Flüchtlingsunterkünfte in Sporthallen
Kreissportbund Harburg-Land: Gasthöfe und Schulflure für Kindersport öffnen!
Feldbetten für geflüchtete Menschen in Turn- und Sporthallen - dieses Szenario hatte der Landkreis Harburg vermeiden wollen. Mittlerweile ist es Wirklichkeit geworden. Die kreiseigene Sporthalle an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Winsen ist vergangenen Mittwoch als Notunterkunft in Betrieb gegangen.
Die Unterbringung von Geflüchteten ist ein Balanceakt – nicht nur für den Landkreis, die Städte und Gemeinden, sondern auch für die Sportvereine. Der Vorsitzende des Kreissportbunds Harburg-Land, Uwe Bahnweg, hat gestern im Sport- und Schulausschuss des Kreistags darauf hingewiesen, wie wichtig es für die Vereine sei, dass sie weiterhin ihre Sportangebote zumindest für Kinder durchführen können. Er bat deshalb die Kreisverwaltung um Hilfe bei der Umsetzung einer Idee: Der Kreissportbund möchte Säle von Gasthäusern für das Kinderturnen nutzen.
Die Mitglieder des Kreissportausschusses gaben den Ball an die Sportvereine zurück. Die Sportvereine hätten die besseren Kontakte und könnten in der jeweiligen Gemeinde in Gesprächen mit Gastwirten schneller zu Lösungen kommen, als wenn der Kreissportausschuss einen Arbeitskreis gründen würde, sagte die Ausschussvorsitzende Martina Oertzen (CDU).
Fachbereichsleiterin Annerose Tiedt sagte dem Kreissportbundvorsitzenden zu, mit den Schulleitungen zu sprechen und sich anschließend mit ihm zu beraten. Denn auch eine Aula oder ein breiter Flur in Schulgebäuden könnten Sportvereine für Bewegungsangebote für Kinder nutzen.
Säle von Gasthöfen für den Sport zu nutzen, hat sein Vorbild in der Vergangenheit. Vor mehr als 100 Jahren gründeten sich viele Turnvereine. Ihre erste Trainingsstätte war oft das Gasthaus. Mit Zuständen wie im Kaiserreich wäre den Sportvereinen heute geholfen: "Früher wurden Säle der Gasthäuser genutzt. So etwas kann man wieder machen. Für Kinderturnen braucht man nur ein paar Matten."
In Schulen könnten Kinder auf Fluren oder in Aula Sport treiben, schlug Nicole Bracht-Bendt (FDP) vor. Machbar sei alles, antwortete Thomas Degen, Schulleiter der BBS Winsen. Aber so ganz trivial seien die Lösungen nicht. Die Reinigungskräfte müssten dann spät abends oder nachts arbeiten.
Die Kreisverwaltung gab keine Auskunft, ob weitere kreiseigene Sporthallen als Notunterkünfte genutzt werden sollen. Ziel sei, das zu vermeiden, sagte Annerose Tiedt lediglich. Die Tendenz geht aber dazu, zusätzliche Sporthallen aus dem Sportbetrieb zu nehmen. "Der Landkreis Harburg hat keine Grundstücke, auf denen wir Containeranlagen errichten können. Wir können die Unterkünfte ja nicht in die Luft hängen", sagte Jörn Petersen, Leiter der Gebäudewirtschaft.
Die Ziele, Menschen in Not ein Obdach zu gewähren und gleichzeitig Sportangebote für Kinder aufrechtzuerhalten, bleibt also ein Balanceakt. In einem waren sich alle Mitglieder des Schul- und Sportausschusses einig: "Man kann Leid gegen Leid nicht aufrechnen", sagte Elisabeth Meinhold-Engbers (Die Grünen).
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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