BUND: "Kohle hat keine Zukunft"
bc. Stade. Er ist derzeit das letzte noch geplante Kohlekraftwerk in Deutschland, der Dow-Meiler auf dem Gelände der Chemiefabrik in Stade-Bützfleth. Am Mittwoch machte sich Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des Umweltschutzverbandes BUND, in einem Gespräch vor Ort ein Bild von den Absichten des Konzern. Hinterher sagte er in einem Pressegespräch: „Wir fordern das Unternehmen auf, die Planungen zu überdenken. Kohle hat keine Zukunft.“
Wie berichtet, hat die Stader Ratsversammlung dem Bebauungsplan für das Kraftwerk bereits zugestimmt. Ende des Jahres wird der B-Plan rechtskräftig. Derzeit bereiten der BUND sowie weitere Naturschutzverbände eine Klage vor.
Zum Hintergrund: Ziel der Dow ist es, sich autark mit Strom versorgen zu können. Geplant ist ein Kraftwerk mit mehreren Komponenten: Kohle, Gas, Wasserstoff und Biomasse. Die Dow spricht von einem innovativen Energiekonzept, da es durch die Nutzung des Dampfes einen Wirkungsgrad von 68 Prozent erreiche. Der Wirkungsgrad herkömmlicher neuer Kohlekraftwerke liegt nur bei 40 bis 45 Prozent.
Umweltschützer beklagen dagegen den hohen Anteil von Kohle als Brennstoff und den damit verbundenen Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid. Bei der Verbrennung von Kohle würden große Mengen giftiger Stoffe freigesetzt, die Atemwegserkrankungen verursachen und das Krebsrisiko erhöhen.
Weiger: „Die Alternative zu billiger Importkohle ist ein Gaskraftwerk in Kombination mit Wasserstoff.“ Kohle werde zu nicht akzeptablen Bedingungen abgebaut. Beispiel Kolumbien. „Braunkohlestrom ist so günstig wie nie, er ist aber auch der schmutzigste. Das ist das Problem“, so Weiger. Deshalb stünden viele umweltschonende Gaskraftwerke in Deutschland still. Weiger: „Wir haben nicht zu wenig, wir haben zu viel Strom in Deutschland.“
Der BUND-Funktionär lobte jedoch gleichermaßen die Dialogbereitschaft der Dow, gemeinsam mit dem BUND weitere Entwicklungsschritte zu besprechen. Weiger nahm auch die Politik in die Pflicht: „Sie muss innovative Ansätze fördern.“
• Weiteres Thema während des Pressegespräches: die geplante Elbvertiefung. Der BUND lehnt bekanntlich die von Hamburg vorgesehene Ausbaggerung des Flusses ab. Sie sei nicht umweltverträglich.
Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (das WOCHENBLATT berichtete), das im Kern eine Pflicht zur Verbesserung des Gewässerzustands feststellt, sei die Hamburger Planung nicht mehr genehmigungsfähig. „Für uns ist das Urteil ein Etappensieg. Die Bedingungen für Ausgleichsflächen werden schärfer“, sagte BUND-Landesvorsitzender Heiner Baumgarten. Das Gericht habe festgehalten, dass die Europäische Wasserrahmenrichtlinie kein Papiertiger sei.
Der BUND sieht die Gefahren einer weiteren Elbvertiefung vor allem in einer zunehmenden Verschlickung der Nebenarme, insbesondere der Auen in der Haseldorfer Marsch auf der anderen Elbseite, sowie in einem größeren Havarierisiko auf der Unterelbe.
Hubert Weiger kritisierte, dass eine Elbvertiefung auch ökonomisch wenig sinnvoll sei: „Der menschenleere, mit Milliarden Euro Steuergeld finanzierte Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven ist ein ökonomischer Skandal ohne Gleichen. Der Bund muss endlich ein abgestimmtes gesamtdeutsches Hafenkonzept erarbeiten.“ Die Elbvertiefung dürfe nicht realisiert werden.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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