In Moisburg
Fünfmal in 16 Jahren krachten Autos ins Haus
bim. Moisburg. "Es war ein furchtbarer, grässlicher Schock. Da fährt jemand unser Eigentum kaputt und wir müssen jedes Mal sehen, wie wir den Schaden erstattet bekommen. Es ist immer ein Kampf mit der Versicherung des Verursachers Wir stehen alleine da, auch mit den Reparaturen", klagt Renate Voß aus Moisburg. Sie ist die Eigentümerin des denkmalgeschützten Reetdach-Fachwerkhauses am Nindorfer Weg, in das Mittwochnacht vergangener Woche erneut ein Fahrzeug gekracht ist. "Das war das fünfte Mal in 16 Jahren", sagt sie. Und bis auf einen Glätte-Unfall hätten sich alle Unfälle nachts und aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ereignet.
17-Jähriger hatte
keinen Führerschein
Die Bilder des Unfall-Nissan sorgten bundesweit für Schlagzeilen. Wie berichtet, hatte ein 17-Jähriger aus dem Landkreis Stade, der noch keinen Führerschein hat, unerlaubt den Wagen seines Vaters genommen und den Unfall verursacht - vermutlich nicht nur, weil ihm die Fahrpraxis fehlte, sondern auch, weil er auf der nassen L141 in der Kurve offenbar zu schnell unterwegs war. Dort gelten 30 km/h. Mit dem 17-Jährigen waren zwei Mädchen (16 und 18) und ein junger Mann (18) im Auto, zwei von ihnen wurden schwer, aber laut Polizei nicht lebensgefährlich verletzt.
In dem Fachwerkhaus schlief zu dem Zeitpunkt die 16-jährige Enkelin von Renate Voß. Sie wurde von Trümmerteilen getroffen und erlitt Prellungen an Armen, am Bein und am Kopf. "Sie hat eine ganze Ladung Steine abbekommen. Es hätte schlimmer kommen können", sagt Renate Voß. Eigentlich ist das Haus nicht dauerhaft bewohnt. Renate Voß' Sohn lebte dort früher und übernachtet mit seiner Familie dort, wenn er zu Besuch ist. Und dennoch hat die Enkelin dort schon zwei Unfälle erlebt. Den ersten vor 16 Jahren als Baby.
Eine Ecke des
Hauses war weg
Das erste Auto - ein großer SUV - stand vor 16 Jahren plötzlich im Zimmer. "Da war eine ganze Ecke vom Haus weg", berichtet Renate Voß von ihrem Unfall-gebeutelten Reetdachhaus im Nindorfer Weg in Moisburg. Insgesamt fünf Autos sind seither in der Linkskurve der abschüssigen L141 (Buxtehuder Straße) von der Fahrbahn abgekommen und in das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1851 gekracht. "Immer abends oder nachts. Obwohl wir zwei große Lampen am Haus haben. Es wird einfach zu schnell gefahren", ist Renate Voß überzeugt. Die Schäden am Haus betrugen schon mehr als 150.000 Euro.
Hintergrund der Unfallserie: Damals habe es eine Straßenbaumaßnahme gegeben, berichtet Renate Voß. "Da haben sie die Straße höhergelegt als das Haus." Zuvor habe es vor dem - damals noch höhengleichen - Fachwerkhaus eine 1,20 Meter hohe Mauer samt Geländer und Fußweg gegeben.
Familie sorgte selbst
für Rammschutz
Nach den ersten Unfällen sorgte Familie Voß selbst für einen Rammschutz in Form von drei robusten Metallbögen neben dem Haus. Die konnten den letzten Aufprall zwar nicht verhindern, da der Unfallwagen gegen Verkehrsschilder prallte und dann über die Böschung und die Metallbögen hinweg ins Haus "flog". Doch Renate Voß ist sicher, dass ohne die Bögen noch Schlimmeres hätte geschehen können. Außen zeugen ein Steinhaufen, das umgefahrene Straßenschild und eine Holzplatte von dem schweren Unfall.
"So langsam ist es frustrierend", sagt sie zu den immer wieder neuen Rennereien bezüglich der Versicherungen der Unfallverursacher und der fachgerechten Reparaturen. Die Moisburgerin wünscht sich, dass zumindest häufiger auf der Buxtehuder Straße geblitzt wird, damit die Autofahrer vor dem Reetdachhaus nicht so rasen, oder dass eine Leitplanke das denkmalgeschützte Gebäude und seine - wenn auch nur zeitweiligen - Bewohner schützt.
Landkreis prüft,
ob geblitzt wird
Während der Landkreis fürs Blitzen zuständig ist, ist die Landesstraßenbaubehörde in Lüneburg für bauliche Maßnahmen auf der L141 verantwortlich. Fürs Blitzen sei eine bestimmte Mess-Strecke erforderlich, was in der Kurve nicht möglich sei, teilt Kreissprecherin Katja Bendig auf WOCHENBLATT-Nachfrage mit. Der Landkreis will aber prüfen, ob im oberen Bereich der L141 mal ein Blitzer aufgestellt werden kann.
Unfallkommission berät
weitere Maßnahmen
Der Ausbau der L141 in der Ortsdurchfahrt Moisburg sei in den 1990er Jahren mit dem Neubau eines Geh- und Radweges erfolgt. Dabei sei auch der Einmündungsbereich L141/Nindorfer Weg verändert worden, erläutert Dirk Möller, Leiter der Landesstraßenbaubehörde in Lüneburg. Die Veränderung des Einmündungsbereiches L141/Nindorfer Weg sei wegen der Unfalllage erfolgt, die schon vor dem Ausbau bestanden habe, hat Möller aus einer verkehrsrechtliche Anordnung aus dem Juli 1989 abgeleitet. Derzeit werde über Maßnahmen, die über die bestehenden mit 30 km/h und Kurvenleittafeln hinausgehen, in der Unfallkommission beraten.
Übrigens: Der Mercedes-Fahrer, der 2018 ins Haus gekracht und dann geflüchtet war, wurde damals geschnappt. Abgesehen vom Kennzeichen konnte er ermittelt werden, weil er die Papiere im Auto zurückgelassen hatte.
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