Jesteburg: Auch keine kleine Lösung
Rathausanbau erneut abgelehnt
Das Jesteburger Rathaus platzt aus allen Nähten, die Mitarbeiter sind auf vier Standorte verteilt. Einen Rathausanbau für gut vier Millionen Euro hatte der Samtgemeinderat Ende vergangenen Jahres wegen akutem Geldmangel abgelehnt (das WOCHENBLATT berichtete). Doch Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden zog noch ein As aus dem Ärmel, das sie jetzt dem Bauausschuss der Samtgemeinde vorlegte: eine kleinere Anbauvariante für 3,3 Millionen Euro. Doch auch diese "kleine Lösung" fand keine Gnade vor dem Bauausschuss. Denn so "Mini" war die "Minimallösung" dann doch nicht.
Insgesamt vier Vorschläge zur Rathauserweiterung lagen auf dem Tisch
1. Vorschlag: Eine kleinere Variante des ursprünglich geplanten Rathausanbaus würde Platz für alle Mitarbeiter und einen Sitzungsraum schaffen. Kostenpunkt: 3,3 Millionen Euro.
2. Vorschlag: Ein noch kleinerer Anbau für Infopoint und Bürgerbüro würde 1,7 Millionen Euro kosten. Dazu kämen Kosten von 225.100 Euro für die Sanierung des dann weiter von der Verwaltung genutzten so genannten "Weißen Hauses" am Sandbarg. Trauzimmer sowie ein Besprechungszimmer für den Krisenstab des Hauptverwaltungsbeamten im Katastrophenschutz, Verfügungsräume für ehrenamtliche Schiedsleute, Gleichstellungsbeauftragte und andere sowie flexible Arbeitsplätze würden im Alten Rathaus untergebracht. Eventuell soll bei dieser Lösung die Polizei vom Neuen ins Alte Rathaus umziehen. Im Haus Sandbarg 32 müsste eine Krippengruppe in ein noch zu bauendes neues Kindergartengebäude umziehen. Dann könnte dort ein Sitzungszimmer eingerichtet werden.
3. Vorschlag: Auf dem Niedersachsenplatz werden für monatlich bis zu 5.000 Euro 200 bis 300 Quadratmeter Büroräume angemietet. Das Weiße Haus müsste saniert werden. Trauzimmer, Katastrophenschutz-Krisenstab, Ehrenamtliche, Flex-Arbeitsplätze und Polizei zögen ins Alte Rathaus. Im Sandbarg 32 würde ein Sitzungszimmer eingerichtet, sofern eine Krippengruppe auszieht.
4. Vorschlag: Für Bürgerbüro und Infopoint werden Module, containerartige Bausteine, aufgestellt. Die übrigen Einrichtungen würden wie bei Vorschlag drei verteilt.
Sozial- und Besprechungsräume könnten bei den Alternativen zwei bis vier nicht geschaffen werden.
Das war allerdings auch nicht das zentrale Problem, denn die Bauausschussmitglieder fanden keine der Alternativen machbar. Stattdessen wurde die Verwaltung - einstimmig - aufgefordert, zusätzliche Räume zu suchen. Dabei waren das seit einem Jahr leer stehende Tagungshotel und das evangelische Gemeindehaus wieder im Gespräch. Auch die so genannte "Modullösung" (Vorschlag vier), wurde nicht ausgeschlossen. Doch zunächst müssten hier die Kosten ermittelt werden.
Einig war man sich, dass Neues und Altes Rathaus brandschutztechnisch saniert werden müssen: 125.000 Euro sollen dafür bereitgestellt werden.
"Wir haben uns dafür ausgesprochen, beide Rathäuser brandschutztechnisch zu ertüchtigen und die Möglichkeiten zu prüfen, das 'weiße Haus' gegenüber der Ole School-Tagespflege weiterhin zu nutzen", erklärte Hansjörg Siede (UWG Jes!). Dem Wunsch der Verwaltung, alle Mitarbeitenden möglichst in einem Gebäudekomplex auf dem Niedersachsen-Platz zu vereinen, folge man nicht, denn: "Der Niedersachsen-Platz darf nicht durch weitere Gebäude oder Gebäudeanbauten in seiner Wirkung als historisches Ensemble beeinträchtigt werden." Leider sei nicht zu erkennen, dass verwaltungsseitig "dezentrale Lösungen ergebnisoffen geprüft wurden".
Siede weiter: Angesichts leerer Kassen habe "die Schaffung zukunftsorientierter Räumlichkeiten für die Kitas und Schulen Vorrang." Dass die Verwaltung auf Anbauten rund um den Niedersachsen-Platz beharre, sei "bedauerlich und wirklichkeitsfremd."
Für die Gruppe CDU/FDP/BUG formulierten Kerstin Witte (CDU) und Julia Neuhaus (CDU) ihre Ablehnung: "Der Wunsch der Verwaltung zur Unterbringung aller Verwaltungsmitarbeiter in einem Gebäude ist aktuell leider nicht umsetzbar, dafür gibt es noch zu viele andere Projekte mit höherer Priorität in der Samtgemeinde. (...) Es gibt leider aktuell sehr große finanzielle Engpässe."
Cornelia Ziegert (SPD) sprach sich für die Modulbau-Lösung aus: Solange das Sandbarg-Gebäude vermietet sei, favorisiert die SPD-Fraktion das Aufstellen von Modulbauten, um den notwendigen Raumbedarf schnell zu decken. Schließlich sei die Nutzung von Teilflächen des Sandbarg-Gebäudes für die Verwaltung immer noch die beste Option - und entspräche dem ursprünglichen Plan zum Rückkauf des ehemaligen Oberschulgebäudes vom Landkreis.
Für die Grünen haben Sanierung und Ausbau der Grundschulen Bendestorf und Jesteburg für den Ganztag "oberste Priorität", und dieses pädagogisch erforderliche Projekt werde die Haushalte außerordentlich belasten. "Deshalb haben wir die Erweiterung des Rathauses bisher stets zurückgestellt und uns für die dringenden Schulbaumaßnahmen entschieden", so Karl-Heinz Glaeser.
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