Freier Tag dank Luther: Wird der Reformationstag ein Feiertag?
(jd). In den evangelischen Kirchengemeinden wurde am Dienstag das Reformationsjubiläum begangen. Viele Menschen feierten mit, doch die meisten genossen einfach nur den zusätzlichen arbeitsfreien Tag. Nun wird in Niedersachsen darüber diskutiert, es nicht bei dieser einmaligen Ausnahme zu belassen. So plädiert Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dafür, den 31. Oktober dauerhaft als gesetzlichen Feiertag einzuführen. Auch sein Koalitionspartner in spe Bernd Althusmann (CDU) zeigt sich nicht abgeneigt. Es ist natürlich kein Wunder, dass diese Pläne bei Kirchenvertretern auf Zustimmung stoßen. Überraschenderweise sendet aber auch einer der Arbeitgeberverbände aus der Region positive Signale.
Weil und Althusmann kündigten an, mit Vertretern von Wirtschaft, Parteien und Kirchen über das Thema Feiertage zu reden. Bei der Kirche rennt die Politik ohnehin offene Türen ein. Landesbischof Ralf Meister will diesen Feiertag - wenn es denn einer wird - als einen Tag verstanden wissen, der "die Bedeutung der Religion und ihrer Funktionen in unserer Gesellschaft" zum Ausdruck bringt.
Dafür gibt es sogar Unterstützung von katholischer Seite: "Ich würde mich für meine evangelischen Glaubensbrüder freuen, sollte der 31. Oktober zum Feiertag erhoben werden," sagt Pfarrer Johannes Pawellek, der dem katholischen Dekanat Unterelbe vorsteht. Zum Dekanat gehören auch die Landkreise Stade und Harburg. Pawellek erinnert daran, dass mit Allerheiligen am 1. November gleich ein Tag nach dem Reformationsfest ein hoher Feiertag der katholischen Kirche begangen worden sei. Allerheiligen wie in Bayern oder Nordrhein-Westfalen auch hier im Norden per Gesetz zum Feiertag zu machen, hält Pawellek aber für illusorisch. Dennoch: "Der 31. Oktober hat auch für uns Katholiken am Vorabend von Allerheiligen besondere Bedeutung. Dieser Abend sollte nicht dem Halloween-Treiben überlassen bleiben."
Ein überraschendes Statement kommt von der Wirtschaft aus der Region: "Wir Arbeitgeber sind da ein wenig zwiegespalten", sagt Nathalie Rübsteck vom Handelsverband Nordwest: Natürlich sei es für die Beschäftigen in Niedersachsen ungerecht, hinsichtlich der Zahl der Feiertage das Schlusslicht in der Republik zu bilden. Rübsteck kann einem zusätzliche Feiertag durchaus Vorteile abgewinnen: "In diesem Jahr ist durch den Reformationstag ein Brückentag entstanden, an dem viele frei genommen haben." Das verlängerte Wochenende habe sich positiv auf den Tourismus ausgewirkt und der Montag sei aus der Sicht des Einzelhandels sehr erfolgreich gewesen: "Ich war am Montag in der Buxtehuder Fußgängerzone unterwegs. Da war ordentlich etwas los."
Ob ein weiterer Feiertag sich negativ auf die Wirtschaft auswirke, glaube sie nicht unbedingt, so Rübsteck. In Süddeutschland werde sehr effizient gearbeitet, obwohl es dort mehr Feiertage gebe. Diese Meinung teilen aber längst nicht alle Arbeitgebervertreter: Rübstecks Pendant vom Einzelhandelsverband Harz-Heide, der auch für den Kreis Harburg zuständig ist, erklärt klipp und klar: "Wir sehen keinen Bedarf für einen zusätzlichen Feiertag in Niedersachsen."
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