Neu Wulmstorf
Emotionale Wiedersehen von ukrainischen Familien und ihren Vierbeinern

Es sind Szenen, die sich niemand von uns vorstellen kann und möchte: In wenigen Minuten muss man sich entscheiden, was man mitnimmt auf der Flucht vor Bomben und Munition. So geht es seit zwei Jahren Tausenden von Menschen in der Ukraine. Viele denken dabei - verständlicherweise - nicht an Dokumente, sondern an ihre geliebten Vierbeiner. Im Tierzentrum Neu Wulmstorf haben hunderte dieser Hunde und Katzen vorübergehend eine Bleibe gefunden, bis ihre Halterinnen und Halter eine Wohnung gefunden haben.

Flucht hat Menschen und Tiere traumatisiert

Die Flucht, weiß Tierzentrumsleiterin Doris Firlus, hat die Vierbeiner ebenso traumatisiert wie die Menschen, alle leiden - natürlich auch unter der zeitweisen Trennung. Denn Tiere sind in den Erstunterkünften nicht erlaubt.
Seit dem Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren wurden im Tierzentrum mehrere hundert Hunde und Katzen von geflüchteten ukrainischen Tierhaltern übergangsweise aufgenommen. Ein Großteil - 259 der Vierbeiner - konnten inzwischen von ihren Familien wieder in die Arme geschlossen werden. "Diese Wiedersehen sind immer sehr emotional", sagt Doris Firlus. Die riesige Freude ist Zwei- und Vierbeinern anzusehen.

Hündin 20 Kilometer durchs Kriegsgebiet getragen

Auch Schäferhündin "Bonnie", die vor zwei Jahren von ihrem Frauchen 20 Kilometer durchs Kriegsgebiet getragen wurde, weil sie bei dem Bombenhagel nicht mehr laufen wollte, und "Bonnies" Hundekumpel, der junge und verspielte Alaskan Malamute "Eso", sind wieder bei ihren Familien. Der Kontakt zum Tierzentrum bestehe weiter: "'Eso' war einmal als Urlaubshund hier, als sein Herrchen zurück in die Ukraine musste, um Papiere zu holen", berichtet Doris Firlus. Sogar der riesige Tibetanische Mastiff "Bahus" ist dank eines tierlieben Vermieters wieder bei "seinen" Menschen. 

Aktuell leben in der Einrichtung in Neu Wulmstorf noch 27 Hunde und 24 Katzen von Familien, die aus der Ukraine geflohen sind und in Deutschland noch keine passende Wohnung gefunden haben. Dr. Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, hat sich Anfang des Monats beim Team des Tierzentrums für dessen Engagement bedankt.

Gleichzeitig stellte sie ein Angebot vor, im Rahmen dessen Ukrainer, die in Hamburg bereits Fuß gefasst haben, anboten, die Hunde und Katzen übergangsweise in ihren Familien im Zuge einer Tierpatenschaft aufzunehmen, bis die ukrainischen Halter selbst eine Wohnung gefunden haben. Doch eine Familie mit drei Hunden und zwei Katzen habe ihre Tiere doch lieber dem Tierzentrum anvertraut. "Weil sie wissen, dass ihre Tiere hier in Sicherheit sind und liebevoll umsorgt und medizinisch versorgt werden", erläutert Doris Firlus.

[b]

Name eines Golden Retrievers sorgt für Ratlosigkeit

[/b]Sie und ihr Team erleben außer den schönen zwischenmenschlichen und -tierischen Momenten trotz der Dramatik auch schon mal putzige Situationen aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten. Die Dolmetscherin, die seit Kriegsbeginn im Tierzentrum angestellt sei, sei an dem Tag, als ein ukrainisches Paar zu Besuch kam, nicht da gewesen. Also half man sich mit Online-Übersetzern. "Die Familie fragte mich die ganze Zeit: 'Wo ist mein Gehirn'? Wie geht's meinem Gehirn." Nachdem minutenlang große Ratlosigkeit herrschte, habe die Frau ein Bild ihres Golden-Retriever-Rüden gezeigt. Da fiel der "Groschen". Der Hund der Familie Maldlietko heißt "Brain".

Auch Vierbeiner sind vom Krieg traumatisiert
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

Webseite von Bianca Marquardt
Bianca Marquardt auf Facebook
Bianca Marquardt auf YouTube
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.