Der Friedwald Rosengarten ist gestorben / Gemeinderat stoppte das "Leuchtturm-Projekt"
mi. Rosengarten. Die Niedersächsischen Landesforsten, das hessische Unternehmen FriedWald GmbH und die Verwaltung der Gemeinde Rosengarten müssen das Projekt „Friedwald“ nun endgültig begraben. Der Gemeinderat stoppte jetzt die Pläne, im Naherholungsgebiet Kleckerwald auf einem Areal von bis zu 70 Hektar eine kommerzielle Urnenbegräbnisanlage einzurichten.
Das Ergebnis war knapp, bestätigte aber das Votum im Fachausschuss und im Ortsrat Klecken. Mit 14 zu 13 Stimmen entschieden sich die Mitglieder des Rates der Gemeinde Rosengarten in geheimer Abstimmung gegen einen Friedwald auf dem Gebiet der Gemeinde Rosengarten.
Ärger löste im Publikum die Entscheidung des Rates aus, über das Projekt geheim abzustimmen. „Warum habt ihr nicht den Mut, dem Bürger zu zeigen, wo ihr steht?“, fragte ein Klecker Bürger. SPD-Fraktionschef Klaus-Winfried Kienert begründete das damit, dass jedes Ratsmitglied nur nach seinem Gewissen abstimmen solle.
„Welche konkreten Einschränkungen gibt es?“ Das wollten gleich mehrere Bürger wissen. Statt einer klaren Antwort gab es einen Hinweis auf den Friedwald Neukloster (Buxtehude), dort gebe es jedenfalls keine Einschränkungen. „Wieviele Einnahmen bringt der Friedwald der Gemeinde?“, wollte ein anderer Bürger wissen. Darüber habe man noch nicht verhandelt, so Bürgermeister Dirk Seidler.
Hart ging man dagegen mit den Friedwald-Gegnern ins Gericht: „Die Kritiker des Friedwalds vertreten die Lobby-Interessen von Steinmetzen und anderen, die vom regulären Bestattungswesen profitieren“, belehrte Ratsherr Michael Schnelle die Anwesenden. Den Befürwortern ginge es dagegen vor allem darum, auf die Bedürfnisse der Bürger nach neuen Bestattungsformen zu reagieren. Nur Baumbestattungen auf den gemeindeeigenen Friedhöfen würden die Nachfrage nicht befriedigen, war sich Schnelle sicher.
„Ich bin auch Lobbyist und zwar ein Lobbyist für die Naherholungsqualität im Kleckerwald“, kommentierte Kleckens Ortsbürgermeisterin Anke Grabe Schnelles „Lobbyistenthese.“
Von den Ratsherren ergriff öffentlich nur Jürgen Grützmacher (CDU) deutlich Partei: Ein Friedwald zerstöre die Natur, schränke den Bürger ein und sei eine Konkurrenz für die gemeindeeigenen Friedhöfe, so Grützmacher.
Diese Gefahr sah auch Matthias Habben von der Nordkirche, der die Interessen des kirchlichen Friedhofs in Vahrendorf vertrat: „Ist Ihnen bewusst, dass die Entscheidung für einen Friedwald eine zutiefst unsolidarische Handlung gegenüber den Nachbarkommunen darstellt, weil sie nicht nur ihre eigenen Friedhöfe, sondern auch die der angrenzenden Gemeinden betrifft?“ Die Antwort aus Rat und Verwaltung war ebenso schlicht wie ehrlich: „Ja“.
Wirr wurde es bei der Frage, worüber genau abgestimmt werden soll. Plötzlich ging es nicht mehr um das konkrete Projekt „Friedwald im Kleckerwald“, sondern um die generelle Frage nach einem Friedwald ohne Ortsbestimmung. Das sah nämlich ein Antrag der Gruppe Grüne/Linke vor. Doch auch dieser Kunstgriff - von Ratsherr Jürgen Grützmacher treffend als „Salami-Taktik“ beschrieben - änderte nichts mehr an der Ablehnung durch den Rat.
„Die Gemeinde hat sich heute für die Lebensqualität in Klecken und den Kleckerwald als Naherholungsgebiet entschieden“, kommentierte Grützmacher das Ergebnis.
Redakteur:Mitja Schrader |
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