Altes Land: Erste Fallen wurden übergeben
Deichverband, Unterhaltungsverband und Hegeringe gehen jetzt gezielt gegen Nutrias vor
ab. Jork. Bevor es richtig kritisch wird, will der Deichverband II. Meile Alten Landes jetzt gegen die Ausbreitung der invasiven Art Nutria vorgehen. Dazu übergaben am Freitag Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts vom Deichverband II. Meile Alten Landes und Hans Alpers-Janke, Verbandsvorsteher vom Unterhaltungsverband Altes Land, die ersten zehn Nutriafallen an die Hegeringe in Buxtehude und in Jork.
Wie berichtet, richten die pelzigen Tiere an Ufern und Deichen massive Schäden an: Sie buddeln Gänge mit einem Durchmesser bis zu einem Meter - und gefährden auf Dauer die Sicherheit von Deichen und Ufern. "Die Tiere haben eine jährliche Vermehrungsrate von 600 Prozent", sagt Dr. Martin Wenzel, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Stade. Darin sei der bis zu 50-prozentige Verlust von Jungtieren bereits eingerechnet.
Wie stark die Population ansteigen kann, zeigt die Entwicklung im Landkreis Leer (Ostfriesland): Die Zahl der erlegten Nutrias stieg von 25 im Jahr 2014 auf über 750 im Jahr 2017. Auch ein Blick ins Nachbarland Holland zeigt, wie ernst die Lage ist. Die Holländer geben jährlich 35 Mio. Euro aus, um gegen die Nagetiere vorzugehen - in Niedersachsen sind es bislang 80.000 Euro zur Bekämpfung von Bisamratten und Nutrias.
Die zehn Fallen schlagen mit 180 Euro pro Stück zu Buche, dazu kommen noch die Kosten für den Melder. Sobald ein Tier in die Falle gegangen ist, sendet dieser GPS-Signale an das Handy eines Jägers aus. Auch ohne Signal werden die Fallen aus Tierschutzgründen zwei Mal täglich kontrolliert. Gefangene Tiere werden erlegt, das Fleisch kann verzehrt werden.
Insgesamt 3.600 Euro haben der Deichverband und der Unterhaltungsverband für die zehn Fallen gezahlt. "Lieber jetzt 180 Euro pro Falle ausgeben, bevor es richtig teuer wird", sagt Deichrichter Ulferts und ergänzt: "Wir haben gute Unterstützung durch die Kreisjägerschaft und die Hegeringe Buxtehude und Jork erhalten." Die Gefahr sei erkannt und erste Maßnahmen eingeleitet worden.
Dadurch, dass die Tiere nachtaktiv seien, würden Schäden auch häufig erst dann erkannt, wenn es bereits zu spät sei. Die überwiegend pflanzenfressende Gattung beschädige auch Bäume und seltenen und geschützten Ufer- und Gewächsbewuchs. Das Vorgehen gegen die invasive Art sei als gesamtgesellschaftlicher Auftrag anzusehen.
"Wir gehen im Landkreis Stade von einer hohen Dunkelziffer aus," so Martin Wenzel. Um wirkungsvoll gegen die Nutrias vorzugehen, brauche man mindestens 50 Fallen.
Noch habe der Landkreis keine Signale zur Unterstützung gesendet. Gemeinsam mit der Stader Kreisjägerschaft wollen Deichverband und Unterhaltungsverband alle Fraktionsvorsitzenden im Kreistag anschreiben - damit ihr Anliegen, bei der Bekämpfung der Nutrias unterstützt zu werden, noch als Eilantrag beim nächsten Kreistag im April eingebracht werden kann. "Denn der darauffolgende Kreistag ist erst im Juni", gibt Martin Wenzel zu bedenken. "Dann hätten die Tiere, die jetzt geboren werden, auch schon wieder Junge."
Redakteur:Alexandra Bisping |
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