Kommunalwahl
Seevetal: Die fünf Bürgermeister-Kandidaten im Twitter-Interview

CDU-Bürgermeisterkandidatin Emily Weede | Foto: Matthias Clausen
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  • CDU-Bürgermeisterkandidatin Emily Weede
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Am 12. September wählt Seevetal einen neuen Bürgermeister oder eine neuen Bürgermeisterin. Unter dem Motto "(Ver-)Sprechen Sie nicht zu viel" hat das WOCHENBLATT die Kandidaten gebeten, im Interview jeweils eine Antwort in der maximal zulässigen Länge eines Tweets auf der in der Politik beliebten Social-Media-Plattform Twitter zu geben.

Emily Weede mag kein Amtsdeutsch

Emily Weede (CDU) ist 58 Jahre alt und landwirtschaftliche Betriebsleiterin
WOCHENBLATT: Warum sollten die Menschen in Seevetal Sie wählen?
Emily Weede: Ich brenne für meine Heimatgemeinde. Ich bin eine "kommunale Pflanze". Unsere Heimat zu bewahren und gleichzeitig zukunftsfähig zu gestalten, sachorientierte Lösungen ohne Scheuklappen herbeizuführen, Menschen motivieren, sich zu engagieren - das sind meine Ziele für Seevetal.
WOCHENBLATT: Was ist Ihre konservativste Eigenschaft?
Emily Weede: Familie, Freunde sowie die Bewahrung unserer Schöpfung sind für mich enorm wichtig. Ich fühle mich als ein Glied in einer Kette von Generationen, das heißt für mich, Verantwortung und Pflichten zu übernehmen.
WOCHENBLATT: Welche Erscheinungsform von Bürokratie nervt Sie am meisten?
Weede: Für den "Normalbürger" schwer- oder unverständliche Briefe und Formulare in sogenanntem Amtsdeutsch. So etwas ist in meinen Augen wirklich ärgerlich.
WOCHENBLATT: Auf welche Ihrer schlechten Eigenschaften müssen sich die Mitarbeiter im Rathaus einstellen, sollten Sie die Wahl gewinnen?
Weede: Die Eigenschaft, für jedes Problem eine Lösung finden zu wollen - nach dem Motto: Geht nicht, gibt's nicht! Diese Eigenschaft ist manchmal nicht nur für mich, sondern auch für meine Mitmenschen anstrengend.
WOCHENBLATT: Als Ureinwohnerin von Hittfeld: Welchen Gruß haben Sie an die Meckelfelder?
Weede: Hier muss ich Sie leider korrigieren. Ich bin eine "Ur-Karoxbostelerin" und Karoxbostel liegt mitten in Seevetal. Ich bin als Seevetalerin groß geworden und freue mich, dass wir alle zusammen eine starke Gemeinschaft sind.
WOCHENBLATT: Wo in Seevetal ist Platz für zusätzliche Gewerbegebiete?
Weede: Seevetal braucht die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Trotzdem muss die Ausweisung von neuen Gewerbeflächen sehr behutsam erfolgen. Bevor neue Flächen ausgewiesen werden, sollte immer die Möglichkeit der Um- und Neunutzung schon bestehender Gewerbeflächen geprüft werden.
WOCHENBLATT: Was werden Sie am Wahltag zum Frühstück essen?
Weede: Wie jeden Sonntag: Ein Brötchen und ein gekochtes Ei, dazu ein paar Tassen Tee, um fit für den "Tag des offenen Denkmals" zu sein, den ich hoffentlich wie in den Jahren vor der Pandemie mit Geschirrspülen und Führungen an der Wassermühle Karoxbostel verbringen werde.

Thilo Bock bringt Meckelfeld Liebe

Thilo Bock (Die Grünen) ist 53 Jahre alt und geprüfter Betriebswirt.
WOCHENBLATT: Warum sollten die Menschen in Seevetal Sie wählen?
Thilo Bock: Weil ich es gewohnt bin innovative Lösungen denken. Es braucht Kreativität und Mut, um sich über gedankliche Grenzen zu bewegen. Ich habe gelernt zuzuhören und bin in der Lage Kompromisse zu schließen, ohne die wesentlichen Ziele aus den Augen zu verlieren.
WOCHENBLATT: Wo gingen Sie als Bürgermeister lieber hin: 100. Geburtstag einer Bewohnerin im Altenheim oder Dorffest Meckelfeld?
Bock: Meine Oma ist 98,5 Jahre alt geworden und ich weiß, dass jeder Geburtstag wertvoll ist und der hundertste ein besonderes Geschenk. Also würde ich dahin gehen, allerdings waren die Feiern zumeist nicht allzu lang, anschließend könnte ich noch einmal auf das Dorffest schauen.
WOCHENBLATT: Welche Erscheinungsform von Bürokratie nervt Sie am meisten?
Bock: Genauigkeit und Zuverlässigkeit, gepaart mit einem freundlichem Wort sind oft in unserer Gemeindeverwaltung anzutreffen, das nervt überhaupt nicht. Ewig lange Laufzeiten einzelner Entscheidungsprozesse, wenn Verfahren immer wieder verschoben werden und es zu keinen Ergebnissen kommt, das nervt enorm.
WOCHENBLATT: Auf welche Ihrer schlechten Eigenschaften müssen sich die Mitarbeiter im Rathaus einstellen, sollten Sie die Wahl gewinnen?
Bock: Die letzten 17 Jahre habe ich mich beruflich mit Menschen darüber unterhalten, wie förderliches Verhalten im Arbeitsleben gestaltet werden kann, damit es konfliktarm und freudvoll ist. Da ist bei mir schon einiges hängen geblieben. Ich habe Übung als Vorgesetzter, wir werden das hinkriegen.
WOCHENBLATT: Ist der Eindruck richtig, dass Meckelfeld im Vergleich zu anderen Ortsteilen Seevetals benachteiligt ist?
Bock: Wir in Meckelfeld sind vieles gewohnt, den Lärm der Autobahn, die Bahn, Durchgangsverkehr, schlechte Straßen, einen kaputten Bahnhof. Aber benachteiligt möchte ich mich als Meckelfelder nicht fühlen. Allerding wird es Zeit, dass Meckelfeld Liebe und Zuwendung bekommt, dass stimmt.
WOCHENBLATT: Wo in Seevetal ist Platz für zusätzliche Gewerbegebiete?
Bock: Wie Seevetal in 20 Jahren aussehen soll? Mit mir werden wir unsere Flächen nicht meistbietend verscherbeln. Wir werden zunächst ein Bild von Seevetal entwerfen, einen Landschaftsplan aufstellen und dann unsere Böden nachhaltig verwenden. Unter Druck setzen lassen wir uns nicht.
WOCHENBLATT: Was werden Sie am Wahltag zum Frühstück essen?
Bock: Wenn es gut läuft, findet am 12. September neben der Wahl auch der Hamburg Marathon statt. Angemeldet bin ich, es wäre mein neunzehntes Mal in Hamburg. Zum Frühstück gibt es dann Müsli mit Nüssen und etwas Rührei. Wird ein langer Tag….

Manfred Eertmoed strebt hohes Tempo an

Manfred Eertmoed (SPD) ist 46 Jahre alt und Bürgermeister a. D.
WOCHENBLATT: Warum sollten die Menschen in Seevetal Sie wählen?
Manfred Eertmoed: Durch meine Erfahrungen als Bürgermeister ist mir bewusst, dass die Menschen bei politischen Entscheidungen mitgestalten wollen. Ich biete den Menschen eine neue Art des Gesprächs an. Ich werde zu ihnen kommen und sie an der Entwicklung der Gemeinde Seevetal beteiligen.
WOCHENBLATT: Sind Sie mit einem Menschen aus der Arbeiterklasse befreundet?
Eertmoed: Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Ich teile meine Freunde und Bekannte aber nicht in Klassen ein. Ich bin einfach mit dem Menschen befreundet! Der Status ist mir dabei völlig egal.
WOCHENBLATT: Welche Erscheinungsform von Bürokratie nervt Sie am meisten?
Eertmoed: Bei den vielen Fördermittelanträgen, die ich bis heute gestellt habe, nervt mich vor allem die überbordende Prüf- und Genehmigungsbürokratie. Ich habe immer den Eindruck, dass die Fördermittelgeber den Gemeinden nicht vertrauen und sie bis ins letzte Detail überprüfen.
WOCHENBLATT: Auf welche Ihrer schlechten Eigenschaften müssen sich die Mitarbeiter im Rathaus einstellen, sollten Sie die Wahl gewinnen?
Eertmoed: Ich bin jemand, der ein hohes Tempo bei der Bearbeitung der verschiedenen Dinge anstrebt, allerdings immer gemeinsam mit den Mitarbeitenden! Einigen ist das Tempo manchmal zu hoch. Ob das eine schlechte Eigenschaft ist, mag bitte jeder für sich beurteilen.
WOCHENBLATT: Haben Sie in Ihrer früheren Tätigkeit als Bürgermeister schon einmal die Lust verspürt, etwas völlig Unsachliches zu sagen?
Eertmoed: Wer kennt den Gedanken nicht? Ich finde, in Situationen in denen unsachlich argumentiert wird, ist das auch menschlich. Trotzdem bin ich in der Lage weiter auf sachlicher Ebene zu diskutieren. Ich lasse mich nicht zu unsachlichen Äußerungen verleiten. Da bin ich Profi genug.
WOCHENBLATT: Wo in Seevetal ist Platz für zusätzliche Gewerbegebiete?
Eertmoed: Dass die Gewerbeflächen in Seevetal begrenzt sind, habe ich bei meinen Treffen mit Unternehmen bereits erfahren. Ich werde mir Gedanken dazu machen und in Gesprächen mit den Firmen und den Menschen in Seevetal geeignete Flächen z. B. im Rahmen eines Bürgerforums lokalisieren.
WOCHENBLATT: Was werden Sie am Wahltag zum Frühstück essen?
Eertmoed: Ich werde am Wahltag ganz in Ruhe und ausgiebig mit meiner Familie frühstücken. Bei uns gehören frische Brötchen, das obligatorische Frühstücksei und drei Tassen Ostfriesentee dazu.

Jens Schnügger ruht in sich

Jens Schnügger (FDP) ist 57 Jahre alt und Unternehmensberater für Arbeitnehmerrechte und Sozial-Auditor.
WOCHENBLATT: Wo gingen Sie als Bürgermeister lieber hin: 100. Geburtstag einer Bewohnerin im Altenheim oder Schützenfest in Fleestedt?
Jens Schnügger: Man wird nur einmal 100. Ich gehe zum Geburtstag ins Altenheim. Da die Dame wahrscheinlich froh sein wird, wenn der Trubel vorbei ist, werde ich versuchen, im Anschluss noch zum Schützenfest zu gehen.
WOCHENBLATT: Welche Erscheinungsform von Bürokratie nervt Sie am meisten?
Schnügger: Bürokratie gibt es überall und sie kostet Zeit, Geld und Nerven. Verschlankung und Digitalisierung lautet die Devise. Beispiel: Sie lassen sich online einen Termin geben, kommen pünktlich - und dann müssen Sie eine Nummer ziehen! Diese Logik erschließt sich mir nicht.
WOCHENBLATT: Auf welche Ihrer schlechten Eigenschaften müssen sich die Mitarbeiter im Rathaus einstellen, sollten Sie die Wahl gewinnen?
Schnügger: Ich bin ein humorvoller Mensch. Es ist schwer mich aus der Ruhe zu bringen. Deswegen gehen auch alle in Deckung, sollte ich doch mal explodieren. Ich werde meinen Optimismus beibehalten, damit ich auch weiter mit offenen Augen durch die Welt laufe und vielleicht jeden Tag etwas Neues lerne.
WOCHENBLATT: Haben Sie als Ortsratspolitiker mal die Lust verspürt, etwas völlig Irrationales zu sagen?
Schnügger: Der FDP-Vorschlag für ein Gemeindewerk (Stadtwerk) für Seevetal: Das Budget für das Gutachten, wurde seitens der Bürgermeisterin so hoch bemessen, dass SPD und CDU „nein“ gesagt haben. Die Chance ist erst einmal vertan. Da reizt es mich, etwas völlig Irrationales zu sagen.
WOCHENBLATT: Wo in Seevetal ist Platz für zusätzliche Gewerbegebiete?
Schnügger: Dazu kann keine seriöse Auskunft gegeben werden, da in den vergangen acht Jahren kein eigenes Planungskonzept für die Gemeinde Seevetal erstellt wurde. Das endlich einmal zu planen, wird eine Aufgabe werden!
WOCHENBLATT: Was werden Sie am Wahltag zum Frühstück essen?
Schnügger: Für das Frühstück spreche ich mich mit meiner Frau ab. Manchmal „darf“ ich Brötchen holen, manchmal gibt es Toast. Für den Wahltag wird Nervennahrung wohl wichtig: Vollkornbrötchen, Spiegelei mit Speck, dazu Obst – das Frühstück hält lange vor. Dazu einen Becher Kaffee.

Timo Röntsch: In Projekten in Terrier

Timo Röntsch (Freie Wähler) ist 39 Jahre alt, Standortleiter Hamburg & Service Delivery Manager
WOCHENBLATT: Warum sollten die Menschen in Seevetal Sie wählen?
Ich bin die optimale Mischung aus Erfahrung und Dynamic und vor allem: Motiviert! Pragmatische und digitale Lösungen werden mit mir Einzug in den Alltag der Verwaltung zum Nutzen aller Menschen in Seevetal halten. Seevetal nachhaltig lebenswert erhalten, das ist mein Ziel!
WOCHENBLATT: Wollen Sie ernsthaft Ihren Job als IT-Führungskraft für das Bürgermeisteramt aufgeben?
Röntsch: Ja, das will ich! Seevetal braucht diese Kompetenz im Rathaus um die Digitalisierung zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zu treiben und mit Ideen aus der Wirtschaft eine effiziente Dienstleistung aufzustellen. Die Aufgabe ist die gleiche: Mache deine Kunden glücklich!
WOCHENBLATT: Welche Erscheinungsform von Bürokratie nervt Sie am meisten?
Röntsch: Das Phänomen: „Keep your as save“ und der damit einhergehende massive Aufbau von email-Verteilern im „cc“ Feld im Arbeitsalltag. Entscheidungen sind eigenverantwortlich zu treffen – große Mailverteiler sorgen für lange und träge Prozesse. Verantwortung erzeugt Qualität.
WOCHENBLATT: Auf welche Ihrer schlechten Eigenschaften müssen sich die Mitarbeiter im Rathaus einstellen, sollten Sie die Wahl gewinnen?
Röntsch: Ich bin im operativen Geschäft oftmals zu genau und in Projekten „ein Terrier“ (nach Meinung meiner Kollegen), wenn es darum geht Projekte abzuschließen“; 90 % müssen für die Produktivsetzung reichen. Die weiteren Anforderungen kann man im operativen Betrieb nachsteuern.
WOCHENBLATT: Haben Sie als Ortsratspolitiker mal die Lust verspürt, etwas völlig Irrationales zu sagen?
Röntsch: Unmögliche, irrationale Gedanken machen Innovation erst möglich. Ein anderer Blickwinkel öffnet das Bewusstsein, so dass man zu besseren Lösungen kommt, denn es gibt immer mehrere Wege zum Ziel. Agile Teams sind hierbei das kreative Werkzeug der Projektarbeit.
WOCHENBLATT: Wo in Seevetal ist Platz für zusätzliche Gewerbegebiete?
Röntsch: Wir haben in Seevetal eine große Anzahl an leerstehenden Gewerbeflächen. Eine Umnutzung dieser Flächen schafft Platz für Innovation und Produktion. Die Möglichkeiten neuer Gewerbeentwicklung sollte nah an bestehenden Verkehrsinfrastruktur und abseits der Wohnbebauung entstehen.
WOCHENBLATT: Was werden Sie am Wahltag zum Frühstück essen?
Röntsch: Es ist ein besonderer Tag in meinem Leben und daher werde ich diesen Tag auch mit einem besonderen Frühstück in einem schwedischen Café in Hittfeld beginnen. Der Tisch ist schon reserviert und gemeinsam mit Familie, einem Schokocroissant und Latte Macciato startet der Tag.

Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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