Kooperation mit dem Land vereinbart
So will der Landkreis Stade mehr Lehrkräfte anlocken

Bei der Unterrichtsversorgung steht der Landkreis Stade landesweit am schlechtesten da. Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Land soll jetzt Abhilfe schaffen | Foto: Adobe Stock/WavebreakMediaMicro
2Bilder
  • Bei der Unterrichtsversorgung steht der Landkreis Stade landesweit am schlechtesten da. Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Land soll jetzt Abhilfe schaffen
  • Foto: Adobe Stock/WavebreakMediaMicro
  • hochgeladen von Jörg Dammann

Der Lehrermangel ist auch im Landkreis Stade ein großes Thema - und das schon länger: Mit Unterrichtsversorgungsquote von lediglich 90,4 Prozent bildet der Landkreis das Schlusslicht in Niedersachsen. Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei 96,9 Prozent. Besonders betroffen sind die nicht-gymnasialen Schulformen, wo die Versorgung teilweise unter 80 Prozent gesunken ist. Landrat Kai Seefried bezeichnete die Situation bereits im Februar 2024 als "katastrophal" und forderte Maßnahmen des Landes, damit auch ländliche Regionen attraktiver für Lehrkräfte werden. Nach einem Jahr passiert endlich etwas: Das niedersächsische Kultusministerium hat mit den Landkreisen Stade sowie Cuxhaven - dort ist die Unterrichtsversorgung ähnlich schlecht - eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.

Mehr Lehrkräfte für den ländlichen Raum gewinnen

Ziel der Vereinbarung ist es, mehr Lehrkräfte für den ländlichen Raum zu gewinnen und langfristige Maßnahmen zur Stabilisierung der Unterrichtsversorgung zu etablieren. Denn ein nicht unwesentlicher Faktor für die Versorgungsmisere ist der drastische Rückgang an Referendaren am Stader Studienseminar. Innerhalb von vier Jahren sank die Zahl der examinierten Lehramtsanwärter um fast zwei Drittel, was die Nachbesetzung offener Planstellen an Schulen in der Region erheblich erschwerte. Seefried und sein Cuxhavener Amtskollege Thorsten Krüger haben bereits vor einem Jahr Vorschläge gemacht, wie man die Situation entschärften könnte.

Präsentieren die Kooperationsvereinbarung: Kultusministerin Julia Willie Hamburg mit den Landräten Kai Seefried (li.) und Thorsten Krüger | Foto: Landkreis Stade
  • Präsentieren die Kooperationsvereinbarung: Kultusministerin Julia Willie Hamburg mit den Landräten Kai Seefried (li.) und Thorsten Krüger
  • Foto: Landkreis Stade
  • hochgeladen von Jörg Dammann

Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehört u.a. die Zuweisung von Referendaren aus Regionen mit besserer Bewerberlage an das Studienseminar Stade, das noch über zahlreiche freie Plätze verfügt. Außerdem könnte die Ausbildung in Mangelregionen (wie dem Landkreis Stade) für Referendare attraktiver gemacht werden, wenn finanzielle Zulagen gewährt werden. Eine weitere Überlegung wäre, eine Art Willkommenskultur für Referendare und Lehrkräfte in zu etablieren. Diese Vorschläge fließen jetzt in die Vereinbarung ein, die Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) gemeinsam mit Seefried und Krüger die Vereinbarung unterzeichnet hat. 

Um die Situation zu verbessern, sollen verschiedene Strategien umgesetzt werden:

  • Stärkung der Studienseminare: Die Lehramtsanwärter sollen gezielt für die Landkreise Stade und Cuxhaven gewonnen werden, indem Beratung und Zulassung optimiert werden. Eine frühzeitige Zuweisung der Bewerbungen an die Region soll helfen, den Standort attraktiver zu machen.
  • Mehr Flexibilität in der Lehrereinstellung: Neben klassischen Beamtenstellen sind auch unbefristete und befristete Tarifverträge vorgesehen. Ebenso sollen Versetzungen und Abordnungen erleichtert werden.
  • Digitalisierung als Standortvorteil: In Stade und Cuxhaven soll ein Schwerpunkt auf digitale Bildung und Künstliche Intelligenz (KI) gelegt werden, um die Region für junge Lehrkräfte interessanter zu machen.
  • Bessere Rahmenbedingungen für Lehrkräfte: Die Landkreise prüfen die Einrichtung eines „Lehrkräfte-Servicebüros“, das bei Wohnungssuche, Kita-Plätzen und Partner-Arbeitsplätzen hilft. Zudem sind finanzielle Anreize, kostenlose ÖPNV-Tickets und eine Marketingkampagne für die Region geplant.
  • Modellprojekt zur Entlastung von Schulen: Schulen mit besonders schlechten Versorgungslagen sollen zusätzliche Unterstützungspersonen erhalten. Dieses Projekt wird mit zwei Millionen Euro gefördert und soll neue Lösungsansätze erproben​.

Keine schnellen Lösungen

Die Initiative wird von den Beteiligten als wichtiger Schritt gesehen, um die jahrelangen Probleme endlich anzugehen. Ob die Maßnahmen tatsächlich greifen, wird sich jedoch erst in den kommenden Jahren zeigen. „Wir gehen hiermit den Weg der 1.000 Schritte“, betonte Ministerin Hamburg und machte deutlich, dass es keine schnelle Lösung gibt, sondern viele kleine Maßnahmen nötig sind​. Dennoch macht Landrat Seefried deutlich: „Unsere Region hat viel zu bieten – es ist an der Zeit, dass wir auch als attraktiver Arbeitsstandort für Lehrkräfte wahrgenommen werden.“ Er sieht in der Kooperation eine einmalige Chance: „Unsere Schulen leiden unter der derzeitigen Situation. Deshalb sind wir bereit, als Landkreis unseren Teil beizutragen, auch wenn wir für die Unterrichtsversorgung nicht direkt zuständig sind.“

Bei der Unterrichtsversorgung steht der Landkreis Stade landesweit am schlechtesten da. Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Land soll jetzt Abhilfe schaffen | Foto: Adobe Stock/WavebreakMediaMicro
Präsentieren die Kooperationsvereinbarung: Kultusministerin Julia Willie Hamburg mit den Landräten Kai Seefried (li.) und Thorsten Krüger | Foto: Landkreis Stade