Strecke wurde vor fast 30 Jahren stillgelegt
Rollen bald wieder Züge zwischen Stade und Bremervörde?
Wird die Bahnstrecke Stade-Bremervörde (Moorexpress-Strecke) rund 30 Jahre nach ihrer Stilllegung wieder in Betrieb genommen? Es sieht derzeit ganz danach aus, dass nach der politischen Sommerpause die Weichen für eine Reaktivierung der Verbindung gestellt werden. Eine im Sommer 2021 vom Streckenbetreiber EVB in Auftrag gegebene und von den Landkreisen Stade, Rotenburg und Osterholz mitfinanzierte Machbarkeitsstudie ist fast fertig. Das Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Analyse wurde schon jetzt bekannt. Demnach soll sich die Reaktivierung auf jeden Fall lohnen.
Aktuell erhält die Studie des Karlsruher Unternehmens PTV Transport Consult noch den letzten Schliff, ihre Inhalte gelten als vertraulich. Offiziell vorgestellt werden soll das Gutachten nach Auskunft von Stades Landrat Kai Seefried auf der Sitzung des Kreistags-Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr am Dienstag, 13. September. Seefried selbst hatte noch während seiner Zeit als Landtagsabgeordneter dafür gesorgt, dass das Land als EVB-Mehrheitseigner eine solche Studie befürwortet.
Kürzlich wurden auf einer Sitzung des EVB-Aufsichtsrates die wesentlichen Eckpunkte des PTV-Papiers präsentiert. Die Endfassung liegt zwar noch nicht vor, doch die Fachleute aus Karlsruhe hatten schon jetzt erfreuliche Nachrichten im Gepäck. Demnach soll der Streckenabschnitt von Bremervörde nach Stade erhebliches Potenzial haben. Mehr als 4.000 Berufspendler sind täglich zwischen den Landkreisen Rotenburg und Stade unterwegs, hauptsächlich in Richtung Stade. Wenn davon ein Großteil auf die Bahn umsteigt, sollte sich die Reaktivierung der Strecke allemal auszahlen.
Besonders profitieren von der Öffnung der aktuell nur touristisch genutzten Moorexpress-Strecke für den öffentlichen Personenverkehr könnte die Hansestadt Stade. In der Studie werden im Stader Bereich drei Szenarien durchgespielt: einmal die Inbetriebnahme der Strecke mit den bestehenden Bahnhöfen und Haltepunkten, dann die Schaffung eines zusätzlichen Haltepunktes in Stade-Riensförde, wo im Sommer 2023 der Bildungscampus eröffnet wird, und schließlich eine Fortführung der Strecke bis Himmelpforten mit der Schaffung eines weiteren Haltepunktes in Stade-Hahle.
Er finde es begrüßenswert, dass die Gutachter von sich aus diese Varianten durchgespielt hätten, meint Seefried. Das seien spannende Ansätze. Das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis bestehe natürlich bei der ersten Variante, weil keine weiteren Haltepunkte gebaut werden müssen. Der Landrat hält aber einen Halt der Züge in Riensförde für äußerst sinnvoll und auch die Option mit einer Streckenführung nach Himmelpforten sei höchst interessant. "Dort besteht jetzt nur der Ein-Stunden-Takt der START-Züge." In Zukunft würde es dann zwei Abfahrten innerhalb einer Stunde am Bahnhof Himmelpforten geben.
Hinsichtlich der Nutzung der Gleise von Stade nach Himmelpforten sowie beim Bau eines Haltepunktes in Hahle müsse aber mit der Bahn als Eigentümerin verhandelt werden, so der Landrat. Er geht davon aus, dass eine Realisierung dieses Vorhabens aber schneller erfolgen könnte als eine Verlängerung der S-Bahn bis nach Himmelpforten. Laut Seefried könnten die Investitionskosten für die Reaktivierung der Moorexpress-Strecke weitgehend über Förderprogramme des Bundes abgedeckt werden. Außerdem werde die EVB ihren Teil dazu beitragen und auch die Kommunen entlang der Strecke hätten finanzielle Unterstützung zugesichert. "Sollte es erforderlich sein, wird auch der Landkreis seinen Beitrag leisten", sagt Seefried.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.