Finanzhilfe
Gemeinderat sieht bei Vereinen in Seevetal keinen Bedarf für Corona-Hilfen
ts. Seevetal. Die Gemeinde Seevetal richtet keinen eigenen Fördertopf ein, um Vereinen mit Zuschüssen zu helfen, die wegen der Corona-Beschränkungen in Not geraten sind. Einen entsprechenden Antrag der Gruppe Freie Wähler/Die Unabhängigen hat der Gemeinderat nach langer, kontroverser Diskussion mit großer Mehrheit abgelehnt.
Die Ratsmehrheit und die Gemeindeverwaltung sind davon überzeugt, dass Seevetaler Vereine in keine finanzielle Schieflage geraten sind. Auf Nachfrage habe lediglich ein Sportverein um einen Zuschuss gebeten, sagte Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU). Allein 31 Sportvereine gibt es in Seevetal. Die Verwaltung und die Sprecher sagten den Vereinen zu, Anträge wohlwollend zu behandeln, sollten sie Hilfe brauchen.
Die Freien Wähler argumentierten mit Horrorszenarien, die aus der Luft gegriffen seien, warf Norbert Fraederich (CDU) der Wählergemeinschaft vor. Wenn ein Verein finanziell in Schieflage gerät, dann berate der Ausschuss für Sport, sagt Jörg Hartmann (CDU). Ein zusätzlicher Fördertopf sei nicht notwendig.
Mit insgesamt 20.000 Euro Corona-Soforthilfen wollten die Freien Wähler Vereine in diesem Jahr unterstützen. Die Idee: Mit dem Geld sollen Vereine finanziell in die Lage versetzt werden, Mitgliedern die Beiträge während des Lockdowns zu erlassen. Sonst würden Mitglieder den Verein verlassen - zum Beispiel, weil sie in Kurzarbeit seien oder weil sie wegen der Corona-Beschränkungen keinen Sport treiben dürfen.
In Seevetal haben nach Angaben der Gemeindeverwaltung die 31 Sportvereine etwa 11.700 Mitglieder. Im Jahr 2018 waren 12.683 Menschen Mitglied in einem Verein in Seevetal. Der Mitgliederschwund hat seine Ursache also nicht nur in der Corona-Krise. Die vorgeschlagenen Corona-Hilfen seien nicht durchdacht: Nach welchen Kriterien die Vereine Mitglieder beitragsfrei stellen sollen, lassen die Freien Wähler unbeantwortet, bemängelt Heiner Steeneck (SPD), selbst Laufsportler im TSV Eintracht Hittfeld. Und allen 11.700 Mitgliedern könne die Gemeinde ja nicht die Beiträge bezahlen.
Klaus-Dieter Kirchhoff (SPD) sieht keine Notwendigkeit für eine zusätzliche Förderung der Vereine. "Wir haben ein vernünftiges System, um zu helfen", sagt er.
So fördert die Gemeinde Seevetal die Sportvereine
Die Gemeinde Seevetal fördert mit Hilfe einer eigenen Richtlinie über die Gewährung von Zuschüssen Sportvereine und Jugendgruppen. Seevetal gewährt Zuschüsse zu den Übungsleiterbeihilfen und größeren Gerätebeschaffungen, zu den Fahrtkosten zu Landes- oder Deutschen Meisterschaften und internationalen Wettkämpfen und Zuwendungen für Baumaßnahmen und umfangreiche Unterhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen (bis zu 35 Prozent), wenn diese durch den jeweiligen Verein durchgeführt werden. 140.000 bis 170.000 Euro im Jahr sind das.
Die Gemeinde Seevetal überlässt den Breitensportvereinen Sportplätze und Sporthallen kostenfrei. Für Pflege und Regeneration der Rasenplätze gibt sie 160.000 Euro im Jahr aus. Zusätzlich trägt die Gemeinde Seevetal die Kosten für die Bauunterhaltung in den Sporthallen und ist für Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen der Sportplätze und Nebenanlagen verantwortlich.
All das trage dazu bei, dass die Vereine in Seevetal finanziell von der Corona-Krise verschont blieben, sagen Verwaltung und die überwiegende Ratsmehrheit. Von der Corona-Pandemie seien in Niedersachsen die Vereine betroffen, die selbst Eigentümer ihrer Sportanlagen seien.
Die Freien Wähler wollten eine zusätzliche Soforthilfe etablieren, um Mitgliederschwund zu verhindern. Egal ob tatsächlich notwendig oder nicht: Einen politischen Coup haben sie im Gemeinderat gelandet. Sie dürfen rein formell als Einzige behaupten, nicht gegen Corona-Hilfen für Vereine gestimmt zu haben.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
Webseite von Thomas Sulzyc | |
Thomas Sulzyc auf Facebook | |
Thomas Sulzyc auf YouTube |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.