Weltweit einzigartiger Sensationsfund kommt ins Stader Schwedenspeicher-Museum
Das Gold des Kaisers
jd. Stade. Dieser Fund ist eine Sensation und die Umstände seiner Entdeckung faszinieren die Experten: Fast 1.700 Jahre schlummerte ein weltweit einzigartiges Goldstück im Boden, bis es von Sondengänger Matthias Glüsing auf einem Acker in der Nähe von Fredenbeck entdeckt wurde. Dass die Goldmünze künftig im Stader Schwedenspeicher gezeigt wird, ist ebenfalls sensationell. Solche außergewöhnlichen Exponate finden sich sonst nur in den ganz großen Museen dieser Welt.
Museumsdirektor Dr. Sebastian Möllers ist begeistert von dem neuen Highlight seines Hauses: "Wir müssen zwar etwas umräumen, aber für so ein besonders Stück scheuen wir natürlich keine Mühen". Damit die Münze im Museum im Stade und damit in der Nähe ihres Fundortes bleiben kann, zogen Landkreis, Landschaftsverband, Kreisarchäologie und die Stadt Stade an einem Strang. Über den Wert der Münze wurde Stillschweigen vereinbart.
Es ist der wohl bedeutendste römische Fund, den die Archäologie im Landkreis Stade jemals gemacht hat: Die Sondermünze mit dem Konterfei des weströmischen Kaisers Constans († 350) ist mehr als eine Rarität. Sie ist ein Unikat und damit weltweit einzigartig. Die Münze aus 9,2 Gramm purem Gold ist laut Kreisarchäologe Daniel Nösler auch deshalb außergewöhnlich, weil sie nicht als Zahlungsmittel diente, sondern vom Kaiser des Römischen Reiches persönlich an höchste Würdenträger, verdiente Heerführer und treue Bundesgenossen vergeben wurde. Geprägt wurde die Münze 342 oder 343 in Siscia (heute Sisak in Kroatien) anlässlich Constans' Sieg über die Franken. Entdeckt hat das spektakuläre Fundstück ein Sondengänger.
Solch eine Sondermünze, von den Historikern Multiplum genannt, sei in der römischen Kaiserzeit ähnlich wie ein Orden für herausragende Verdienste und nur zu besonderen Anlässen verliehen worden, erläutert Nösler. Er geht davon aus, dass Constans die Münze einem befreundeten germanischen Herrscher überreicht hat, der damit für Heeresdienste oder Bündnistreue belohnt wurde. Dieses Multiplum stellte laut Nösler im freien Germanien ein besonderes Statussymbol dar. „Fasst man die bisherigen Indizien zusammen, kann als ehemaliger Eigentümer ein germanischer Fürst oder König vermutet werden, der sein Machtzentrum an der Niederelbe hatte", sagt der Kreisarchäologe. „Die Münze ist somit der früheste archäologische Beleg für die Existenz einer sächsischen Herrscherelite auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen“, so Nösler.
Für ihn ist es ebenso sensationell, dass die Goldmünze bis auf ein paar Kratzer unversehrt aus dem Erdreich geborgen werden konnte - und das nur wenige Zentimeter tief in der Ackerkrume. "Diese Münze wollte jetzt gefunden werden", bemüht der Kreisarchäologe augenzwinkernd die Macht des Schicksals. Ein schicksalhafter Tag war es jedenfalls für Matthias Glüsing, als er im Dezember 2017 mit seiner Sonde im Auftrag von Nösler unterwegs war und auf das einzigartige Fundstück stieß, das er zunächt für einen Schokotaler hielt. Nach Recherchen im Internet dämmerte ihm schnell, dass er etwas ganz Besonderes in seinen Händen hielt.
Auch der Fachmann zeigte sich fasziniert: "Ich war wie elektrisiert, als ich per WhatsApp die Bilder geschickt bekam und mir die Bedeutung der Münze klar wurde. Ich konnte einige Nächte nicht schlafen", sagt Nösler. Es wurde absolute Geheimhaltung vereinbart, um nicht illegale Schatzsucher anzulocken. Das Gelände wurde von den Archäologen gründlich untersucht, doch weitere Funde blieben aus.
Die Auswertung historischer Luftbilder und Karten ergab, dass sich dort - unweit einer markanten Anhöhe und eines uralten Weges - früher prähistorische Hügelgräber sowie ein kleines Moor befanden. In diesem Moor ist die Münze nach Ansicht von Nösler bewusst zu rituellen Zwecken versenkt worden. "Moore dienten den Germanen oft als Opferplätze.
Nachdem ein Experte die Echtheit der Münze bestätigt hat und diese restauriert worden ist, musste die Frage geklärt werden, wo sie in Zukunft ihren Platz findet. „Dank der Unterstützung der Ernst von Siemens-Kunststiftung, des Landschaftsverbandes Stade sowie des Landkreises konnte das seltene Stück für den Schwedenspeicher angekauft werden", so der Stader Landrat Michael Roesberg. "Damit ist unsere Museumslandschaft um eine einmalige Attraktion reicher."
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