Tierzentrum entsteht in Mienenbüttel
Fundtiere statt Laborhunde im LPT

Hündin Emma hat in einem der eingerichteten
Zwinger schon einmal probegewohnt  | Foto: privat
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    Zwinger schon einmal probegewohnt
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bim. Mienenbüttel. Auf dem Gelände des früheren Tierversuchslabors in Mienenbüttel soll ein Tierschutzzentrum entstehen. Wie berichtet, will das „Laboratory of Pharmacology and Toxicology“ (LPT) diesen Standort aufgeben, nachdem die "Soko" Tierschutz dort Tiermisshandlungen aufgedeckt hatte und es massive Proteste von Tierschützern gab. Letztere sollten nun eigentlich stolz auf das Erreichte sein, dass sich an diesem Ort kein Tierleid mehr abspielen soll. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Betreiberin des geplanten Tierzentrums, Doris Firlus, und ihr Team werden in sozialen Medien angefeindet. Sie berichtete jetzt dem WOCHENBLATT bei einer Führung, was geplant ist.
Ursprünglich habe sie ein Zentrum mit Hundehotel, Hundeschule und Tiertherapie geplant. "Der Landkreis sagte, dass wir auch Fundtiere aufnehmen müssen. Außerdem ist die Nachfrage, gefährliche Hunde unterzubringen, enorm", berichtet Doris Firlus von der Resonanz der von ihr angeschriebenen Landkreise. Daher disponierte sie zunächst um. Doris Firlus ist gelernte Tierheilpraktikerin und arbeitet seit 20 Jahren als Verwaltungsangestellte beim Hundekontrolldienst Hamburg. Daher ist sie den Umgang auch mit gefährlichen Hunden gewohnt.
Rund 100 Hunde und 20 Katzen könnten im Tierzentrum aufgenommen werden sowie im kleineren Rahmen auch wilde Fundtiere wie angefahrene Greifvögel. "Ein geschlossener Bereich ohne Publikumsverkehr ist für die gefährlichen Hunde vorgesehen. Die können sich auf der großen Freifläche auspowern und spielen", erläutert sie. Der vordere Bereich sei für Fund- und Vermittlungstiere vorgesehen. Später solle auch eine kleine Tierklinik eingerichtet werden. Für Notfälle sei das Zentrum 24 Stunden am Tag erreichbar. 20 bis 30 Mitarbeiter sollen im Tierzentrum beschäftigt werden, darunter u.a. Tierpfleger und erfahrene Hundetrainer.

Foto: bim

Erstmals die Räume zu betreten, die für die Öffentlichkeit so lange abgeschottet waren und in denen sich unsägliches Tierleid abgespielt hat, fühlt sich beklemmend an. Doch ein Strauß Blumen auf dem Tisch, bunte Vogelbilder an den Wänden und der ein oder andere bereits eingerichtete Zwinger lassen erahnen, was dort voraussichtlich ab April Alltag sein wird: ein Zentrum, in dem vor allem Hunde und Katzen eine vorübergehende Heimat finden. 
"Ich hatte bei Facebook gelesen, dass LPT das Gelände abgegeben will an ein Tierheim oder den Tierschutz", berichtet Doris Firlus. Vergangenen September habe sie Kontakt zum neuen LPT-Geschäftsführer Thomas Wiedermann aufgenommen und sich wenig später das Gelände mit einer Amtstierärztin angeschaut. "Wir kannten die Schlagzeilen und sind mit gemischten Gefühlen hergekommen", gibt Doris Firlus zu. Von dem großen Areal - 1,5 Hektar Freilauffläche und 1,5 Hektar Gebäude - und den sich dort ergebenden Möglichkeiten sei sie dann aber überwältigt gewesen. Das Konzept des geplanten Tierzentrums habe sie binnen einer Woche fertiggestellt und im vergangenen Herbst auch im Neu Wulmstorfer Rathaus vorgestellt.
Seit Jahresbeginn steht fest, dass Doris Firlus ihr Projekt in Mienenbüttel realisieren kann. Seither wird dort fleißig gewerkelt und umgebaut.
Die Zwinger, deren Trennwände Doris Firlus und ihr Team zum Teil herausgenommen haben, um mehr Platz zu schaffen, haben Zugang zu einem Auslauf oder Wintergarten. Dort sollen noch Fenster eingebaut werden. Aus einem früheren Laborraum soll die Küche fürs Personal werden, aus einem anderen der Vermittlungsraum, um nur einige Veränderungen zu nennen. Den Empfang soll künftig das Logo des Zentrums schmücken: ein Yin-Yang-Zeichen mit zwei Pfoten.
Probeweise seien schon 20 Hunde dort gewesen. Und Doris Firlus versichert: "Die Hunde spüren nicht, was vorher hier stattgefunden hat."
Für den Betrieb des Tierzentrums befinden sich zwei GmbHs in Gründung: die "Tierzentrum Neu Wumstorf GmbH" als Pächterin der Anlage, für die es Investoren gebe, und als Trägerin des Resozialisierungsprogramms für als gefährlich eingestufte Hunde, die aus Beschlagnahmungen und Sicherstellungen stammen, die "Reso Zentrum für benachteiligte Tiere gemeinnützige GmbH", über die Spenden angenommen werden und die von Doris Firlus' Partner Fikrit Saglamsoy geleitet wird. "Wir sind keine Angestellten des LPT", betont Doris Firlus. Das LPT habe aber Anfang des Monats noch einen Antrag auf Umnutzung des Geländes in Mienenbüttel zu einer Tierpflege- und Tierklinikstation gestellt, über den der Landkreis entscheidet.
Auch das LPT hatte bereits erklärt, kurzfristig weder Eigentümerin noch Nutzerin des Grundstücks mit den Gebäuden zu sein und keinen Einfluss auf die Tätigkeiten der Nachnutzer auszuüben.
Doris Firlus ist indes genervt von den teils unsachlichen Äußerungen der Tierschützer und möchte aufgrund der Anfeindungen noch nicht fotografiert werden. "Es ist wichtig, dass man miteinander redet und nicht die Kraft in Streitigkeiten steckt, die am Tierschutz vorbeigehen. Lasst doch erstmal etwas wachsen", appelliert sie an die Zweifler und Kritiker. So könne in Mienenbüttel aus etwas Schlimmem etwas Schönes entstehen.

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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