Zapfhahn am Ende der Welt: Land's End in Wischhafen ist kult
Norddeutsche Gelassenheit in der letzten Kneipe vor der Fähre / Wirt Peter Ibs punktet mit Theken-Humor.
tp. Wischhafen. "Ich steh den ganzen Tag in der Kneipe und krieg' auch noch Geld dafür": Wirt Peter Ibs (64) punktet nicht nur mit Theken-Humor. Dank seiner rau-norddeutschen Gastfreundschaft, kerniger Hausmannskost und der besonderen Lage mit Blick auf die Autoschlange vor Elbfähre in Wischhafen ist das "Land's End" längst das Kult-Lokal im Norden.
Hier enden der Landkreis Stade und das Land Niedersachsen. Die meisten Gäste kommen von jenseits des Flusses, aus Schleswig-Holstein. "Sie haben die Tour mit der Fähre gerade hinter sich, einen Urlaub oder Tagesausflug vor sich und daher meistens gute Laune", berichtet Peter Ibs, der die rustikale Kneipe mit Imbiss vor 14 Jahren übernahm.
Täglich von 9 bis 19 Uhr öffnet der ledige, ehemalige Einzelhandelskaufmann sein Lokal. "Ich habe 80 Prozent Stammgäste, die meisten von ihnen sehe ich aber nur ein Mal im Jahr", sagt Ibs mit Blick auf den hohen Anteil an Ferienreisenden, die im Sommer, wenn das Land's End Hochkonjunktur hat, in Richtung Süden fahren.
Einer, der der Gaststätte das ganze Jahr die Treue hält, ist Erich Gooß (73). Der Klempner im Ruhestand, der ab und zu in der Gegend noch kleine Handwerksjobs erledigt, kehrt in den Pausen gerne zu einem Plausch beim Bierchen ein und freut sich, wenn ordentlich Betrieb herrscht.
Mal fährt eine Gruppe hungriger Biker mit knatternden Motoren vor, um die legendären Fischbrötchen zu probieren, dann wieder genießen unternehmungslustige Rentner draußen unter Sonnenschirmen Eis und Kaffee - wie Heike (80) und Heinz Schicharin (81) aus Kollmar. Bei ihrem Tagesausflug zu ihrem 53. Hochzeitstag machten sie Rast im Land's End, das es schon seit vier Jahrzehnten gibt. "Ich kenne die Gastwirtschaft noch aus meiner Zeit als Berufstätiger", sagt Heinz Schicharin. Der frühere Kosmetikvertreter war häufig im Raum Kehdingen im Außendienst unterwegs und lernte den zünftigen Mittagstisch des Land's End zu schätzen, wo Deftiges wie "Birnen, Bohnen und Speck" serviert wird.
Meistens geht es im Land's End gemächlich zu, doch einmal im Jahr, wenn im Dorf Wacken in Schleswig-Holstein das weltgrößte Heavy-Metal-Festival gefeiert wird, schuften Peter Ibs und seine fleißige Bedienung Steffi Eberhard (24) im Akkordtempo und erfüllen den Fans fast alle Sonderwünsche. "Doch in diesem Jahr musste ich erstmals passen", sagt die sympathische Servicekraft: "Ein Rocker - wohl schon beschwipst, wollte bei mir eine Harke kaufen."
Ein beliebtes Stammtischthema im Land's End ist die geplante Küstenautobahn mit Elbtunnel. Peter Ibs sieht dem Mega-Projekt, das den Betreibern der Elbfähre Wischhafen-Glückstadt Existenzsorgen bereitet, mit Gelassenheit: "Bis der Tunnel fertig ist, bin ich doch längst in Rente."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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