Die erste Ernte des CSC
Abgabe an die Mitglieder erfolgt noch im März

- Biko Tamm gießt die Beete in rund zwei Monaten werden die Pflanzen erntereif sein
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Der Frühling steht vor der Tür. Auch in diesem Jahr erfreuen sich viele Menschen an schönen Krokussen, Veilchen und Co. Für die Mitglieder des Cannabis-Social-Clubs Nordheide (CSCN) liegt eine ganz besondere Blüte aktuell jedoch im Fokus.
„Es ist endlich so weit“, sagt Joel Grospitz, erster Vorsitzender des CSC Nordheide. Nach langer Wartezeit und viel politischem Hin und Her steht im CSCN nun die erste Ernte und damit verbunden die erste Ausgabe des „eigenen“ Marihuanas an. Rund fünf Monate nach Pflanzung der Stecklinge befinden sich die Mitglieder aktuell in der Erntephase. Das WOCHENBLATT durfte zwei der Vorstände exklusiv bei ihrer ersten Ernte begleiten.

- Biko Tamm und Joel Grospitz aus dem Vorstand des CSC-Nordheide präsentieren Teile der Tagessernte
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So viel vorweg: Ob man für oder gegen die Legalisierung von Cannabis ist, eins sei gewiss - was der CSCN in seiner Anbauhalle betreibt, hat nichts mit dem Klischee von „verpeilten Kiffern“ zu tun. Besucher erwartet hochprofessionelle Arbeit und Handhabung.
Die erste Überraschung mag einen treffen, wenn Biko Tamm, Vorstandsmitglied, zur Begrüßung im Schutzanzug die Tür öffnet. Auch als Besucher muss man sich den weißen Overall mitsamt Haar- und Bartschutz überstreifen. „Wir versprechen reines Cannabis ohne Verunreinigungen“, sagt Tamm. „Dazu gehört der Schmutz von der Straße genauso wie Kopf- und Barthaare“, ergänzt der 32-Jährige.
Ernte und Verarbeitung: Ein aufwändiger Prozess
Die Ernte der Pflanzen, darunter Sorten wie „Studio 54“, „Sour Diesel“ und „Tropic Tangie“, erfolgte nach sieben bis acht Wochen Wachstumszeit. Ein entscheidender Faktor für den Erntezeitpunkt ist die Trichomenfarbe: Sobald etwa 15 Prozent der Trichome (haarähnliche Strukturen auf den Oberflächen von Pflanzen) bernsteinfarben sind, kann geerntet werden.

- Ein echter Hingucker. Marihuana Pflanzen gibt es nicht nur in Grün
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Nach der Ernte folgt die aufwändige Weiterverarbeitung. Die Pflanzen werden zunächst zehn bis vierzehn Tage schonend getrocknet. Anschließend erfolgt die Reifung in speziellen Tüten (engl.: Bags) bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 58 und 62 Prozent. Dabei wird Chlorophyll in Pheophorid umgewandelt, was das Geschmacksprofil verbessert. „Es lässt sich einfach angenehmer rauchen“, erklärt Biko Tamm. Alle abgepackten Tüten sind lückenlos beschriftet. Neben dem Abpackdatum sind auch Pflanze, Sorte und Charge vermerkt, um eine vollständige Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten. Der Feuchtigkeitsgehalt des rauchfertigen Produkts liegt bei etwa 10 bis 15 Prozent, was für eine optimale Konsistenz sorgt.
Die getrockneten Blüten werden per Hand getrimmt - ein zeitintensiver Prozess für alle Mitglieder, bei dem die sogenannten Zuckerblätter sorgfältig entfernt werden. Neben den getrockneten Blüten plant der Verein, auch Extrakte wie "Hash Rosin" herzustellen. Hierbei wird das sogenannte „Fresh Frozen“-Verfahren genutzt, um hochwertige Konzentrate zu gewinnen.
Die geernteten Pflanzen stammen aus regionaler Erde, und der CSC setzt konsequent auf biologische Anbaumethoden. Schädlinge wie Trauermücken werden mit natürlichen Fressfeinden und herkömmlichen Klebefallen bekämpft, um den Einsatz von Chemikalien zu vermeiden und den Bio-Standard zu halten.
Politische Unsicherheit bleibt
Die politische Lage ist weiterhin ein Faktor, den der Verein im Blick behält. Angesichts möglicher Gesetzesverschärfungen durch die neue Regierung bleibt man vorsichtig. „Wir warten ab. Wir arbeiten über den gesetzlichen Voraussetzungen, sodass wir für den Fall von härteren Gesetzen vorbereitet sind“, erklärt Joel Grospitz. Er fügt hinzu: „Es wäre Unsinn, die Leute wieder zu kriminalisieren, nachdem man nun gerade so viel Arbeit und Aufwand betrieben hat, um genau das zu unterbinden.“
Die erste Ernte zeigt nur einen kleinen Einblick in die verfügbaren Sorten. Während „Trainwreck“ mit rund 24 Prozent THC einen hohen Wirkstoffgehalt aufweist, gibt es auch leichtere Sorten wie das „Himalaya Kush“ mit fünf bis zehn Prozent THC.
Insgesamt wurden 27 Beete mit jeweils sechs Pflanzen geerntet. Der Ertrag liegt zwischen 500 und 800 Gramm pro Beet. Trotz einheitlicher Behandlung unterscheiden sich die Sorten in ihrer finalen Qualität.

- Der Tresen zur Abgabe an die Mitglieder
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Mit der ersten erfolgreichen Ernte und der anstehenden Ausgabe an Mitglieder beginnt für den CSC Nordheide ein neues Kapitel. Die Vision eines gemeinschaftlichen, legalen und nachhaltigen Cannabis-Anbaus nimmt konkrete Formen an. Sechs Tage nach dem offiziellen Frühlingsbeginn, also am Mittwoch, dem 26. März, können sich die Mitglieder des CSC über ihre erste Abgabe freuen. Für die Zukunft ist eine weitere Abgabestelle in Buchholz oder Harburg geplant - der Verein sucht dafür noch geeignete Räumlichkeiten.geeignete Räumlichkeiten.
Redakteur:Sven Rathert aus Seevetal |
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