Es stehen nur noch hohe Stümpfe
Radikaler Baumschnitt im Hamelwörden
„Das ist eine Schande“, empört sich eine Anwohnerin. "Diese Bäume prägten doch unseren kleinen, beschaulichen Ort. Und jetzt stehen hier nur noch hohe Stümpfe. Eine Katastrophe!“ Worüber sich die Seniorin, die nicht genannt werden möchte, maßlos ärgert, ist ein Radikalschnitt der Gemeinde Wischhafen, der in Hamelwörden fast durchweg Entsetzen hervorruft: Die Gemeinde hat in dem Ortsteil rund 40 alte Straßenbäume - sie befinden sich an der Landesstraße 11 und sind vorwiegend Linden - so intensiv beschneiden lassen, dass von Fachleuten langfristige Schäden erwartet werden. Was ebenfalls auf massive Kritik stößt: Der Bürgermeister soll die Hamelwördener Bürger nicht über den zeitlichen Einsatz der beauftragten Firma informiert haben. Das stimme, sagt Bernd Tietje, Bürgermeister der Gemeinde Wischhafen. Aber bei den Haushaltsberatungen sei über den Rückschnitt auf Antrag beraten und auch eine Summe bereitgestellt worden. Der aktuelle Anblick sei nicht attraktiv. Tietje ist jedoch guter Hoffnung, dass die Bäume wieder ausspriessen. Man könne da auf Erfahrungen zurückgreifen. Bei drei Bäumen, die ebenso beschnitten worden sind, sei das so eingetreten.
Eingeschaltet hat sich jetzt auch die Naturschutzbehörde, die prüfen will, ob rechtliche Schritte gegen die Gemeinde eingeleitet werden können. Heiner Baumgarten, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), spricht von einer Katastrophe, die sich gegen alle fachlichen Regeln, die es im Bereich der Baumpflege gibt, richte. Konkret: „Das ist ein rechtswidriger Kahlschlag.“ Er hofft, dass die Politik endlich aufwacht. „Dass solche Aktionen öffentlich angeprangert und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.“ Er könne sich vorstellen, dass Geldstrafen verhängt werden. „Fachleute müssen den Schaden bemessen.“ Dann könnten mit dem Geld Ausgleichsflächen für Neuanpflanzungen erstellt oder neue Bäume am gleichen Platz gesetzt werden.
Was Baumgarten entsetzt: Dass Gemeinde, Straßenmeisterei und Firma keine Fehler sehen. „Sie meinen, alles richtig gemacht zu haben. Unglaublich.“ Alle hätten wissen müssen, dass hier ein rechtswidriger Eingriff in die Natur erfolgt, der so nicht erfolgen dürfe. Auch sei behauptet worden, dass das Naturschutzamt der Aktion zugestimmt habe. Das stimme nicht, so Baumgarten. „Wir haben nachgefragt.“
Inzwischen hat sich auch der Landkreis eingeschaltet. "Seitens unserer Naturschutzbehörde wird geprüft, ob ein Ordnungswidrigkeitenverfahren und/oder ein kommunalaufsichtliches Verfahren gegen die Gemeinde Wischhafen einzuleiten ist", so Sprecher Daniel Beneke. "Unsere Behörde hat keine Erlaubnis für die umfangreichen Rückschnitte erteilt. Nach Einschätzung der Fachleute ist die langfristige Vitalität der beschnittenen rund 40 Bäume nicht gegeben." Die weitere Entwicklung verspricht Spannung!
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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