierten Gemeinschaft – nämlich der Vereinigten Wählergemeinschaft Moisburg (VWGM). Seit 1964 hält die Wählergemeinschaft die Mehrheit im Gemeinderat und stellt seitdem auch den Bürgermeister.
Die VWGM war damals und ist auch heute noch eine bunt gemischte Gruppe politisch interessierter Menschen, in der ein reger Austausch gepflegt wird. Regelmäßige Informationsveranstaltungen gemeinsame Feste und natürlich das verbindende Interesse, die Gemeinde mit Augenmaß zu entwickeln und sich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger vor Ort einzusetzen. "Für Sie, lieber Herr Steffens, war das genau das Richtige. Und so war es nicht weiter überraschend, dass Sie 1996 für die Wählergemeinschaft in den Moisburger Gemeinderat gewählt wurden", berichtete der Landrat.
Ab 2006 wurde der Geehrte zudem Mitglied im Hollenstedter Samtgemeinderat, wo er zuletzt den Vorsitz des Schulausschusses innehatten. Dabei bleib es jedoch nicht: Als 2006 der damals amtierende Bürgermeister in Moisburg nicht erneut kandidieren wollte, hatte die Wählergemeinschaft schon einen geeigneten Nachfolger im Auge: Hans-Jürgen Steffens. Ein klein wenig Überzeugungsarbeit mussten seine Mitstreiter zwar leisten, aber letztlich war das Werben erfolgreich und Steffens trat zur Wahl an.
Mit vollem Herzen und
großer Freude am Gestalten
Das Bürgermeisteramt habe er "immer mit vollem Herzen und großer Freude am Gestalten ausgefüllt. In Ihrer Amtszeit wurden u.a. zwei Neubaugebiete entwickelt und umgesetzt, wodurch die Gemeinde wuchs und der Erhalt von Kindergarten und Schule gesichert werden konnten. Es wurden neue Wanderwege angelegt, eine Dorfchronik zum 750-jährigen Bestehen Moisburgs veröffentlicht, das Amtshaus barrierefrei ausgebaut und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen eingeführt", zählte Rempe einige der Verdienste des früheren Gemeindeoberhauptes und "seiner" VWGM auf. Aktiv eingebracht habe sich Hans-Jürgen Steffens auch im Sinne der Gemeinde, wenn es um Flächennutzungspläne, den öffentlichen Personennahverkehr, den Hochwasserschutz oder Haushaltsberatungen ging.
In selbem Maße wie die Entwicklung der Gemeinde hätten Steffens als Bürgermeister immer auch die Menschen am Herzen gelegen. "Sie hatten als Ansprechpartner stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte wie auch für Vorschläge und Ideen der Bürgerinnen und Bürger. Und wenn Sie Glückwünsche zu runden Geburtstagen oder Ehe-Jubiläen überbrachten, dann war das für Sie nie lästige Pflicht, sondern immer mit der Freude darüber verbunden, mit dem Besuch auch einen Einblick in das Leben der Menschen zu bekommen." Rempe bescheinigte dem Geehrten ebenso gesunden Menschenverstand und Augenmaß. Er habe sich als Bürgermeister aber auch nie gescheut, sich bei bestimmten Themen Rat und Unterstützung zu suchen.
In all diesen Jahren trug Hans-Jürgen Steffens' 2019 verstorbene Frau Margarethe sein großes Engagement nicht nur mit, sondern unterstützte ihn dabei aktiv und brachte sich auch selbst ehrenamtlich ein. "Wie Sie selbst war auch Ihre Frau seit ihrer Jugend in der Kirchengemeinde aktiv und u.a. viele Jahre Vorsitzende des Musikschulvereins Hollenstedt. "Insofern konnten Sie nicht nur auf Ihr großes Verständnis zählen – Ihre Frau wusste aus eigener Erfahrung, wie viel Freude, aber eben auch Verantwortung Ehrenamt mit sich bringt", berichtete Rempe.
Damit die Familie nicht zu kurz kommt, entschloss sich Hans-Jürgen Steffens, nach 15 Jahren nicht erneut als Bürgermeister von Moisburg zu kandidieren und künftig andere Prioritäten zu setzen. Dazu gehörte, mehr Zeit für die Familie, für Kinder und Enkelkinder zu haben. Auch habe Steffens mit diesem Schritt die jüngere Generation ans Ruder lassen wollen. Und so schied er 2021 aus dem Amt als Moisburger Bürgermeister sowie aus dem Gemeinde- und Samtgemeinderat aus.
"Lieber Herr Steffens, wenn Sie von Ihrer Gemeinde und Ihrer Zeit als Bürgermeister erzählen, dann hört man sofort raus, wie gern Sie diese Aufgabe ausgefüllt haben. Umso schöner, dass vieles von dem, wofür Sie
sich eingesetzt haben, jetzt Ihren Kindern und Enkelkindern zugutekommt. Kita und Grundschule vor der Haustür zu haben, in einer lebendigen Dorfgemeinschaft aufzuwachsen – was gibt es Schöneres?", fragte Rempe.
An vielen Stellen
Verantwortung übernommen
Hans-Jürgen Steffens sei in einer aktiven und lebendigen Gemeinschaft aufgewachsen und habe früh gelernt, wie wertvoll und bereichernd es ist, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Aus dieser Erfahrung heraus, habe er an vielen verschiedenen Stellen Verantwortung übernommen, sich für andere Menschen und ihre Belange eingesetzt. Neben seinem großen Engagement in der Kirchengemeinde und in der Politik, war er auch als Schöffe bzw. Jugendschöffe aktiv und brachte sich in dem Projekt „Gemeinsam alt werden“ ein. "Hört man Ihren Wegbegleitern zu, dann wurden und werden besonders Ihre ruhige und sachliche Art, Ihre Fähigkeit zu vermitteln und Kompromisse zu finden, Ihr Blick, der gleichermaßen dem großen Ganzen wie dem einzelnen Menschen gilt, geschätzt", sagte Rempe. "Sie sind ein echtes Vorbild und haben sich in einem Maße für andere und für die Gesellschaft engagiert, das wirklich besonders und herausragend ist. Und das mit großer Freude und – man kann es kaum treffender formulieren – echter Nächstenliebe. Sie gehen mit bestem Beispiel voran und beweisen, wie wertvoll es ist, sich für das Gemeinwohl einzusetzen, die eigenen Interessen auch einmal zurückzustellen und anderen die Hand zu reichen."
Und es sei ebenso schön zu sehen, dass der Geehrte heute einen großen Teil seiner Zeit für seine Familie und Lebensgefährtin nutzt, für Reisen, Fahrradtouren oder einfach dazu, mit den Enkeln auf der Bank zu sitzen und sich am Moment zu erfreuen."
"Menschen wie Sie sind der Grundstein für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Solidarität und Gemeinsinn. Und es wäre zu wünschen, dass sich möglichst viele Ihrem Vorbild anschließen", sagte Rainer Rempe, bevor er Hans-Jürgen Steffens das Bundesverdienstkreuz verlieh. Er dankte dem Geehrten auch dafür, "dass die Menschen ohne Zweifel auch weiterhin auf Ihre Hilfsbereitschaft, Ihren klugen Rat und Ihre Erfahrungen zählen können."
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