Digitaler Organspendeausweis
Nur wenig Zulauf beim Online-Register
Knapp acht Monate ist es her, seitdem der digitale Organspendeausweis eingeführt wurde. Er sollte Menschen dazu motivieren, sich als potenziellen Spender registrieren zu lassen - und damit nach dem eigenen Tod, zum Lebensretter zu werden. Doch wie sieht es aus mit dem Organspende-Register, ist die Zahl der Registrierten wie erhofft angestiegen?
Die Wartelisten sind lang: Laut Bundesgesundheitsministerium benötigen etwa 8.400 Menschen aus Deutschland eine Organtransplantation - weitaus weniger besitzen allerdings einen Organspendeausweis. Zwar ist die Anzahl in den vergangenen Jahren gestiegen, 2022 besaßen laut einer Umfrage etwa 40 Prozent der Befragten einen Ausweis, doch in der Realität werden nur wenige postmortale Organspenden durchgeführt. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) meldete für das vergangene Jahr 965 postmortale Organspenderinnen und -spender - das sind elf Prozent mehr als noch 2022 (869). Ein erfreulicher Anstieg, aber auf die Einwohnerzahl der Bundesrepublik gerechnet kommen so insgesamt nur rund 11,4 Spender auf eine Million Menschen. Auch im internationalen Vergleich liegt Deutschland weiter hinten: In Spanien kamen 2023 auf eine Million Einwohner rund 48,9 postmortale Organspender.
Der neue Online-Organspendeausweis sollte die Wende für die niedrigen Organspender-Zahlen in Deutschland bringen - der Eintrag bequem von Zuhause möglich sein, die Erklärung im Ernstfall direkt auffindbar. Wie die Rheinische Post berichtet, haben sich seit seiner Einführung im März rund 150.000 Menschen im Online-Register eingetragen. Im ersten Monat nach Einführung seien es knapp 98.000 Registrierungen gewesen, in den folgenden Monaten bis Ende August kamen also nur rund 50.000 weitere hinzu.
Zu hohe Hürden
Liegt das womöglich an einer zu komplizierten Handhabung? Die WOCHENBLATT-Redaktion startete schon im März den Versuch, sich im digitalen Organspende-Register einzutragen, doch scheiterte bereits an der Online-Identifikation. Einige Monate später ein ähnliches Problem: Die Identifikations-PIN des Personalausweises fehlte und muss erst ausfindig gemacht werden. All das sind Hürden, die es zu minimieren gilt.
Krankenkassen-Apps sollten leichten Zugang gewähren
Um den Vorgang zu vereinfachen, war es eigentlich vorgesehen, dass das Register bis spätestens 30. September über die Krankenkassen-Apps erreicht werden könne. Das schrieb der Gesetzgeber vor. Doch Stand heute, kurz nach Verstreichen dieser Frist, bieten nicht alle Krankenkassen diesen Service an. Wie der GKV (Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen) in einer Stellungnahme gegenüber der Tagesschau erklärt, spiele der Zeitfaktor eine Rolle. Die Einführung der elektronischen Patientenakte sowie weitere Digitalisierungsprojekte würden eine zusätzliche Entwicklungslast für die Krankenkassen erzeugen.
Dennoch, so der GKV, ginge man von einer alsbald möglichen Umsetzung aus.
Weitere Informationen zum Online-Register gibt es unter www.organspende-register.de.
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