40 Jahre Fastenwandern

Erfolgsgeschichte des Horneburgers Christoph Michl

Ein Leben für das Fasten-Wandern: Seit nunmehr 40 Jahren widmet sich Christoph Michl (77), ein Pionier aus Horneburg, der Entwicklung und Förderung des Fasten-Wanderns. Was bei dem Horneburger als persönliche Leidenschaft begann, hat sich zu einer international anerkannten Gesundheitsmethode entwickelt, die weltweit praktiziert wird.

Fasten bedeutet den bewussten Verzicht auf Nahrung, wobei hauptsächlich Wasser und Tee konsumiert werden. Hin und wieder wird der Speiseplan durch etwas Obstsaft, Gemüsebrühe oder Honig ergänzt. Christoph Michl ging jedoch einen Schritt weiter und entwickelte seit 1979 das Konzept des Fasten-Wanderns, das er ab 1984 in Europa, den USA, Nordafrika, Israel und im Himalaja durchführte. Besonders bekannt wurden seine Touren auf dem Jakobsweg in Spanien, wo er oft Gruppen mit mehr als 100 Teilnehmern begleitete. Die Alpenüberquerung von Garmisch bis nach Venedig bezeichnete er als seine herausforderndste Tour, während er die Wanderung entlang der Mittelmeerküste bei Genua als seine schönste und abenteuerlichste empfand.

Hungergefühle treten, so Michl, beim Fastenwandern eher selten auf. Er habe auch nicht unter Stimmungstiefs gelitten. Allerdings hätte er bei seinem Marsch von der Nordsee bis in die Alpen nach 1.050 Kilometern ein Schwächegefühl in den Beinen gehabt. "Auch in den Gruppen wird kaum über Hungergefühl geklagt", so Michl. "Sobald man in der Gemeinschaft ist, gibt es eben nichts mehr zu essen, darauf stellen sich Körper und Bewusstsein ganz schnell ein." Etwas anders liege der Fall bei den Teilnehmern, die sich ohne Vorbereitung mit dem Ziel anmelden, Gewicht zu verlieren. "Diese verspüren manchmal anfangs Hunger", so Michl. Aber auch das ginge schnell vorbei.

Bei richtiger Ernährung in der Vorbereitungswoche (überwiegend Gemüse und Obst, Vermeidung von tierischem Eiweiß, schrittweise Reduktion von Koffein und Nikotin) werde der Körper von Schadstoffen befreit und auf das Fasten vorbereitet. Beim Fasten gelange der Körper in einen Zustand erhöhter Effizienz, indem er auf gespeicherte Fettreserven zur Energiegewinnung zurückgreife. "Dadurch werden nicht nur die Energieniveaus stabilisiert, sondern auch mentale Klarheit und Konzentration verbessert", erklärt Michl. "Zudem kann der Verzicht auf schwere, verarbeitete Nahrungsmittel und Schadstoffe zu einem allgemeinen Wohlbefinden und einem Gefühl der Leichtigkeit beitragen."

Von Protestmärschen zu Gruppenwanderungen

Auf die Idee zum Fasten-Wandern kam Michl, nachdem er mehrere Protestmärsche gegen Umweltzerstörung nach Hamburg, Hannover, Bonn, Brüssel, Paris und London durchgeführt und dabei gefastet hatte. Er erkannte die intensiveren Vorteile des Fasten-Wanderns, das nicht nur positiven Einfluss auf Körperreinigung und Heilungsprozesse hat, sondern auch auf Geist und Gemüt.

Um seine Idee bekannt zu machen, unternahm Michl damals einen 21-tägigen Fastenmarsch von der Nordsee bis in die Alpen. Seine täglichen Berichte wurden von Radio Bremen übertragen. Seine erste Fastenüberlandwanderung wurde auch von einem Fernsehteam begleitet und ein Bericht in der Sendung „Die Sprechstunde“ ausgespielt. "Schon bald übernahmen Teilnehmer meine Idee und boten selbst Fasten-Wanderungen an", erinnert sich Christoph Michl.

Im Laufe der Jahre stiegen die Anzahl der Fastenwanderangebote und Teilnehmer stetig. Michl gründete die Fasten-Wander-Zentrale, um Anbietern bei der Werbung zu helfen. Heute finden sich dort etwa 150 Anbieter mit mehr als 1.000 Veranstaltungen jährlich. Seit 1995 bildet der Fasten-Wander-Verein auch Fasten-Wander-Leiter aus.

Mit Stolz schaut Michl auf das Erreichte zurück: Inzwischen hat er sich wieder nach Horneburg zurückgezogen und bearbeitet noch administrative Aufgaben. In seiner aktiven Zeit verfasste er zahlreiche Gedichte und Bücher, die er nun weiter ausarbeitet und veröffentlicht.