Gertrud Stüven aus Drochtersen saß lebenslang im Flüsterkasten

Getrud Stüven in den 1970er Jahren beim Soufflieren | Foto: Stüven
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  • Getrud Stüven in den 1970er Jahren beim Soufflieren
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Ehrenamtliche ist seit sechs Jahrzehnten Souffleuse beim Platt-Theater "De Inseloners"

tp. Drochtersen. Als Gertrud Stüven (77) im Jahr 1958 in der Kehdinger Platt-Theatergruppe „De Inseloners“ das Ehrenamt der Souffleuse übernahm, ahnte sie nicht, dass dies „lebenslang“ bedeuten würde: Denn inzwischen sitzt sie seit fast sechs Jahrzehnten im Flüsterkasten.

„Ich bin in der Theatergruppe das Mädchen für alles“, sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern und sechsfache Großmutter, die bei den „Inseloners“ auch für die Maske und die Kostüme verantwortlich zeichnet. Ihr verstorbener Ehemann Ernst-August Stüven (†74) war im Jahr 1953 Initiator der Laienspieltruppe mit Sitz in Drochtersen. So war es für Gertrud Stüven selbstverständlich, sich nach der Heirat ebenfalls in dem Verein zu engagieren.

„Doch ich steh‘ nicht gerne im Rampenlicht“, sagt die bescheidene Seniorin. Also wurde sie Souffleuse. Während mancher Darsteller in heiteren Schwanks wie „Vadder oder Söhn“, „Der lüttje Wippsteert“, „De Reis no‘ Helgoland“ seinen Text vergaß, kannte Gertrud Stüven bald sämtliche Rollen auswendig.

Hin und wieder klang das Zuflüstern der Textpassagen jedoch zu leise aus dem Souffleurkasten, sodass ein Schauspieler während der Aufführung vor großem Publikum einmal demonstrativ fragte: „Watt hest du secht?“ (Was hast du gesagt?). Trotz des Aussetzers hatte der Vergessliche die Lacher auf seiner Seite.
Gertrud Stüven ging wie immer ohne Applaus aus - und nahm es gelassen: „Schauspielern ist einfach nichts für mich.“ Nur einmal sprang sie wegen Krankheit einer Mimin ein.

Gertrud Stüvern freut sich vielmehr daran, wenn der Schwank als Gesamtwerk gelingt. Daran hat sie auch als Maskenbildnerin teil, schminkt trunksüchtigen Knechten eine blaue Nase, legt Bauernbräuten Turmfrisuren, verpasst dem Dorfpunker einen Irokesen-Hahnenkamm, klebt falsche Seebären-Bärte auf Männerwangen. Zudem hält die Hobby-Schneiderin den Kostümfundus in Schuss. Den mit grünem Stoff bespannten Souffleurkasten bestickte sie stolz mit dem Wappen der „Inseloners“, die ihren Ursprung auf der Elbinsel Krautsand haben.

Nach einem Leben im Schatten der Laienbühne zieht die Seniorin ein positives Fazit: „Ich hatte immer was zu lachen.“ Auch die zahlreichen Ausrutscher der Schauspieler, die sie aus erster Reihe mitbekam, nimmt sie mit Humor: „Einmal glitt mein Ehemann Ernst-August in der Rolle eines Seemanns auf einem Häufchen Rasierschaum aus und landete mit den Füßen voran bei mir im Souffleurkasten.“

Getrud Stüven in den 1970er Jahren beim Soufflieren | Foto: Stüven
"Aufführung der "Reise nach Helgoland" in den 1980er Jahren: Der Souffleurkasten - von Gertrud Stüven mit dem Wappen der "Inseloners" bestickt - thront vor der Bühne | Foto: Stüven privat
Gertrud Stüven hält sich lieber im Hintergrund
Hobby-Maskenbildnerin Gerdrud Stüven schminkt den Laienschauspieler Horst Dräger (1993) | Foto: Stüven privvat
Mit Fotoalbum voller Theatererinnerungen: Gertrud Stüven | Foto: Stüven
Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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