Entsetzen über diese Aussage im Hamburger Umland
Hamburger Senator: A20 hat keine Priorität
Was der Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) jetzt zum Thema A20 rausgehauen hat, dürfte in den niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Nachbarlandkreisen der Hansestadt für Verwunderung oder sogar Unmut sorgen: Gegenüber dem NDR erklärte der Grünen-Politiker, dass der Weiterbau der Küstenautobahn A20 aus seiner Sicht keine Priorität habe. Auch der Stader Landrat Kai Seefried (CDU) zeigt sich entsetzt über die Äußerungen Tjarks'. Der Landrat findet deutliche Worte: "Hamburg sollte nicht in alte Haltungen zurückfallen, nach denen eine nördliche Umfahrung Hamburgs immer kritisch gesehen wurde. Es muss darum gehen, die Verkehrsflüsse sinnvoll aufzuteilen und insgesamt zu entlasten."
Dauerstau im Elbtunnel und bei den Elbbrücken
Wie kommt Tjarks zu solch einer Aussage? Das fragen sich jetzt bestimmt viele Politiker, Unternehmer und auch Bürger aus dem Hamburger Umland. Vielleicht sollte der Senator sich mal öfter die Verkehrslage für Hamburg bei Google Maps anschauen: Dort sind nicht nur zu den Stoßzeiten neuralgische Punkte wie der Elbtunnel mit seinen nördlichen und südlichen Zufahrten, die A7 auf Hamburger Gebiet, die A1 zwischen dem Horster Dreieck und den Elbbrücken oder der Bereich um das Autobahndreieck Norderelbe regelmäßig rot bis dunkelrot eingefärbt. Das bedeutet: Es ist Stau oder die Autos bewegen sich allenfalls im Schritttempo vorwärts.
A20 als Umgehung für Hamburg
Gerade diese seit Jahrzehnten andauernde katastrophale Verkehrssituation mit dem Nadelöhr Elbtunnel und dem Engpass A1 war einer der Gründe dafür, eine weitere Autobahnverbindung zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu schaffen. Mit der A20 soll es künftig möglich sein, zügig von den Orten an der Nordsee im Weser-Ems-Raum sowie Elbe-Weser-Dreieck Richtung Ostsee und nach Norden zu gelangen, ohne dass man in den Hamburger Staus steckenbleibt. Das dürfte eigentlich auch die Hamburger freuen, denn die A20 dürfte mit dem geplanten Autobahntunnel bei Drochtersen auch deutlich zur Entlastung des Elbtunnels beitragen.
Studie fordert Streichung von Autobahn-Neubauprojekten
Tjarks Aussagen beziehen sich auf eine in diesen Tagen vorgelegte Kurz-Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, die im Auftrag der Umweltverbände BUND und Klima-Allianz Deutschland sowie der Gewerkschaft ver.di und des gewerkschaftsnahen ACE Auto Club Europa (ACE) erstellt wurde. Laut der Studie könnte das Bundesverkehrsministerium beim Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen rund 20 Milliarden Euro einsparen. Die genannten Verbände fordern angesichts der Löcher im Bundeshaushalt, Straßenneubauprojekte zu streichen. Dadurch könnten 20 Milliarden Euro eingespart werden. Das Geld würde dann für die Sanierung von Brücken und Investitionen in die Schiene zur Verfügung stehen.
Zu den "klimaschädlichen und teuren Autobahn-Neubauprojekten" zählt nach Ansicht der Verbände auch der Weiterbau der A20. "Mit einem Verzicht auf Bau und weitere Planung besonders teurer, naturzerstörender und dadurch umstrittener Projekte können große Summen dauerhaft eingespart werden", erklärte der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg gegenüber dpa. Als Beispiel nannte er explizit die A20.
Landrat: Bau der A20 darf nicht infrage gestellt werden
Über solche Forderungen kann der Stader Landrat Kai Seefried nur den Kopf schütteln. "Ich stehe für ein klares Ja zum Bau der Autobahn. Die A20 darf nicht infrage gestellt werden", erklärt der Landrat. Die Küstenautobahn werde nicht nur eine wichtige Entlastung für den Pendler- und Transitverkehr sein, sie sei auch unabdingbar für eine bessere Anbindung vieler Unternehmen im Landkreis Stade und der Industrie an der Elbe. Der Stader Seehafen, der mit dem Terminal für verflüssigte Gase zu einem internationalen Energiedrehkreuz ausgebaut wird, benötige unbedingt eine entsprechende Anbindung. Zudem warnt Seefried: „Ohne A20 wird es auch keinen Weiterbau der A26 in Richtung Drochtersen geben. Ohne diese Verbindung wird die Hansestadt Stade kein neues Industriegleis zum Seehafen bekommen – auch diese Entlastung der Bürgerinnen und Bürger ist seit langem überfällig“, sagt Seefried.
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