Mehrheit möchte böllern
Ergebnis der WOCHENBLATT-Umfrage: 54 Prozent der Teilnehmer halten Böllerverbot an Silvester für überzogen
(jd). Das kam angesichts der steigenden Corona-Zahlen nicht unbedingt überraschend: Auch in diesem Jahr wird es wieder ein Böllerverbot an Silvester geben. Der Verkauf von Feuerwerkskörpern und Raketen wird untersagt. Das wurde in der vergangenen Woche beim Bund-Länder-Gipfel beschlossen. Das erneute Aus für die Knallerei stößt auf ein geteiltes Echo: Mediziner und Polizeigewerkschaften begrüßen das Verbot, die Hersteller von Pyrotechnik halten die Maßnahme für überzogen. Das WOCHENBLATT hat seine Leser befragt, wie diese zu dem Thema stehen. Das Ergebnis der Online-Umfrage: Eine Mehrheit findet das Böllerverbot nicht richtig.
"Am Silvestertag und Neujahrstag wird bundesweit ein An- und Versammlungsverbot umgesetzt. Der Verkauf von Pyrotechnik vor Silvester wird in diesem Jahr generell verboten und vom Zünden von Silvesterfeuerwerk generell dringend abgeraten, auch vor dem Hintergrund der hohen Verletzungsgefahr und der bereits enormen Belastung des Gesundheitssystems." - So steht es wörtlich im Beschluss der Länderchef-Konferenz.
Die Polizeigewerkschaften begrüßen die Entscheidung: Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, erklärte, dass damit eine Forderung seiner Organisation umgesetzt werde. Häufig werde in größeren Personengruppen geböllert, die Menschen stünden dicht an dicht nebeneinander. Auch Oliver Malchow, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), meint, dass wegen der hohen Belegungszahlen auf den Intensivstationen und der Belastung der Notaufnahmen ein Böllerverbot sinnvoll sei.
Beim Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) herrscht hingegen Kopfschütteln. Laut VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen könnte das für viele Mitgliedsunternehmen den Todesstoß bedeuten. Er bezeichnete die Begründung für das Verbot als "völlig haltlos". Dass so Kliniken entlastet werden könnten, sei nicht belegt. Aus der Branche heißt es, hunderte Beschäftigte müssten nun um ihre Jobs fürchten.
Doch wie sehen die Bürger das? Halten Sie das Böllerverbot für sinnvoll oder gelten die Politiker in ihren Augen als "Spaßbremse"? Um sich ein Bild von der Stimmungslage in Sachen Silvesterknallerei zu machen, hatte das WOCHENBLATT eine spontane Online-Befragung gestartet. Dabei wurde deutlich, dass zwei absolut gegensätzliche Meinungen aufeinanderstoßen. Das Thema Silvesterknallerei polarisiert - auch ohne Corona.
Immerhin mehr als 37 Prozent der rund 3.000 Umfrage-Teilnehmer sprachen sich für ein grundsätzliches Feuerwerksverbot aus, ganz unabhängig von der Pandemie. Lediglich zwei Prozent waren der Meinung, dass nur aufgrund der aktuellen Corona-Situation nicht geböllert werden dürfe. Auf der anderen Seite waren ebenfalls die moderaten Positionen in der Minderheit: Nur etwas mehr als sechs Prozent vertraten die Ansicht, das Verbot sein "ein wenig" übertrieben. Eine Mehrheit von fast 54 Prozent hingegen findet dieses Verbot "völlig überzogen".
Das ist natürlich nur ein spontanes Meinungsbild und keine repräsentative Umfrage. Bemerkenswert war dabei, dass es während der zweieinhalbtägigen Laufzeit der Umfrage zweimal einen kompletten Umschwung gab: Zunächst zeichnete sich eine Mehrheit bei den Böller-Befürwortern ab, dann gingen innerhalb kürzester Zeit die Gegner in Führung. Am Ende errangen dann aber doch die Kritiker eines Böllerverbots die Oberhand.
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