Angela Gottschalk aus Stade näht Verkleidungen

Kostüme sind ihr Leben

sla. Stade. Ob Sissi, Geisha oder Marketenderin - Angela Gottschalk ist schon in etliche Verkleidungen geschlüpft – nicht nur zur Faschingszeit. Die Staderin schneidert und verleiht Kostüme aller Art, war u.a. zehn Jahre die Gertrud beim einstigen Stader Fastnachtsumzug und nahm an diversen Festen in opulenten Verkleidungen teil. Die Faschingszeit zählt normalerweise zu ihrer Hauptsaison. Der Venezianische Karneval, der jedes Jahr im Januar durch die Hamburger Innenstadt führt, wurde bereits im vergangenen Jahr abgesagt. Den Spaß ließen sich Angela Gottschalk und Tochter Linda (31) dennoch nicht nehmen und posierten stattdessen mit ihren Verkleidungen Corona-konform im Garten einer Nachbarin. "Ob dieses Jahr in Venedig der Karneval stattfinden kann, steht momentan noch in den Sternen", sagt Angela Gottschalk, die sich die Reise nach Italien aufgrund ihrer finanziellen Einbrüche dieses Jahr aber sowieso nicht leisten könnte.

Ihrem Metier bleibt sie dank finanzieller Unterstützung ihres Ehemannes dennoch treu. Die Staderin beweist, dass man nicht unbedingt aus einer Karnevalshochburg am Rhein kommen muss, um faschingsbegeistert zu sein.
Bereits vor über 25 Jahren brachte die einstige Stenotypistin bei ihrem Umzug von Leipzig nach Stade einhundert Faschingskostüme mit, die sie teils mit einfachsten Mitteln aus Möbelstoffen, Tischdecken und Bettlaken fertigte.

Ihr Keller im Stader Einfamilienhaus gleicht einem Labyrinth aus Schuhen, Stoffen, Perücken, Accessoires und etlichen Kostümen für Kinder und Erwachsene. Die meisten Verkleidungen sind selbst genäht, aber auch Originale wie Saris aus Indien, Scheich-Gewänder aus Dubai, Petticoats aus den 1950er Jahren und Hippie-Kleider aus den flippigen 1970ern bietet der Fundus für Feste aller Art. Auch ihre Familie hat sie mit ihrer Leidenschaft infiziert: Im Mozartjahr 2006 war sie mit Ehemann Peter und ihren beiden Kindern verkleidet als Mozart-Familie unterwegs, um Werbung für die „Zauberflöte“ zu machen. Für den Stader Opernball nähte sie für sich und Stadeum-Mitarbeiterinnen prachtvolle Ballkleider im Sissi-Stil. Das ganze Jahr über gab es Gelegenheiten für Verkleidungen, etwa beim Steampunk-Festival in Buxtehude, zu Festspielen in der Festung Grauerort, Jubiläen und anderen Events in ganz Deutschland. Sogar bei einem Film über Hamburg, der wegen der historischen Kulisse auch in Stade gedreht wurde, sorgte Angela Gottschalk als Komparsin im selbst genähten Kostüm als Marktfrau für stilechte Belebung.

Seit Kurzem versorgt Angela Gottschalk einen Youtube-Kanal mit vielfältigen Accessoires. Ansonsten sind die meisten Aufträge seit zwei Jahren durch Corona weggebrochen. Selbst das Wetter machte ihr beim Mittelalterfest in Kutenholz letzten August einen Strich durch die Rechnung. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Angela Gottschalk und tröstet sich mit der stillen Hoffnung, dass sie mit ihren Verkleidungen eventuell im Frühjahr wieder Feste zu einem besonderen Erlebnis machen kann. https://www.kostuemwerk-stade.de