Klimaforum gegen das Insektensterben
Zweite Chance für Blumen
Kein Summen und kein Brummen: In den vergangenen Jahrzehnten fällt immer mehr auf, dass es weniger Insekten gibt. Waren die Autos früher nach einer langen Fahrt auf der Autobahn noch voll von Krabbeltiere, so bleiben die Scheiben heutzutage auffallend sauber. Was dem ein oder anderen auf den ersten Blick entgegenkommt, ist, wie vielen bekannt ist, aus Sicht eines Naturschützers, eine echte Katastrophe.
Das wissen auch die Mitglieder des Klimaforums Neu Wulmstorf, die sich aktiv gegen das Insektensterben einsetzen. Mit der jetzt ins Leben gerufenen Blumenzwiebel-Rettungsaktion wollen sie für Insektenfutter und eine blühende Gemeinde sorgen. Auf die Idee kamen die Ehrenamtlichen durch den BUND in Hamburg, der regelmäßig ähnliche Aktionen durchführt. "Unsere Gruppe war sich gleich einig - das machen wir auch", erzählt Babett Ohlen vom Klimaforum Neu Wulmstorf. Gesagt, getan: Ohlen setzte sich mit der Gemeinde und dem Mehrgenerationenhaus (MGH) Courage zusammen, wo im April die erste Sammelstation aufgestellt wurde.
Das Prinzip ist einfach: Wer verblühte Blumenzwiebeln übrighat und keine Möglichkeit hat, diese in einem eigenen Garten auszupflanzen, legt sie einfach in eine der Sammeltonnen. Das darf alles sein, von Tulpen und Krokussen über Narzissen bis hin zu allen anderen Frühblühern.
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, richtete das Klimaforum noch weitere Sammelstationen in der Gemeinde ein, unter anderem in der Nicolaikirche in Elstorf (Lindenstraße 11) und an der Hindenburger Straße 10 in Neu Wulmstorf. "Die Aktion kommt sehr gut an", freut sich Babett Ohlen. "Auch viele umliegende Geschäfte waren begeistert und sofort mit dabei. Dabei kommt schon einiges zusammen." Nach und nach werden die Mitglieder des Klimaforums die gespendeten Zwiebeln auf öffentlichen Flächen in der Gemeinde auspflanzen.
Aber wieso ist eine insektenfreundliche Bepflanzung so wichtig?
Insekten sorgen durch das Bestäuben von Pflanzen für den Erhalt der Artenvielfalt und stellen eine Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere dar. Sie sind zudem natürliche Schädlingsbekämpfer, zersetzen organisches Material und können zur Verbesserung der Bodenqualität und -fruchtbarkeit beitragen. Demnach braucht ein gesundes Ökosystem Insekten. Doch die finden kaum noch Nahrung in der Natur, erklärt Babett Ohlen.
Wie der BUND berichtet, "ging die Menge - genauer: die Biomasse - der Insekten binnen 27 Jahren um etwa drei Viertel zurück". Das liege unter anderem an Agrargiften, Überdüngung und Lichtverschmutzung durch Laternen etc., denen viele Insekten bei Nacht zum Opfer fallen. Schätzungsweise seien das laut BUND in einer einzigen Sommernacht in Deutschland alleine eine Milliarde Insekten.
Vor allem aber sei die Verarmung der Landschaft schuld am Insektensterben, denn Wildpflanzen und -tiere finden zwischen Agrarwüsten und Steingärten weder Unterschlupf noch Nahrung. Natürliche Wiesen, Knicks oder Wilsblumen werden zur Ausnahme. "Hört auf, eure Gärten zu Tode zu pflegen", so der Appell des Klimaforums.
"Viele unterschätzen den Ernst der Lage", mahnt Babett Ohlen. Die Auswirkungen des Insektensterbens ließen sich auch an den wegbleibenden Vogelarten erkennen, denn die brauchen dringend Insekten für die Aufzucht ihrer Küken. In ihrem eigenen Garten sei im vergangenen Jahr nur einer ihrer 18 Brutkästen besetzt gewesen, erzählt Babett Ohlen. Viele ihrer Freunde berichten das Gleiche. "Da hilft auch das ganzjährige Füttern mit Vogelfutter nicht."
Auf dem Staudenmarkt tauschen
Wer helfen will, kann seine übrig gebliebenen Blumenzwiebeln in eine der Tonnen legen. Alternativ findet am kommenden Samstag, 27. April, der dritte Staudenmarkt des Klimaforums am MGH in Neu Wulmstorf (Ernst-Moritz-Arndt-Str. 14) von 9 bis 14 Uhr statt. Hier gibt es ebenfalls die Möglichkeit, seine verblühten Blumenzwiebeln zu spenden. Beim Staudenmarkt dreht sich alles um heimische insektenfreundliche Stauden, Sträucher und Saatgut. Auch bietet das Klimaforum Informationen rund um das Anlegen eines insektenfreundlichen Gartens. Wer Pflanzen oder Saatgut aus dem eigenen Garten zur Verfügung stellen möchte, möge diese gut beschriftet ab 8 Uhr zum Stand des Klimaforums bringen. Dort werden die Pflanzen eingetauscht oder gegen eine Spende weitergegeben. Der Erlös fließt in die weitere Arbeit des Klimaforums.
Weitere Informationen gibt es hier: https://klimaforum-neu-wulmstorf.de/.
Weitere Abgabestellen in Neu Wulmstorf
- Grünes Warenhaus am Bahnhof NW, Liliencronstraße 38
- Unverpacktladen „Umbruch“, Grenzweg 23b
- Grenzweg 19/ Ecke Heideweg
- Hindenburger Straße 10
- Biogarten „Paradies“, hinter dem Kindergarten Fuchsbau, Theodor-Heuss-Straße
- Königsberger Straße 67
- Meisterweg 3d
- Binsenweg 35b
- Wümmering 26, Rückseite beim hellgrünen Gartenhaus
- Boskoopstieg 29 im Apfelgarten
- Nicolaikirche in Elstorf, Lindenstraße 11
- Erlenweg 13 in Elstorf
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