Weiter Sanierungsstau im Landkreis Stade
Welche Erkenntnis: Zustand der Kreisstraßen immer schlechter
Diese Nachricht überrascht wohl keinen Autofahrer im Landkreis Stade: Der Zustand der Kreisstraßen hat sich weiter verschlechtert. Das bekam die zuständige Kreisbaurätin Madeleine Pönitz jetzt schwarz auf weiß bestätigt: Laut einem aktuellen Gutachten ist der Anteil der Straßen, die sich in einem sehr schlechten Zustand befinden, in den vergangenen fünf Jahren von 34,5 auf 40,6 Prozent gestiegen. Eigentlich hätte sich der Landkreis die 130.000 Euro für die Untersuchung sparen können. Es war klar, dass sich der Zustand der Kreisstraßen seit der letzten Erfassung im Jahr 2019 gar nicht verbessern konnte. Seit Jahren schiebt der Landkreis einen Sanierungsstau vor sich her - bedingt durch Personalmangel. Hinter vorgehaltener Hand ist in der Kreispolitik von früheren Fehlbesetzungen in der Amts- bzw. Abteilungsleitung die Rede. Derzeit hat Pönitz diese Posten kommissarisch inne.
Zwei Drittel der Straßen sind sanierungsbedürftig
Die Straßen werden nach dem gängigen System in fünf Zustandsklassen unterteilt - von 1 (neuwertig) bis 5 (sehr schlecht). In der schlechtesten Klasse 5 befinden sich mittlerweile 40,6 Prozent der Kreisstraßen – ein Anstieg von mehr als sechs Prozentpunkten seit 2019. Klasse 4, ebenfalls besorgniserregend, macht weitere 25,4 Prozent aus. Zusammengerechnet bedeutet das: Zwei Drittel aller Kreisstraßen sind in einem so schlechten Zustand, dass dringende Sanierungsmaßnahmen nötig sind. Straßen der Klasse 5 erfordern sofortige Maßnahmen wie Temporeduzierungen oder sogar Nutzungseinschränkungen, um Unfälle zu verhindern. Das übrige Drittel verteilt sich auf Kreisstraßen mit gutem bis mittlerem Zustand (Klasse 3: 9,7 Prozent), sehr gutem bis gutem Zustand (Klasse 2: 10,3 Prozent) und neuwertigem Zustand (Klasse1: 14 Prozent).
Bereits vor fünf Jahren schrieb das WOCHENBLATT über die Vorstellung der damaligen im zuständigen Fachausschuss des Kreistages: "Die Kreispolitiker ließen sich auf der Sitzung noch einmal von einem Experten bestätigen, was eigentlich seit Jahren bekannt ist: Ein Großteil der Kreisstraßen befindet sich in einem schlechten Zustand - so schlecht, dass der Ingenieur Henning Balck von dem mit der Erfassung des Straßenzustands beauftragten Fachbüro in seinem Bericht das Wort 'bedenklich' benutzte. Für den Experten Balck dürfte jetzt die Präsentation des aktuellen Zustandsberichtes einem Déjà-vu gleichgekommen sein. Nach fünf Jahren sind die Stader Kreisstraßen so kaputt wie eh und je.
Sanierungsbedarf wächst - Kosten steigen
Je weniger in den vergangenen Jahren an einzelnen Straßen gemacht wurde, umso höher sind später die Sanierungskosten. Laut Balck besteht mittlerweile bei 76,5 Prozent der Kreisstraßen Sanierungsbedarf. Die Fahrbahnschäden sind dabei oftmals so erheblich, dass die komplette Deckschicht erneuert werden muss. Einzelne Stellen zu flicken oder sogenannte Streifensanierungen vorzunehmen, reicht gerade einmal bei 37 Prozent der sanierungsbedürftigen Straßen aus. Das geht letztlich ins Geld: Während das einfache Flicken der Fahrbahn lediglich 4,80 pro Quadratmeter kostet, schlägt eine komplette Erneuerung der Deckschicht mit 34,50 Euro zu Buche.
Entsprechend hoch fallen die veranschlagten Kosten aus. Der Experte rechnet vor, dass der Landkreis jährlich 19,1 Millionen Euro investieren muss, um die Kreisstraßen wieder in Schuss zu bekommen und auch so zu halten. Um den Sanierungsstau aufzulösen (Balck nennt es "rückständigen Erhaltungsbedarf") sind in den kommenden zehn Jahren weitere 7,8 Millionen Euro jährlich erforderlich. Zusammengerechnet sind das pro Jahr 26,9 Millionen Euro. Dagegen wirken die acht Millionen Euro, die der Landkreis Stade pro Jahr für die Sanierung der Kreisstraßen bereitstellt und in der Vergangenheit nicht einmal in voller Summe verbaut hat, geradezu lächerlich.
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