Mit "Unkraut" Geldverdienen - Hof Matthies handelt mit Wildblumen

Ein buntes Blütenmeer: Die Wildblumenfelder sind nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Dienst an der Natur | Foto: Hof Matthies
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  • Ein buntes Blütenmeer: Die Wildblumenfelder sind nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Dienst an der Natur
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mi. Hollenstedt. Sie heißen Schaumkraut, Lichtnelke, Klatschmohn, Königskerze oder Braunkraut - früher einmal säumten unzählige solcher Wildblumenarten Weg-, Feld- und Waldränder. Heute laufen die nützlichen Wildpflanzen bei Hobbygärtnern und Landwirten oft unter der wenig charmanten Bezeichnung „Unkraut“, von dem es Beete und Felder freizuhalten gilt. Nicht so für den Hof Matthies. Der sonst für seinen hochwertigen Rollrasen bekannte landwirtschaftliche Betrieb aus Hollenstedt baut mit großem wirtschaftlichen Erfolg an, wogegen manch anderer die chemische Keule schwingt.
Auf elf Hektar wachsen inzwischen rund 25 verschiedene Sorten der heimischen Kräuter. Die Pflanzen stehen streng nach Gattung getrennt. Geerntet werden die Samen, die dann an eine Firma geliefert werden, die sich auf die Vermarktung von Wildblumenmischungen spezialisiert hat. Doch wer kauft Samenmischungen für „Unkraut“? „Einer unser größten Abnehmer ist die Straßenverkehrsbehörde in Niedersachsen“, erklärt Landwirt Cord Matthies. Die Behörde begrüne damit die Straßenränder.
Hintergrund: Das Bundesnaturschutzgesetz sieht vor, dass die Bepflanzung für Ausgleichsflächen aus heimischen Arten bestehen muss. Früher seien dafür häufig billige, in Fernost produzierte Saatmischungen verwendet worden. Die sind aber häufig durch Samen der dort heimischen Flora kontaminiert. Der Effekt: Fremde Arten wurden eingeschleppt. Der Gesetzgeber reagierte: Heute sind Bauherren und öffentliche Hand angehalten, bei der Begrünung von Ausgleichsflächen nur Saatgut aus regionaler Herkunft - sogenanntes autochthones Saatgut - zu verwenden. Ab 2020 wird aus diesem Gebot eine Pflicht.
„Wir haben damals von dem Gesetz gehört und uns gedacht, das ist eine echte Marktlücke“, so Cord und Ute Matthies. Die ersten Anbauexperimente fanden noch „heimlich“ hinter einer Kartoffelscheune statt. Heute, elf Jahre und viele Versuche und Fehlschläge später, ist daraus eine kontinuierliche Produktion geworden. Eine Produktion, die sich stark von der konventionellen Landwirtschaft unterscheidet. Die Ernte der oft nur Milimeter großen Samen ist schwierig. Hierfür hat der Hof spezielle Maschinen entwickelt. „Manches ist aber schlicht Handarbeit“, so Cord Matthies. Dazu gehöre auch, die Felder frei von anderen Wildpflanzen und Schadinsekten zu halten. „Dass wir nicht spritzen, ist selbst erklärend“, so der Landwirt. Cord Matthies ist dabei kein „grüner“ Idealist. Für den Anbau gebe es ganz klar betriebswirtschaftliche Gründe, erklärt der Landwirt. Er sei die perfekte Ergänzung zur konventionellen Produktion. Hintergrund: Der Rollrasenverkauf ist ein Termingeschäft. Was also mit den Arbeitern machen, wenn mal kein Rasen geordert wird? Die Lösung war für den Hof der Anbau von Wildblumen. Denn hier gibt es immer etwas zu tun.
„Natürlich leisten wir auch einen Beitrag für die Natur. In unseren Feldern summt und brummt es ohne Ende, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, alle diese Insekten sind auf die Wildkräuter angewiesen. Dass sie immer mehr verschwinden, ist keine gute Entwicklung“, so die Landwirte. Hier könnten aber auch Privatleute viel tun: „Statt nur akkuraten Rasen anlegen, einfach mal ein paar Quadratmeter mit Wildblumen bepflanzen“, wünscht sich Ute Matthies.
Und wer weiß, vielleicht ist dafür schon bald nicht mal eine Aussaat notwendig. Denn derzeit arbeitet Cord Matthies an einem ganz besonderen Projekt. „Wir versuchen, einen Wildblumen-Rollrasen“ zu entwickeln“. Das wäre dann allerdings nicht mehr nur eine Ergänzung, sondern die perfekte Symbiose zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.

Redakteur:

Mitja Schrader

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