Linken-Fraktion will Eltern für Müllvermeidung belohnen
Kommt im Landkreis Stade jetzt der Stoffwindel-Zuschuss?
jd. Stade. Abfall vermeiden: Die Zeiten, als die Grünen dieses Thema für sich allein gepachtet hatten, sind längst vorbei. So stellt jetzt die Linken-Fraktion im Stader Kreistag einen Antrag, bei dem es um große Müllmengen geht, die kleine Kinder erzeugen, solange sie noch nicht aufs Töpfchen gehen. Gemeint sind Windeln. Diese werden in der Regel als Einweg-Wegwerf-Produkt mit den Ausscheidungen des Nachwuchses in der Mülltonne entsorgt. Rund 5.000 gefüllte Windelpakete kommen zusammen, bis die lieben Kleinen trocken sind. Das halten die Linken für ökologisch bedenklich. Wiederverwendbare Stoffwindeln wären eine umweltfreundliche Alternative. Deren Anschaffung könnte der Landkreis den Eltern doch durch einen Zuschuss finanziell schmackhaft machen, meint der Linken-Politiker Benjamin Koch-Böhnke. Er hat beantragt, dass das Kreishaus entsprechende Möglichkeiten prüft.
Solche Windel-Zuschüsse gibt es anderswo bereits. Als Beitrag zur Abfallreduzierung haben bundesweit mehr als 360 Kreise und Kommunen derartige Regelungen beschlossen. Wenn Eltern von Kleinkindern nicht zu Pampers und Co. im Drogerieregal greifen, sondern sich stattdessen Stoffwindeln bzw. Mehrweg-Windelsysteme zulegen, gibt es eine Anschubfinanzierung. Denn die Erstanschaffung kann die Haushaltskasse der jungen Eltern erheblich belasten. Je nach System ist mit 300 bis 600 Euro zu rechnen.
Nach Ansicht der Linken-Fraktion sei eine Bezuschussung von Mehrwegwindeln aus Gründen der Müllvermeidung und Nachhaltigkeit sinnvoll, meint Koch-Böhnke. "Bei der Prüfung durch die Kreisverwaltung wäre es sicherlich auch von Vorteil, sich einmal mit den verschiedenen Städten und Landkreisen in Verbindung zu setzen, in denen die Bezuschussung bereits eingeführt wurde", so der Linken-Politiker aus Buxtehude. Von deren Erfahrungen könne der Landkreis Stade sicherlich profitieren. Die Vor- und Nachteile sowie die entstehenden Kosten seien so besser einzuschätzen.
Die meisten Kommunen gewähren einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 75 bis 100 Euro. Ob dieser finanzielle Anreiz tatsächlich ausreicht, dass Eltern vom bequemen "ab in die Tonne damit" auf den regelmäßigen Windel-Waschtag umschwenken, bleibt fraglich. Unter dem Kostenaspekt dürften sich die Stoffwindeln auf jeden Fall dann lohnen, wenn sie von einem nachfolgenden Geschwisterkind "aufgetragen" werden. Wer lieber zu Wegwerfwindeln greift und dabei noch Markenprodukte vorzieht, kommt bei zwei Kindern am Ende locker auf mehr als 2.000 Euro.
Und wann wäre da noch das gute ökologische Gewissen: Ein Wickelkind in Wegwerfwindeln produziert pro Monat rund 100 Liter Müll. Wird es zweieinhalb Jahre lang gewickelt, sind das unterm Strich drei Kubikmeter Abfall mit einem hohen Anteil an Plastikfolie. Die dabei zusammengekommenen 5.000 benutzten Einwegwindeln entsprechen dem Gewicht von einer Tonne. Das wäre aufs Jahr umgerechnet eine Drittel Tonne. Bei kreisweit etwa 4.000 Kleinkindern im Windelalter landen im Landkreis Stade so Jahr für Jahr rund 1.300 Tonnen an Einwegwindeln im Müll.
• Über den Windelzuschuss-Antrag berät der Kreistags-Ausschuss für Abfall- und Kreislaufwirtschaft auf seiner Sitzung am Donnerstag, 3. Juni, um 8.30 Uhr im Großen Sitzungssaal des Kreishauses. Einwegwindeln verursachen jede Menge Abfall
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