Wie gefährlich ist der Nincoper Deich?
Biker gedenken des verunglückten 18-Jährigen
Der tödliche Motorradunfall des 18-jährigen Marcel aus Jesteburg erschütterte nicht nur Freunde, Familie und Bekannte, sondern auch zahlreiche Menschen bis über die Grenzen des Landkreises Harburg, die am Samstag an einer Gedenkausfahrt für den Verunglückten teilnahmen. Organisiert wurde diese unter anderem von Marcels Freundin Malina. Symbolisch, so erklärt es einer der Teilnehmer, sollte Marcel durch die Gedenkfahrt "noch einmal durch den Landkreis fahren". Mehr als 100 Motorradfahrer und weitere Anteilhabende kamen und fuhren gemeinsam von Buchholz aus in Richtung Unfallstelle am Nincoper Deich, wo sie durch die Polizei begleitet Blumen und Kerzen in Erinnerung an den jungen Mann ablegten.
Rückblick
Ende Juni waren Marcel und seine 17-jährige Sozia mit einem Yamaha-Leichtkraftrad auf dem Nincoper Deich in Richtung Rübke unterwegs. Aus bis dato ungeklärter Ursache geriet das Motorrad in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn und stieß dabei mit einem entgegenkommenden Audi zusammen. Marcel überlebte den Unfall nicht, seine Sozia wurde einige Meter weit in einen Straßengraben katapultiert und schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Lebensgefahr bestand für sie nicht.
Hamburger Polizei mit Maßnahmenpaket
Unfälle haben sich im Bereich des kurvenreichen Nincoper Deichs in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach ereignet - Fahrzeuge kamen von der Straße ab, stießen zusammen oder landeten an einem Baum. Einige dieser Vorfälle verliefen, wie im Fall von Marcel, tödlich. Das WOCHENBLATT hat bei der Polizei nachgefragt, wie es um die Fahrsicherheit am Nincoper Deich bestellt ist.
"Eine Unfallhäufungsstelle (UHS) befindet sich derzeit nicht im Verlauf des Nincoper Deichs", erklärt Sören Zimbal, Pressesprecher der Polizei Hamburg, gegenüber dem WOCHENBLATT. Innerhalb der vergangenen drei Jahre haben sich laut polizeilicher Statistik (von Beginn 2021 bis Ende April 2024) auf Hamburger Gebiet des Nincoper Deichs, wo die Strecke anders als auf niedersächsischer Seite größtenteils außerorts und teilweise kurvig verläuft, 44 Verkehrsunfälle ereignet. Es verunglückten dabei insgesamt elf Personen, neun davon wurden leicht- und zwei von ihnen schwerverletzt. Die Unfallursachen sind verschieden. Unter anderem konnten elf der Unfälle auf eine nicht angepasste Geschwindigkeit zurückgeführt werden. "Wiederholte Geschwindigkeitskontrollen und -überwachungen sprechen dafür, dass es sich bei dem Nincoper Deich um keine 'Raserstrecke' handelt", sagt Sören Zimbal.
Um die Unfallgefahren der Strecke zu minimieren, habe die Polizei in der Vergangenheit bereits einige Maßnahmen getätigt. Dazu zählten eine Geschwindigkeits- sowie Überholverbotskontrollen, eine Griffigkeitsuntersuchung des Asphalts, die keine Einschränkung ergab, ein temporärer Hinweis auf Schleudergefahr bei Nässe und Verschmutzung der Fahrbahn sowie eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit von 60 auf 50 km/h.
Es wird mittels Beschilderung auf eine scharfe Kurve hingewiesen, ein Unterfahrschutz für Motorradfahrer an den Schutzplanken soll weitere Sicherheit gewährleisten. Zudem habe eine Unfallkommission eine Untersuchung der Örtlichkeit durchgeführt.
Im Nachklang des tödlichen Unfalls habe die Polizei in Abstimmung mit dem zuständigen Bezirksamt Hamburg-Harburg weitere Überprüfungen beauftragt. So werde abermals die Asphalt-Griffigkeit sowie die Straßendecke auf Beschädigungen untersucht. Bei den vorhandenen Schildern werde geguckt, ob sie erkennbar sind und nicht verblichen oder durch Bäume bzw. Pflanzen verdeckt. Zudem werde geprüft, ob ein TempoSys-Gerät oder ein Dialogdisplay zur Geschwindigkeitsüberwachung installiert wird. Letztgenannte zeigen die gefahrene Geschwindigkeit bzw. mittels Smiley an, ob die Höchstgeschwindigkeit überschritten ist. Ob diese Maßnahmen in Zukunft dazu beitragen, dass Unfälle am Nincoper Deich verhindert werden können, bleibt zu hoffen.
Die Gedenkfahrt für Marcel am Samstag war für die Beteiligten ein Weg, ihre Anteilnahme zu zeigen - in der Gemeinschaft, im Moment des Innehaltens. Marcels Freunde und Familie erinnern nun mit einem Kreuz am Unfallort an den 18-Jährigen. Es mahnt, wie viele Kreuze an den deutschen Bundesstraßen, vor den Gefahren des Straßenverkehrs.
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