Stader Landrat engagiert sich weiter
Das Moorexpress-Schicksal entscheidet sich in Hannover
In 34 Minuten von Bremervörde nach Stade - nicht mit dem Auto auf der vielbefahrenen B74, sondern bequem mit der Bahn: Das ist zwar noch Zukunftsmusik, soll aber in ein paar Jahren Realität werden. Um diese verkehrspolitische Vision für die Region umzusetzen, muss die bisher nur touristisch genutzte Moorexpress-Strecke für den regulären Bahnverkehr reaktiviert werden (das WOCHENBLATT berichtete). Allerdings haben es nicht die beteiligten Landkreise Stade und Rotenburg in der Hand, ob und wann die Bahnverbindung Stade-Bremervörde wieder für den Personenverkehr in Betrieb genommen wird. Die Entscheidung trifft das Land, während der Bund den Großteil der Kosten übernimmt. Bis zu 90 Prozent der Investitionskosten werden mit Fördermitteln aus Berlin gedeckt.
Gremium in Hannover
In Hannover wiederum kam jetzt das Gremium zu einer ersten Sitzung zusammen, das ein entscheidendes Wörtchen bei der Frage mitzureden hat, welche alten Bahnstrecken in Niedersachsen wieder zu neuem Leben erweckt werden sollen. Ein sogenannter Lenkungskreis, bestehend aus Politikern und Vertretern der kommunalen Spitzenorganisationen sowie von Umwelt-, Sozial-, Fahrgast- und Verkehrsverbänden, prüft jetzt noch einmal alle vorgeschlagenen Strecken auf ihre Eignung. Das ganze Prozedere wurde zwar bereits unter der alten rot-schwarzen Landesregierung in ähnlicher Form durchdekliniert. Doch die rot-grüne Koalition hatte vereinbart, das gesamte Verfahren der Streckenreaktivierung noch einmal neu aufzurollen.
Es gab schon mal eine Quasi-Zusage
Für die Moorexpress-Strecke ist dies ein kleiner Rückschlag. Denn der damalige Wirtschaftsminister Bernd Althausmann (CDU) hatte deren Reaktivierung bereits im vergangenen Jahr quasi als beschlossene Sache verkündet. Die Minister-Zusage war letztlich dem Einsatz von Stades Landrat Kai Seefried (CDU) zu verdanken, der sich mal öffentlich, mal hinter den Kulissen vehement für die Wiederbelebung der Strecke eingesetzt hat.
Dass Althusmanns Wort keinen Wert mehr hat, lässt Seefried aber nicht resignieren. Er verweist auf die im September 2022 präsentierte Machbarkeitsstudie der Bahngesellschaft EVB, wonach der Strecke Stade-Bremervörde eine hohe Auslastung und damit ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis attestiert wird. Laut der Studie würde eine Ertüchtigung der Strecke vom Bahnhof Bremervörde bis zum Stader Bahnhof 7,77 Mio. Euro Kosten, für eine Anbindung bis nach Himmelpforten mit Schaffung einer zusätzlichen Haltestelle in Nähe der Elbe Kliniken wären 11,43 Mio. Euro fällig. Für die Streckenführung nach Stade würde sich ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1,23 ergeben, bei einer Weiterführung bis Himmelpforten würde sich der Wert mit 2,37 fast verdoppeln.
Kosten-Nutzen-Verhältnis entscheidet
Dieses Kosten-Nutzen-Verhältnis ist letztlich das entscheidende Kriterium. Liegt der Wert höher als eins, kann eine Strecke wirtschaftlich betrieben werden. Es gilt: je höher, umso besser. Laut Seefried soll die Studie inzwischen überarbeitet und an die erweiterten Kriterien des Landes zu einer standardisierten Bewertung der für eine Reaktivierung in Frage kommenden Strecken angepasst worden sein. Demnach soll sich die Kosten-Nutzen-Relation für die Moorexpress-Strecke sogar noch verbessert haben. Es besteht die nun die Hoffnung, dass die Strecke aufgrund der hervorragenden Bewertungen durch die Studie frühzeitig in die engere Auswahl kommt. Seefried hat gegenüber dem WOCHENBLATT angekündigt, dass er sich weiterhin aktiv für die Reaktivierung der Moorexpress-Strecke einsetzen will.
Einen großen Unsicherheitsfaktor gibt es aber noch: Nach den neuen Kriterien müssen auch die Betriebskosten für einen Zeitraum von 20 Jahren in den Blick genommen werden. Und diese machen mit 89 Prozent ein Vielfaches der Investitionskosten (elf Prozent) aus.
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