Hohe Marktpreise machen Diebstahl lukrativ
Abmontierte Regenrohre: Im Kreis Stade geht der Kupferklau um

Altkupfer und anderes Altmetall auf dem Hof eines Schrotthändlers. Für recyceltes Kupfer werden aktuell hohe Preise geboten | Foto: Adobe Stock/underworld
  • Altkupfer und anderes Altmetall auf dem Hof eines Schrotthändlers. Für recyceltes Kupfer werden aktuell hohe Preise geboten
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Abmontierte Regenrinnen und Fallrohre, von Baustellen geklaute Kabel: Der Diebstahl von Kupfer nimmt einen vorderen Platz beim Ranking der Polizeimeldungen im Landkreis Stade ein. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass Kupferdiebstähle gemeldet werden

Warum Kupfer für Diebe so attraktiv ist

Kupfer ist zwar kein Edelmetall wie Silber oder Gold, doch es hat seinen eigenen Wert. Der hohe Preis für das rötlich-braune Metall hat Kupfer zu einem begehrten Diebesgut gemacht. Vor allem mit der Masse lässt sich Kasse machen, denn die Kupferpreise befinden sich seit Jahren im Steigflug. Im Jahr 2024 wurde Kupfer an den internationalen Börsen durchschnittlich mit mehr als 9.300 Euro pro Tonne gehandelt. Vor zehn Jahren waren es noch rund 6.000 Euro. Entsprechend sind auch die Preise für Altkupfer angezogen.

Schnelles Geld für wenig Aufwand

Ein nächtlicher Beutezug, bei dem Diebe rund 100 Kilogramm Kupfer entwenden, kann beim Schrotthändler aktuell zwischen 700 und 800 Euro einbringen – abhängig von Reinheit und Zustand des Materials. Mit einfachen Werkzeugen wie Schraubenziehern und Zangen ist das Abmontieren von Regenrinnen oder Fallrohren schnell erledigt. Ohne besonders großen Aufwand kommen so schnell größere Summen zusammen. Diese vergleichsweise einfache Beschaffung macht Kupferdiebstahl für Kriminelle besonders attraktiv.

Drei Kilometer Kupferkabel gestohlen

Ein wertvolles Recyclinggut

Die weltweite Nachfrage nach Kupfer steigt kontinuierlich. Das Metall ist aufgrund seiner hervorragenden Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit ein unverzichtbarer Rohstoff in der Elektroindustrie, im Bauwesen und in der Medizintechnik. Neben frisch gefördertem Kupfer aus großen Minen in Ländern wie Chile, Peru und China spielt recyceltes Altkupfer eine immer wichtigere Rolle und macht etwa ein Fünftel des Angebots aus. Recyclingunternehmen zahlen für Altkupfer je nach Qualität unterschiedliche Preise. Hochwertige Sorten wie blanke, isolationsfreie Kupferdrähte (sogenanntes „Millberry“) erzielen Höchstpreise. Aber auch weniger reine Materialien wie oxidierte Drähte („Berry“) oder korrodierte Regenrinnen („Raff“) bringen mittlerweile ordentliche Beträge ein. 

Beispiele jüngster Kupferdiebstähle

Entsprechend hoch dürften die Summen gewesen sein, die Kupferdiebe nach ihren jüngsten Beutezügen ausbezahlt bekommen haben. Besonders einfach hatten es die Gauner, die in der vergangenen Woche in Stade-Wiepenkathen zugeschlagen haben. Sie waren einfach durch einen kaputten Zaun auf ein Firmengrundstück gelangt und sackten dort rund 30 bis 40 Kilogramm Kupferschrott ein. Der Erlös dürfte sich bei mehr als 200 Euro bewegen - viel Geld für fast null Aufwand. Richtiger Schaden wird aber angerichtet, wenn die Kupferklauer Rohre oder Dachrinnen abmontieren - wie eine Woche zuvor in Harsefeld. An der Turnhalle der dortigen Rosenborn-Grundschule wurde auf rund 20 Metern die Dachrinne abgebaut. Die Polizei schätzt die Schadenssumme auf 2.500 Euro.

Fallrohre geklaut - Ein Regenguss käme jetzt nicht gut

Die Polizei im Landkreis Stade meldet regelmäßig neue Fälle von Kupferklau. Hier die jüngsten Beispiele:

  • Bei einer Kita am Bockhoster Weg in Stade werden Kupferfallrohre entfernt. Schaden: mehrere hundert Euro.
  • In Stade in der Straße "Am Tennisplatz" werden an zwei Firmengebäuden mehrere Kupferfallrohre abmontiert. Schaden: mehrere hundert Euro.
  • Kupferdiebe klauen in Harsefeld in der Großen Gartenstraße die Fallrohre vom Gebäude eines Ingenieurbüros. Schaden: ca. 3.000 Euro.
  • Auf dem Gelände der Buxtehuder Stadtwerke verschwinden bei vier Häusern die Fallrohre. Schaden: ca. 800 Euro.
  • In Sauensiek werden an einem Bungalow in der Gewerbestraße die Regenrinnen gestohlen. Schaden: mehrere hundert Euro. 
  • Am Haus des Stadtmarketings in Harsefeld und an der Kunstschule werden vier Fallrohre und zwei Dachrinnen geklaut. Schaden: ca. 1.000 Euro. 

Die Kupferdiebe haben aber auch Privathäuser im Visier. Sogar vor Sakralbauten machen sie nicht halt. So wurden an der Kirche in Bliedersdorf ebenfalls Fallrohre und Regenrinnen abmontiert. Den Schaden bezifferte die Polizei auf rund 750 Euro.  

Täter kaum zu ermitteln

Die Kupferdiebe agieren meist nachts und hinterlassen kaum Spuren. Laut Polizeisprecher Rainer Bohmbach ist es nahezu unmöglich, die Täter zu ermitteln. „Sie versetzen wahrscheinlich ihre Beute bei Schrotthändlern in Hamburg oder anderen Orten“, erklärt Bohmbach. Eine flächendeckende Kontrolle aller Recyclingbetriebe im Norden sei schlicht nicht umsetzbar. Kupferklau habe derzeit offenbar wieder Hochkonjunktur - aufgrund der derzeitigen hohen Marktpreise für Altkupfer.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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