Landkreis Stade
Knast-Flair am Insel-Hafen auf Krautsand
"Wie eine Hochsicherheitszone": Schiffsanleger mit Stacheldrahtzaun gesperrt
tp. Krautsand. "Das sieht aus wie in einer Hochsicherheitszone!": Rentner Peter Paulsen (70) war perplex, als er bei seinem jüngsten Besuch des Hafens der Elbinsel Krautsand plötzlich vor einem 2,50 Meter hohen Stahlzaun mit einem breiten Kranz aus Stacheldraht stand. Der Insel-Freund aus Himmelpforten fragt, warum die bislang offene und bei Spaziergängern, Hundehaltern, Anglern und bei Badegästen beliebte Uferzone plötzlich abgesperrt wurde. Bei der Gemeindeverwaltung in Drochtersen gibt man Vorschriften zur internationalen Hafensicherheit als Grund für die martialisch anmutenden Baumaßnahme an.
Laut dem stellvertretenden Bauamtsleiter Heino von Busch und Bürgermeister-Vertreter Michael Krüger war die Verwaltung selbst überrascht, als sich das Land Niedersachsen im Jahr 2016 an das Rathaus wandte, um die Sicherheitsmaßname zu veranlassen. Hintergrund war nach Angaben von von Busch die veränderte weltpolitische Lage mit erhöhtem Flüchtlingsaufkommen und Terrorgefahr. Aufgrund dessen seien im ganzen Land öffentliche Hafenanlagen, zu der neben Cuxhaven die eher kleine und ruhige Schiffskaje am Elb-Zufluss Ruthenstrom auf Krautsand zählt, mit Absperrungen gesichert worden. Mit dem Metallzaun am 150 Meter langen Verladeplatz sollen Menschen- und Drogenschmuggel per Schiff verhindert werden. Auch diene die Anlage der Terrorabwehr.
Auf Betreiben des niedersächsischen Verkehrsministeriums ließ die Kehdinger Gemeinde Drochtersen als Hafenbetreiberin eine Risiko-Analyse durch ein Fachbüro erstellen. Vor allem wegen der Anzahl von mehr als 15 internationalen Schiffsbewegungen (u.a. Müllschiffe aus Helgoland) sei der Krautsander Hafen schließlich in die Sicherheitsstufe 1 eingeordnet wurden, wodurch die Absperrung nötig wurde. Der Zaun wurde im November 2017 für 35.000 Euro errichtet.
Von der Uferseite aus können Mitglieder von Schiffsbesatzungen die Tore per Notriegel öffnen. Vom Land aus wird ein Schlüssel benötigt, über den der Hafenmeister verfügt.
Bei allem Verständnis für die Sorgfaltspflicht der Behörden kommt Peter Paulsen die Maßnahme "reichlich übertrieben" vor. Der Fotograf im Ruhestand bedauert, dass ein Stück Ufer mit besonderem Ausblick in die Natur für immer für die Öffentlichkeit unzugänglich ist.
Heino von Busch und Michael Krüger räumen ein, dass es weitere Beschwerden und Nachfragen im Rathaus gab: Die Verwaltungsmänner weisen jedoch darauf hin, dass Angeln und Baden dort seit jeher verboten und allenfalls geduldet war.
Die angrenzende Freifallanlage für Rettungsboote der Werft Hatecke ist schon seit Längerem mit einem Stahlgitter abgeriegelt.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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