Ehrenamtliche des Automobilclubs ACE richten Aktion an Grundschule aus
Die "Elterntaxis" fahren wieder

Durch das "Elterntaxi" werden Schulkinder oft in unnötige Gefahrensituationen gebracht   | Foto: Fotolia/U.J. Alexander
  • Durch das "Elterntaxi" werden Schulkinder oft in unnötige Gefahrensituationen gebracht
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jd. Hammah. Die Schule hat vor Kurzem begonnen - und schon sind sie wieder unterwegs: die "Hubschrauber-Eltern", die ihren Nachwuchs am liebsten auf Schritt und Tritt begleiten würden. Jetzt werden die lieben Kleinen wieder direkt vor die Schultür kutschiert. Damit der Sprössling ja keinen Meter zu viel laufen muss, setzen sich Mami und Papa auch gern über Verkehrsregeln hinweg und stellen sich ins Halteverbot.

Diese Unsitte ist nicht nur Lehrern und anderen Eltern ein Dorn im Auge. Auch Verkehrsexperten warnen vor den "Elterntaxis". Diese sorgen jede Morgen vor den Schulen für chaotische Verkehrsverhältnisse und schaffen für die Schüler Gefahrensituationen, die gar nicht erst entstünden, wenn sich die Kinder auf das Rad setzen oder zu Fuß gehen würden.
Auf diese Problematik wollten jetzt Matthias Cordts und Günter Rademacker aufmerksam machen. Die beiden Mitglieder des Kreisverbands Stade/Rotenburg im Autoclub Europa (ACE) haben jetzt bei einer Grundschule im Landkreis Stade genauer hingeschaut.

Ausgewählt für die Aktion "Goodbye Elterntaxi" wurde die Grundschule in Hammah. "Dort ist die Verkehrssituation unter dem Aspekt der Schulwegsicherheit problematischer als anderswo", sagt Cordts, der mit seinem Mitstreiter vor Schulbeginn rund eine Dreiviertelstunde lang das Geschehen vor Ort in Augenschein genommen hat. Da die Grundschule unmittelbar an der Hauptstraße nach Himmelpforten liege, sei besondere Rücksicht seitens der Autofahrer geboten.

Das Gegenteil sei jedoch der Fall gewesen, so Cordts: "Wir registrierten in dieser kurzen Zeit drei Rotlichtverstöße - an einer Bedarfsampel, die extra dafür aufgestellt ist, damit die Schulkinder sicher auf die andere Straßenseite gelangen." Außerdem halte sich gut wie niemand an das Tempolimit von 30 km/h. Nach Cordts' Einschätzung sind die meisten mit bis zu 60 Stundenkilometern unterwegs, ein kleiner Teil liegt sogar noch darüber. Geplant ist, dass die zwei Ehrenamtlichen des ACE noch einmal gemeinsam mit den Schülern Geschwindigkeitsmessungen durchführen.

"Wir haben vor, in Kooperation mit der Schulleitung einen Aktionstag durchzuführen, bei dem die Schüler für das Thema Schulweg sensibilisiert werden", sagt Cordts. Allerdings habe die Schule in dieser Hinsicht bereits einiges auf die Beine gestellt. Schon jetzt werde so etwas wie ein "walking bus" (Laufbus) organisiert: Eine Gruppe Kinder trifft sich bzw. holt sich gegenseitig ab, um sich gemeinsam in Begleitung von ein oder zwei Erwachsenen auf den Weg zur Schule zu begeben. Hier zeige die Hammaher Grundschule bereits vorbildliches Engagement, so Cordts.

Die zwei ACE-Mitglieder hoffen, über die Kinder letztlich die Eltern zu erreichen. Deren Verhaltensweise mache die Straße vor der Schule erst gefährlich. Das morgendliche Verkehrschaos vor den Schulen werde gerade von Eltern verursacht, die um das Wohl ihrer Kinder besorgt seien, so Cordts. "Riskante Wendemanöver nach dem Absetzen des eigenen Kindes sowie das Parken auf Rad- und Fußwegen gefährden die anderen Schüler." Mehrfach hätten Eltern an dem betreffenden Morgen das absolute Halteverbot ignoriert, hätten Einfahrten zugeparkt und den Fußweg blockiert.

Das "Elterntaxi" sei vielleicht für den eigenen Nachwuchs vermeintlich sicher, dadurch würde man aber andere Kinder unnötigen Gefahren aussetzen, so Cordts' Fazit. Nachdem bei dem Ortstermin die Gefahrenpunkte erfasst wurden, sollen in einem zweiten Schritt vor Ort Broschüren verteilt werden. So gibt der Ratgeber "Besser ankommen. Laufend lernen" Tipps, wie die Verkehrssituation vor einer Schule entschäft werden kann. Die direkte Ansprache derjenigen "Elterntaxi"-Chauffeure, die bei einem Verstoß ertappt werden, bringe meist nichts, so Cordts. Eine Mutter habe ihm mal entgegnet, er könne ihr gar nichts, ihr Mann sei Anwalt.

Pkw hat höchstes Unfallrisiko

Wenn man das Kind mit dem Auto zur Schule fährt, ist das am sichersten - so denken viele Eltern, gerade von Grundschülern. Doch das ist falsch: Der vermeintlich sichere Pkw stellt sowohl für die Insassen als auch für die Kinder, die sich auf dem Schulweg befinden, ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Die meisten Kinder, die bei Verkehrsunfällen verunglücken, sind Beifahrer in einem Pkw.
Begaben sich vor 40 Jahren noch rund 90 Prozent der Grundschüler selbstständig auf den Schulweg, sind es aktuell nur noch etwas mehr als 50 Prozent, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Jeder fünfte Schüler wird mit dem "Elterntaxi" kutschiert. Das ist ein höherer Anteil als die "Buskinder".

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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